12.06.07

RUDOLF SCHOCK: TENOR & DARSTELLER (2)

Rudolf Schock: Tenor und Darsteller (2)

2CD-RELIEF CR 3001























Nach dem äusserst erfolgreichen Tauber/Schockfilm 'Du bist die Welt für mich' (1953/1954) ist Rudolf Schock über Nacht in breiten Schichten der Bevölkerung bis weit über die Grenzen seiner Heimat bekannt und berühmt.

Neben seinen vielen Aktivitäten auf internationalen Opernbühnen, in den Schallplattenstudios und auf der Kinoleinwand präsentiert er sich in den Konzertsälen nachdrücklich auch als Sänger von Liedern von Schubert, Schumann, Brahms, Strauss (Richard) und Wolf. Erst im Laufe des zweiten Teils dieser Konzertabende singt er einige Opernarien und schließlich - "wenn die Kritiker nach Hause sind", wie er 1957 zu einem niederländischen Journalisten sagt - wartet er mit Operettenliedern und Filmerfolgen auf.

Während der Auftritte bestürmen Jugendliche das Podium (Wir reden von der Glanzzeit des Rock & Rolls mit Bill Haley und Elvis Presley!), und nach dem Konzert stellt er sich noch lange seinen Fans zur Verfügung, wobei er Autogramme gibt. Meine kleine Schwester und ich stellten uns am 1. November 1957 in der 'Rivièrahalle' des Rotterdamer Tiergartens auch - nervös und demütig - in einer langen Reihe auf.

Hierunter folgt die Übersetzung eines Zeitungsartikels, der im niederländischen Text abgedruckt steht:

1.11.1957

"Jugendliche benahmen sich schlecht

VORTREFFLICHER GESANG VON RUDOLF SCHOCK

Wir würden grossen Wert darauflegen, wenn der deutsche Tenor Rudolf Schock noch einmal nach Rotterdam zurückkehren würde. Denn, so hoffen wir, vielleicht bekommen wir dann die Gelegenheit, ihn ruhig anzuhören und zu beurteilen. Gesternabend war das eigentlich nicht möglich. Horden von Jugendlichen stürmten während des Recitals dann und wann wie aufgescheuchte,wilde Tiere zum Podium, um Briefchen darauf zu schmeissen. Andere baten um Autogrammme, gerade in dem Augenblick, da Schock im Begriff war, zu singen.

Der liebe Mann konnte nicht einmal nach dem Konzert dem Publikum danken für die Ovation, die Ihm dargebracht wurde. Aufseher und Feuerwehrleute mussten, um Schlimmeres zu verhüten, ihm dabei helfen, das Podium zu verlassen. Dass eine solche an Hysterie grenzende Begeisterung der Konzentration eines Künstlers nicht förderlich ist, brauchen wir hier nicht zu erörtern. Vielleicht konnte die Unordnung zum Teil auch der Programmgestaltung vorgeworfen werden. Ein begnadeter Sänger wie Rudolf Schock braucht ja wahrhaftig keine vokalen Kraftakte, um zu beeindrucken. Seine Filmerfolge wie 'Du bist die Welt für mich' sind hübsche Liedchen und er singt sie vortrefflich, das ist eine Tatsache, aber irgendein kunstsinniges Niveau erreichen sie doch wirklich nicht.

Rudolf Schock hatte aber vorher gezeigt, eine goldene Stimme zu besitzen. Er sang u.a. Arien aus Tosca und aus L'Africaine. In Rotterdam wird nur selten ein Sänger auf der Bühne gestanden haben, der das só machte. Hier stand ein lyrischer Tenor mit einem prächtigen Volumen, einer nahezu vollendeten Atemtechnik, einer kraftvollen, klaren Stimme, die wegen ihrer völlig ausreichenden Biegsamkeit zu wunderlich schönen Nuancen fähig war".

Im Laufe der fünfziger Jahre tritt an die Stelle der anfangs "faszinierenden Leichtigkeit in der oberen Lage" (Thomas Voigt) allmählich ein baritonaler gefärbtes, aber noch wärmer und glühender klingendes Timbre, das man in all jenen prachtvollen Electrola (heute EMI/Warner)-Aufnahmen aus dieser Zeit bewundern kann.

