27.11.07

RUDOLF SCHOCK SINGS ADOLPHE ADAM...


Rudolf Schock sings Adolphe Adam



DER KOMPONIST ADOLPHE ADAM (1803-1856)
(Foto aus dem Jahre 1855)
 


Zuerst eine (ganz) kleine Musikgeschichte:
Die 'SERIÖSE' Oper (Opera seria) entwickelt sich im Laufe des 17. Jht. besonders in Italien. Aber die Träne ruft direkt schon das Lachen hervor, so dass die 'HEITERE' Schwester fast gleichzeitig des Licht der Welt erblickt (Opera buffa).
Die Schwester bekommt ihrerseits in Frankreich wieder ein lebensfähiges Kind: die Opéra comique. Sie unterscheidet sich von der Opera buffa dadurch, dass gesprochene Dialoge an die Stelle der gesungenen Rezitative treten und das Komische allmählich erst durch das Romantische (z.B. in 'Mignon' aus dem Jahre 1869) und dann durch das Realistische ersetzt wird. Eine tragisch ausgehende Oper wie 'Carmen'(1875) wurzelt noch in der Opéra comique, aber steht inzwischen schon stark unter dem Einfluss einer realistischeren Erzähllinie (um 1900 herum 'Verismo' genannt). Letzten Endes ist es Jacques Offenbach, der die ursprünglich heitere Opéra comique wieder neu belebt. Dieses neue Leben wird später in Frankreich 'Opéra-bouffe' und im deutschen Sprachraum 'Operette' genannt.

Adolphe Adam prägt (zusammen mit Boieldieu und Auber) das Image der französischen Opéra comique. Übrigens dauert es sechzehn Opern, bevor er 1836 mit dem 'Postillon de Longjumeau' (viel) Erfolg hat. Aus dem 1. Akt dieser Oper bleibt bis heute die Arie 'Mes amis écoutez l'histoire (Freunde, vernehmet die Geschichte)' das Paradepferd der Tenor-Titelrolle-mit-hohem-D.
Von den fünfzig (!) Kompositionen, die danach entstehen, sind nur die Oper 'Si j'étais Roi (Wenn ich König wär') und betont das 'Giselle'-Ballett bleibende Repetoirestücke. Auch das Weihnachtslied 'Minuit Chrétiens (O holy night)' ist überall bekannt.
Adams Musik ist bald leichtfüssig, bald gefühlvoll. Sie hat Schwung und ist immer zugänglich.
Erwähnenswert ist noch, dass Adolphe Adam eigentlich zwei Musikgattungen miteinander verbindet: einerseits die der versinkenden, traditonellen Opéra comique und andrerseits die der aufsteigenden Operette. Denn spezifisch für Offenbachs 1855 neu eröffnetes Operetten-theater 'Les Bouffes Parisiens' komponiert Adam 'Les Pantins de Violette (Die Marionetten der Violette)'. Die Uraufführung dieser Operette findet vier Tage vor seinem Tod statt.

ADOLPHE ADAM-AUFNAHMEN MIT RUDOLF SCHOCK:
1955: Emi-Studio-Aufnahme: Arie 'Freunde, vernehmet die Geschichte'(Le Postillon de Longjumeau') mit der NWD-Philharmonie, dem Männerchor des Landestheaters Hannover und Wilhelm Schüchter, Dir.


Eine Aufnahme, die auf mehreren Schock-Opernkompilationen vorkommt.
Sofort braust die Musik los und knallen die 'Peitschenhiebe'. Diese Musik ist dem Tenor wie auf den Leib geschrieben. Die Peitschenhiebe zum Glück nicht. Schock braucht ja keinen einzigen Antrieb und singt sogar ein hohes D.
Der neulich verstorbene, amerikanische (und von mir sehr geschätzte) Opernkenner Mike Richter meldete, er glaube während der höchsten Note im Hintergrund merkwürdige Geräusche zu hören. Er hörte so genau zu, weil er - wie ich ahne - Schock kein hohes D zutraute.

Solche Sachen gibt und gab es eben: In der legendären Emi-Aufnahme von Wagners 'Tristan und Isolde' (1952) unter Wilhelm Furtwängler zum Beispiel übernimmt Elisabeth Schwarzkopf (Gattin des Tristan-Produzenten Walter Legge) schlichtweg eine (zu) hohe Note der echten Isolde (Kirsten Flagstad). Ich stelle mir vor: Frau Legge kommt eines Tages ins Studio herein, weil Herr Legge das Päckchen mit Brot und Apfelsine vergessen hat. Er jauchzt: "Du kommst wie gerufen, Elisabeth! Sei so freundlich und schreie, bitte, mal sehr hoch ins Mikrophon hinein?" Gesagt, geschrien! Die Tontechniker nehmen vergnügt die Montage wieder auf, Frau Flagstad blinzelt Frau Legge erleichtert an, und schliesslich verspricht ein jeder in der Kaffeepause feierlich, nie darüber zu reden. Dann fängt es - wie üblich - an, durchzusickern).

