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Raritäten-Label RELIEF: Unterbewertet
Das CD-Label RELIEF hat sich jahrelang mit der Pflege des Andenkens an den Tenor Rudolf Schock beschäftigt.
Leider enttäuscht das Interesse.
Es fing so
schön an: Anfang des 21. Jahrhunderts präsentierte der Schweizer Verleger Rico Leitner
auf dem CD-Label RELIEF zum 90. Geburtstag des grossen deutschen Tenors ein
Doppelalbum (2 CD), das 31 Opernarien aus dem ureigensten Repertoire von Rudolf
Schock, nämlich dem des lyrischen Tenors, enthielt. Dazu kamen 8 bis dannzumal
unveröffentlichte Lieder:
In einem umfangreichen Begleitheft mit einer ausführlichen Lebensbeschreibung und 20 ausgewählten Fotografien, die von Frau Gisela Schock beigesteuert worden waren, konnten sich auch Kreise, die Rudolf Schock nicht mehr persönlich auf der Bühne erlebt hatten, über den populären Startenor informieren.
RELIEF konnte
für dieses Album auf die Sammlung von Wilfried Chlosta zurückgreifen, der mit
Rudolf Schock befreundet gewesen war. Später sollten aus dieser Sammlung noch
drei Operntitel für die Herausgabe auf CD übernommen werden.
In den
vergangenen zwanzig Jahren sind auf RELIEF-CD insgesamt elf Gesamtaufnahmen von
Opern, Operetten und Oratorien sowie der Liederzyklus „Die schöne Müllerin“
(mit Gerald Moore am Klavier) und die Sammlung der bei EMI erschienen
Lied-Aufnahmen auf 2 CD herausgebracht worden.
Musikalische Kostprobe aus RELIEFS 'Die schöne Müllerin':
Der Verleger Rico Leitner machte es sich nicht leicht, Aufnahmen zu finden, die bis zu Beginn dieses Jahrhunderts als verschollen galten. Die RIAS-Aufnahme von Lehárs „Zigeunerliebe“ (1951) gehörte dazu. Er erwirkte auch vom Staatstheater Braunschweig die Erlaubnis zur Veröffentlichung einer Live-Aufnahme (!) der Operette „Das Land des Lächelns“.
Musikalische Kostprobe aus RELIEFS 'Das Land des Lächelns':
Ebenso vom „Radio de la Suisse Romande“ (Rundfunk der französischen Schweiz) die Erlaubnis zur Veröffentlichung des Musikteils von Mozarts „Zauberflöte“ (die gesprochenen Dialoge waren nicht mehr erhalten) in einer Aufnahme eines Gastspieles der Staatsoper Wien in Genf im Oktober 1952 unter Heinrich Hollreiser, in der auch Rita Streich, Valérie Bak, Gottlob Frick und Horst Günter mitwirkten. Diese „Zauberflöte“ (CD RELIEF CR 1910) gehört zu den wichtigsten in der Diskographie von Rudolf Schock, denn der „Tamino“ ist Schocks meistgesungene Bühnenrolle. Er hat sie in mehr als einhundert verschiedenen Inszenierungen gesungen! Das wird von den Leuten, die ihn heute in überheblicher Weise als Schnulzensänger abqualifizieren, prinzipiell übersehen.
In den
1950er-Jahren nahm Rudolf Schock bei EMI zwei gemischte Liedprogramme (Brahms,
Mozart, Schubert, Schumann, Strauss, Wolf) , den Zyklus „Die schöne Müllerin“
und acht Orchesterlieder von Richard Strauss auf.
Musikalische Kostprobe aus RELIEFS Liedprogramm:
Die beiden
Liedprogramme, Schumanns „Dichterliebe“ und die acht Orchesterlieder von
Richard Strauss sind im 2-CD-Album RELIEF CR 3010 („Rudolf Schock, Lieder“)
enthalten, während „Die schöne Müllerin“ (RELIEF CR 3006) auf einer Einzel-CD
erhältlich ist.
Diese beiden
Alben sollten die letzten RELIEF-Ausgaben von Rudolf-Schock-Aufnahmen sein.
Dafür gibt es zwei Gründe:
Aus musikalischer Sicht stellen Sie einen Höhepunkt in Schocks Diskographie dar und bilden damit einen sinnfälligen Abschluss der Gedenk-Reihe. Aus kommerzieller Sicht ist der Verkauf von CD leider seit Jahren in einem zunehmenden Abwärtstrend begriffen. Das hat mit mehreren Faktoren im Markt zu tun. Das Verschwinden von CD-Fachgeschäften und die Möglichkeit, über Internet-Kanäle viele Musikaufnahmen kostenlos beziehen zu können, gehören dazu. Bedauerlicherweise stellt sich auch heraus, dass die sogenannten „Fans“ von Künstlern keineswegs immer zur Unterstützung editorischer Bemühungen zum Erhalt des Andenkens an ihr Idol bereit sind.