Sommer 1959 kehrt Schock in Bayreuth zurück. Immerhin nicht mehr als Chorsänger, sondern als Walther von Stolzing in Wagners "Meistersinger von Nürnberg".
Rudolf Schock ist in dieser Phase seiner musikalischen Laufbahn schon ungefähr 25 Jahre im Besitz einer der schönsten Stimmen aus dem vorigen Jahrhundert und daneben auch noch mit einem überrumpelnden Gesangsstil und einer charismatischen Persönlichkeit gesegnet.

Immer mehr "Verehrer", unter denen dank seiner Filme sehr viel junge Menschen, kommen durch sein vielseitig-künstlerisches Können zum ersten Mal mit Mozart, Schubert, Schumann, Wagner, Puccini, Beethoven, Verdi, Liebermann, Richard (und Johann) Strauss in Berührung.

In Amsterdam und Rotterdam singt Schock in der Richard Strauss-Oper "Ariadne auf Naxos" die Rolle des Bacchus (Hollandfestival 1958). Auch dann stehen nach Aufführungsende eine Menge Jungen und Mädchen am Artistenausgang. Sie übersehen den namhaften italienischen Dirigenten Alberto Erede und stürzen sich fast buchstäblich auf ihren Sänger, sobald dieser erscheint.

Hier und da lassen sich auch andere, kritische Auffassungen hören. Das ist logisch, denn es gibt immer Leute, die eine gewisse Stimmfarbe weniger oder gar nicht mögen, aber eine andere Stimme gerade wohl. Schocks Tenorstimme unterscheidet sich völlig von anderen Stimmen wie z. B. der Stimme Peter Schreiers. Schreier singt technisch perfekt und u.a. in den Schubert-Liedern tiefschürfend. Aber für mich (und ich wiederhole: für jemand anders kann es ganz verschieden sein) bleibt er ein schön singender Außenseiter, ein vokaler Beobachter. Schock identifiziert sich auf eine selbstverständliche, naturgegebene Weise mit allem, was er singt. In der "Schönen Müllerin" von Schubert IST er der verliebte, junge Mann und kein die Umgebung detailliert in sich aufnehmender, spazierender Herr auf dem Pfade einen Bach entlang.
Überdies wirkt Schocks Stimmfarbe betont 'männlicher' und Schreiers Stimmfarbe 'höher' und 'heller', 'dünner' und 'geschlechtsloser'.

Hören wir uns Schreier und Schock in Opern von Mozart an, treten diese Unterschiede in Perzeption deutlich an die Oberfläche. Mancher Musikliebhaber schwört dann bei Schreier als dem idealen Mozartsänger. Für ihn (oder sie) ist Schock zu 'agressiv', zu wenig poliert.
Belmonte in
'Die Entführung aus dem Serail'
von Mozart - 1953

























Andere dagegen zeigen sich eben angenehm überrascht, wenn sie Schock (endlich!) in Mozart hören, denn bis vor kurzem konnte man kaum Mozart-CDs mit Schock finden.
Seine Stimme ist objektiv schön und er singt mit "ungekünstelter Schlichtheit" und "unverdorbener Naivität". Ein amerikanischer Kritiker: "Er singt, wie Mozart es gemeint hätte", was keine nicht sonderbare Bemerkung ist, wenn man Mozarts Charakter und Lebensstil in Betracht zieht.
Geschmacksunterschiede gibt es nun einmal und die kann man nie wegreden oder -schreiben. Man müsste das auch nicht wollen.

Daneben gibt es Rezensenten, die Bedenken dagegen haben, daß Schock "den Filmhelden herauskehrt" (Riemens 1959). Und gegen die Tatsache, daß er Operette und andere "gefühlsselige Liedchen" singt. "Er singt sie vortrefflich
.....aber irgendein kunstsinniges Niveau erreichen sie doch wirklich nicht"
(siehe obenstehenden Zeitungstext).

Im Laufe der Dezennien haben viele schon in irgendeiner Weise auf diesen Tadel aus dem Elfenbeinturm reagiert. Rudolf Schock hat sich selber auch dazu geäußert. Er war sich dessen bewusst, dass er gerade durch seine Filme und  ausgedehnte Repertoirewahl für sehr, sehr Viele die Türen der Konzertsäle und Opernbühnen öffnete. Viele (unter denen ich) lernten durch Rudolf Schock Opern und Kunstliedern zu lauschen. Er leistete einen ganz wesentlichen Beitrag zur musikalischen Entfaltung zahlreicher Leute und anschliessend zu ihrem Lebensglück.