Offen gestanden: ich habe bei dieser Adam-Aufnahme selber auch wohl einmal an Schocks hohem D gezweifelt. Aber als 'Ami', der eine Geschichte vernehmen muss, will man doch gerne glauben, dass Schock es am 5. Februar 1955 wirklich schaffte! Und wenn ich mich auf die Bitte des Sängers einlasse, und genauso wie Mike Richter gewissenhaft zuhöre, kann ich wirklich nichts abweichends entdecken. Also - und damit haue ich den Knoten durch - sollen wir nicht weiter darüber nörgeln. Schock hämmert die Arie samt jenem D effektiv ins Bewusstsein, und es hat immer etwas Merkwürdiges, wenn wir nur von den Sekunden des hohen D sprechen und die hinreissenden, übrigen vier Minuten völlig ausser Acht lassen.

1960: Studio-Aufnahme: 'Si j'étais Roi (Wenn ich König wär')
Großer Querschnitt 2013 NEU VERÖFFENTLICHT in Emi/Warners 10CD-Box "Rudolf Schock, Original Opera Highlights 1952-1961" 50999 9 26311 2 4:






















Es beginnt mit der Premiere im Berliner 'Theater des Westens' (17.5.1960). Rudolf Schock singt die Rolle des verzweifelt verliebten, naiven Fischer Zéphoris, der nach Aussage des Freundes Piféar von den Fischen ausgelacht wird. In den weiteren Aufführungen wechseln Rudolf Schock und der niederländische Tenor John van Kesteren einander als Zéphoris ab. (John van Kesteren schreibt viel später ein wenig bitter, dass man für die Fernseh-Aufnahmen dieser Oper leider "einen anderen Tenor" wählte.
Es ist gut, dabei zu bemerken, dass Eurodisc 1962 die andere Erfolgsoper von Adam: 'Le Postillon de Longjumeau' vollständig aufnahm und veröffentlichte. Da sang Van Kesteren die wichtigste Tenorrolle und war Stina-Britta Melander seine Partnerin.
 
Mai 1960 nahm Electrola mit allen Solisten der Berliner Premiere die komplette Oper auf.
Sie bildete den Soundtrack für einen Fernseh-Film, wobei Werner Kelch die Regie führte. Kelch kannte ja das Werk durch und durch, weil er auch die Opernvorstellungen im Berliner 'Theater des Westens' inszenierte. Der Film wurde 1961 und/oder 1962 in Deutschland und 1963 in den Niederlanden ausgestrahlt. Aus dem Soundtrack brachte die Electrola einen 'Grossen Querschnitt' auf Stereo-LP heraus.
 
Eigentlich erwartete ich damals, dass man sich damit zufrieden geben würde. Ich bewachte jahrelang mit hinausragenden Nägeln die krachende, knisternde und tickende Mono- und Stereo-LP.
Aber im Jahre 2004 produziert die EMI dann doch noch die CD.
Überdies wurde ich in den einzigartigen Stand versetzt, von der Video-Fassung Kenntnis nehmen zu können.
Und so komme ich zur Schlussfolgerung, dass die Ton-Aufnahmen fürs Fernsehen 84 Minuten dauern und nicht 47 Minuten wie auf der CD.
In diesen extra 37 Minuten (deren Video-Ton natürlich nicht so brillant wie der Ton der CD klingt) verstecken sich ausser Dialog und Ballettmusik noch einige, sehr reizende Gesangsmomente:
Ein sehr schönes Duett von Zéphoris/Neméa aus dem 2. Akt, worin die träumerische (aber auf CD leider zu einer einzigen Strophe zurückversetzte) Romanze von Zéphoris aus dem Anfang der Oper: 'J'ignore son nom, sa naissance (Kenn' nicht ihren Stand und ihren Namen)' teilweise wiederholt wird (siehe ganz oben!)

Weiter eine stimmungsvolle Chorszene mit Zéphoris und noch andere, vokale Puzzleteilchen, die zum besseren Verständnis der Handlung führen.