Im Falle
Rudolf Schocks muss auch davon gesprochen werden, dass seine beispiellose
Popularität dank tausender von Fernseh-Auftritten sich auf seinen Ruf als
vorbildlicher Mozart-Interpret oder Liedsänger negativ ausgewirkt hat:
Einerseits ist er vor allem von der deutschen Kritikergilde nicht mehr ernst
genommen worden („Ein ernsthafter
Opernsänger singt keine Schnulzen…“) und andererseits sind mit der Zeit
seine „Fernsehfans“ zahlenmässig stark über das Opernpublikum hinausgewachsen,
was natürlich auch den Verkauf seiner Klassik-Aufnahmen sinken liess.
Der hier zur Verfügung stehende Raum reicht nicht aus, um eine wissenschaftliche Untersuchung für das Vergessen einst grosser und berühmter Namen zu veröffentlichen. Im Falle des CD-Labels RELIEF darf gesagt werden, dass Rico Leitner sich mit dem Gedenken an Rudolf Schock grosse Mühe gegeben hat, Aufnahmen in der bestmöglichen Qualität herauszugeben (die meisten waren ja nicht primär für die Veröffentlichung auf Schallplatte oder CD geplant). Mit der Zeit aber begann der finanzielle Einsatz für dieses Ziel für die Firma gefährlich zu werden, weil die Verkäufe selten mehr auch nur die Investition einbrachten. An die deutsche Rechtssprechung muss der Vorwurf gerichtet werden, Firmen, die vom Kopieren der CD anderer Firmen leben, völlig unbehelligt zu lassen. Auch diese Verluste wirken sich mit der Zeit negativ aus!
Es soll aber nicht weiter geklagt werden.
Die
Schock-Ausgaben bei RELIEF sind von vielen Kritikern gewürdigt worden. Es seien
an dieser Stelle und zum Abschluss dieser Zeilen einige dieser Besprechungen
aus neuerer Zeit zitiert:
1.) - "... eine Schatztruhe sondergleichen ... ungewohnt ungekünstelt, ohne Sentimentalitäten gestaltet ... jede Wendung intensiv, ohne emotionale Übertreibung ... keine Form von Manieren. Setzt immer noch Maßstäbe - auch heute noch" (Werner Pfister in 'Fonoforum “ 2019);
2.) - "Die
Feinheit seiner Ausdruckskraft, die Kunstfertigkeit seines Legatos (die perfekte Verbindung von Wörtern und
Sätzen), aber auch die klare Diktion (Verständlichkeit) und nicht zuletzt seine schöne Stimme
machen seinen Gesang zu einem Erlebnis“ (Francois Lilienfeld in
'Ensuite' 2019);
3.) - "... Rudolf
Schock hatte seine eigene Stilauffassung, sang gleichsam aus dem Herzen.
Und genau das macht diese Liedaufnahmen, die aus Schocks großen Gesangsjahren
stammen, so einzigartig. Was sofort fasziniert, ist Schocks absolut
selbstverständlicher Umgang mit dieser Kunstform. Er singt diese Juwelen deutscher
Liedkunst, ohne einen Moment pompös zu werden. Bewundernswert sind die präzise
Intonation, das Legato, der unglaublich lange Atem, die natürliche Musikalität
und vor allem die glasklare Verständlichkeit der Texte!" (John
H. Müller, Onlinemerker, 2018);
4.)
- "… offensichtlich ging es Schock immer darum,
Ereignisse, Gefühle oder Eindrücke aus dem Liedinhalt zu interpretieren. Sein
Publikum musste verstehen, was passiert, was die Komponisten und ihre
Textdichter mitteilen wollten. Er definierte dies mit seiner makellosen
theatralischen Intuition und schenkte es seinem Publikum weiter. Das machte ihn
so einzigartig, das war auch sein Erfolg bei all jenen Menschen, die sich nicht
getraut hätten, zu einer Wagner-Aufführung (oder Liederabend - KdL) zu gehen.
Wer den Liedern aufmerksam zuhört, wird feststellen , dass jedes Wort
verstanden werden kann, auch schwer verständliche Wörter, wie „das
Grillchen“, das auf „Anakreons Grab“ von Hugo Wolf „ergötzt“. Schocks Liedergesang war auch
Sprachpflege ...“ (Rüdiger Winter, Operalounge, 2018).
Rudolf Schock identifiziert
sich auf selbstverständliche Weise und vollkommen natürlich mit den von ihm
gesungenen Liedern: in Schuberts „Schöne
Müllerin“ IST er der verliebte junge Mann und kein Herr, der am
Bach entlang geht und die Umgebung distanziert in sich aufnimmt. Jeder
Musikliebhaber und erst recht jeder, der die Kunst Rudolf Schocks zu schätzen weiß und seine Stimme liebt, erkennt,
dass Schock „im Singen einen
Szenenvorgang sichtbar zu machen wüsste“ (Jürgen Kesting in
einem Gedenkvideo des Bayerischen Rundfunks).
N.B. :
RELIEF-CD werden produziert von der Firma SONIMEX AG, 9000-St.Gallen (Schweiz). (sonimex@sunrise.ch)
Der Vertrieb erfolgt über Note 1 Music GmbH, Bergheimer Strasse 126, DE 69115 Heidelberg (info@note1-music.com).
Die RELIEF-Produktionen sind in Fachgeschäften (wo es sie noch gibt) und beim einschlägigen Versandhandel erhältlich (z.B. jpc, Amazon und andere).
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