Weiter protestierten gegen die Puristen diejenigen, die Schocks darstellerische Vielseitigkeit genossen. Er "servierte" (Kesting) die verschiedenartigsten Musikgattungen gleichermaßen respektvoll und schön: Schubert und 'Schön ist die Welt', Mozart und 'Mütterlein', Puccini und 'La Paloma', Verdi und 'Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde'.

Eigentlich fügte er sich in die jahrenlange Tradition anderer großer Sänger wie Caruso, Tauber und Gigli ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er der erste weit und breit populäre "classical crossover singer". Andere Sänger und Sängerinnen folgten: Pavarotti, Domingo, Carreras, Rothenberger, te Kanawa, Von Otter, Terfel, Alagna und Wunderlich.

Seit den späteren sechziger Jahren entstand die unangemessene Gewohnheit, den nach gut 30 Jahren noch immer aktiven Rudolf Schock immer wieder mit dem tragisch ums Leben gekommenen Fritz Wunderlich zu vergleichen. Erst in den letzten Jahren - unter dem Einfluss von Schocks zahlreichen Wiederausgaben und 'neuen' Rundfunkaufnahmen aus der Periode bis 1960 - zeigt man in breiteren Musikkreisen wieder den Mut, mit großem Respekt über Schocks einzigartige künstlerische Qualitäten zu reden und zu schreiben...

Krijn de Lege, 12 Juni 2007/19.3.2014

(Fortsetzung folgt)

RUDOLF SCHOCK: TENOR & VERTOLKER (2)

Rudolf Schock: tenor en vertolker (2)

RELIEF CR 3001























In 1953/1954 na de uiterst succesvolle Tauber/Schock-film 'Du bist die Welt für mich' (in Nederland uitgebracht als 'De levensroman van Richard Tauber') is Rudolf Schock in één klap bekend en beroemd in brede lagen van de bevolking tot ver buiten de grenzen van zijn geboorteland. Behalve op het internationale operatoneel, in de grammofoonplatenstudio's en op het witte doek presenteert hij zich in de concertzalen nadrukkelijk als zanger van liederen van Schubert, Schumann, Brahms, Strauss (Richard) en Wolf. Pas in de loop van het tweede deel van deze concerten zingt hij enkele opera-aria's en tenslotte - zoals hij in 1957 tegen een Nederlandse journalist zei: "Als de critici naar huis zijn" - pakt hij uit met operette-liederen en filmsuccessen. Tijdens zijn optredens bestormen jongeren het toneel (we hebben het over de gloriejaren van rock & roll, Bill Haley en Elvis Presley!) en na afloop is hij nog lang aanwezig voor het zetten van handtekeningen: opstellen in rijen van twee, zoals mijn zusje en ik meemaakten op 1 november 1957 in de Rivièrahal van Diergaarde Blijdorp te Rotterdam:
 




















In de loop van de jaren vijftig maakt geleidelijk de "fascinerende lichtheid" (Thomas Voigt) van Schocks stem plaats voor een baritonaler, maar nog warmer en gloeiender klinkend timbre. Dat valt te beluisteren in de Electrola (nu Emi/Warner)-opnamen van die tijd.
In de zomer van 1959 keert Schock terug in Bayreuth. Niet meer als koorzanger, maar als Walther von Stolzing in Wagners 'Meistersinger von Nürnberg'.

Op dat moment is Rudolf Schock al zo'n kwart eeuw in het bezit van een van de mooiste stemmen uit de vorige eeuw en daarnaast ook nog eens gezegend met een overrompelende zangstijl en een charismatische persoonlijkheid.

Steeds meer 'vereerders', waaronder dank zij de films zeer veel jongeren, komen via zijn veelzijdig kunstenaarschap voor het eerst in contact met komponisten als Mozart, Schubert, Schumann, Wagner, Puccini, Beethoven, Verdi, Liebermann, Richard (en Johann) Strauss.
In Amsterdam en Rotterdam zingt Schock de rol van Bacchus in de Richard Strauss-opera 'Ariadne auf Naxos' (Hollandfestival 1958). Ook dan staat er na afloop een massa jongens en meisjes bij de artiestenuitgang. Ze zien de beroemde Italiaanse dirigent Alberto Erede over het hoofd en stormen op hun zanger af, zodra deze naar buiten komt.

Kritische geluiden zijn er ook te horen. Dat is logisch, want er zijn altijd mensen, die van een bepaalde stemkleur minder of helemaal niet houden en van een ander type stem juist wel. Schocks tenorstem is geheel anders dan die van bijvoorbeeld Peter Schreier. Schreier zingt technisch perfect en o.a. in de liederen van Schubert zeer indringend. Maar voor mij (en ik herhaal: dat kan voor iemand anders totaal anders zijn) blijft hij een mooi zingende buitenstaander, een vokale observeerder. Schock vereenzelvigt zich op een vanzelfsprekende, natuurlijke manier met alles, wat hij zingt. In de 'Schöne Müllerin' van Schubert IS hij de verliefde jongeman en geen de omgeving gedetailleerd in zich opnemende, wandelende heer op het pad langs een beek.
Bovendien is Schocks stemklank nadrukkelijk 'mannelijker' en die van Peter Schreier 'hoger' en 'lichter', 'dunner' en 'geslachtslozer'.
Luisteren we naar Schreier en Schock in opera's van Mozart treden deze verschillen in perceptie duidelijk aan de oppervlakte. Menige muziekliefhebber zweert dan bij Schreier als de ideale Mozartzanger. Voor hem (of haar) is Schock te 'agressief', te weinig gepolijst.
Anderen daarentegen tonen zich juist aangenaam verrast als zij Schock (eindelijk) in Mozart horen, want tot voor kort waren er amper Mozart-CDs met Schock te verkrijgen.
Zijn stem is objectief mooi en hij zingt met 'ongekunstelde eenvoud' en 'onbedorven naïviteit'. Een Amerikaanse criticus: "Hij zingt, zoals Mozart het bedoeld moet hebben", wat een niet zo vreemde opmerking is, als je Mozarts karakter en leefstijl in aanmerking neemt.
Smaakverschillen zijn er nu eenmaal en die kan je nooit wegpraten of - schrijven. Je moet dat ook niet willen.
Belmonte
'Entführung aus dem Serail' (Mozart)
Hamburg 1953

























Daarnaast gaan er stemmen op, die bezwaar maken tegen het feit, dat Schock "de filmheld uithangt" (Riemens 1959). En tegen het zingen van operette en andere "sentimentele" liedjes. "Hij zingt ze voortreffelijk, dat wel, maar enig kunstzinnig niveau halen ze toch echt niet" (zie bovenstaande krantentekst).

In de loop van de decennia is er al vaak op deze kritiek vanuit de ivoren toren gereageerd.
O.a. door Rudolf Schock zelf.
Hij was zich ervan bewust, dat hij juist door zijn films en zijn veelzijdige repertoirekeuze voor zeer velen de deuren van concertzalen en operatheaters opende. Velen (waaronder ik) leerden door hem luisteren naar opera's en klassieke liederen. Hij leverde een opmerkelijk grote bijdrage aan de muzikale ontplooiing en in het verlengde daarvan aan het levensgeluk van veel mensen.

Verder werd tegen de puristen geprotesteerd door diegenen, die genoten van  Schocks talent, dat zich in de meest uiteenlopende genres als vanzelfsprekend manifesteerde. Hij "serveerde" (Kesting) alles even serieus en mooi: Schubert en 'Schön ist die Welt', Mozart en 'Mütterlein', Puccini en 'La Paloma', Verdi en 'Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde'.

Rudolf Schock plaatste zich in de jarenlange traditie van andere grote zangers als Caruso, Tauber en Gigli. Na de 2e wereldoorlog was hij de allereerste alom populaire "classical crossover singer". Andere zangers en zangeressen volgden: Pavarotti, Domingo, Carreras, Rothenberger, te Kanawa, Terfel, Alagna én Wunderlich.

Vanaf de latere jaren zestig ontstond de onredelijke gewoonte de toen na ruim 30 jaar nog altijd actieve Rudolf Schock telkens weer met de tragisch omgekomen Fritz Wunderlich te vergelijken. Pas in de laatste jaren - onder de invloed van Schocks talrijke heruitgaven en 'nieuwe' radio-opnamen uit de periode van voor 1960 - toont men in bredere muziekkringen weer de durf met  veel respect te sprekenover Schocks bijzondere artistieke kwaliteiten...
 
Krijn de Lege, 12 juni 2007/19.3.2014

(Wordt vervolgd)