Heute (2016) ist die CD des Adam-Querschnitts neu erhältlich  in der obenerwähnten EMI/WARNER 10CD-Box!
Auf YouTube gibt es sogar den ganzen Fernseh-Film. Einige Gesangsnummern daraus werden aber blockiert.


Rudolf Schock als Zéphoris, der einen Tag König sein darf


 
 









SOLISTEN UND DIRIGENT:





















Was RUDOLF SCHOCK betrifft:  Friedrich Herzfeld hat 1962 (in seinem 'Schallplattenführer für Opernfreunde') recht, wenn er schreibt, dass ".......Schock die Spitzentöne allerdings einige Mühe machen......", aber er sagt auch: ".....Rudolf Schock ist für den Fischer, der einen Tag lang König spielen darf, wie geschaffen. Er träumt und regiert zum Entzücken."
Thomas Voigt fragt 2004 ergänzend rhetorisch: "Wie viele Sänger hat es seither gegeben, die ihre Schwächen so gut zu kompensieren wussten wie Schock in den 60er Jahren?" Und er lobt weiter: "Ausserdem ist der Sänger derart eins mit der Figur, dass man darauf nicht mehr achtet".
Gerne mache ich den Leser noch darauf aufmerksam, dass Schocks drei besinnliche 'Chansons' alle auf CD stehen. Im Mittelpunkt befindet sich das Lied voller Sehnsucht 'Un regard de ses yeux (Ein einz'ger Blick von ihr)', worin Schock die (See)sterne aus dem Ozean singt (und mit welch einer schönen instrumentalen Begleitung!). Und nach all diesen Jahren werde ich noch immer ganz still bei dem kurzen, aber wunderschönen Duett aus dem 3. Akt: 'Hélas tout m'abandonne (Mein Herz ist noch beklommen)' Schocks Falsett-Töne (hier vollkommen angebracht!) verschlagen mir buchstäblich den Atem.































Die schwedische Sopranistin STINA-BRITTA MELANDER (1925 - 2010) hat sehr zu Unrecht in einigen Reaktionen auf frühere Ausgaben der LP weniger gute Kritiken geerntet.

Diese vielseitige Sängerin, die 1949 von ihrem weltberühmten Landsmann Jussi Björling und 1954 vom sich verabschiedenden Benjamino Gigli nachdrücklich gefördert wurde, die Sängerkarriere weiter auszubauen, verfügt jedoch über eine imponierende Stimme. Ihre kräftigen Spitzentöne sind aufreibend, und Umfang und Klangfarbe des mittleren und unteren Stimmlage beschwört bei mir sogar ein Callas-Gefühl herauf. Sie singt die Prinzessin, die von der Natur schwärmt und am liebsten am Meer meditiert, zu meinem grössten Vergnügen. Kurze Zeit nach den Adam-Aufnahmen sang sie noch einmal mit Rudolf Schock unter demselben Dirigenten in einer Fernseh- und Schallplattenproduktion von Donizettis 'L'Élisir d'Amore'.


Der Intrigant Prinz Kadoor wird vom ausgezeichneten, amerikanischen Bariton THOMAS STEWART (1928-2006) feinsinnig und mit perfekter, deutscher Aussprache gesungen. Mit seiner Frau, der Sopranistin Evelyn Lear, sang Schock zwei Jahre später bei den Wiener Festwochen in der Alban Berg-Oper 'Lulu'.


GEORG VÖLKER (1924-2006), Sohn von Franz Völker, dem grossen Wagnertenor, ist der sympatische und echte, aber zu spielerische König. Er singt im allgemeinen gut, aber dann und wann leistet er sich einen ungeschliffenen Ton.

Die Sopranistin Ursula Schirrmacher und den Tenor Karl-Ernst Mercker kann man in vielen Aufnahmen mit Rudolf Schock hören.
URSULA SCHIRRMACHER (geb.: 1925) liegt mir sehr am Herzen. Ich 'entdeckte' ihre besondere Stimme in der 'Carmen'-Aufnahme unter Horst Stein aus dem Jahre 1961. Sie warnt kurz vor dem Schlussduett Carmen (Christa Ludwig) vor dem völlig durchgedrehten Don José (Schock) mit einem unnachahmlichen Grausen in der Stimme. Auch in anderen Aufnahmen gerate ich immer wieder unter den Eindruck ihrer verschleierten, stimmlichen Überzeugungskraft. Sie war wieder so ein kaum auffallendes Multi-Talent: ganz zu Hause in der Welt der Oper und Operette, aber auch aktiv in Kabarettprogrammen und in Musicalrollen wie die von Maria in 'The Sound of Music'.
Der genauso vortreffliche KARL-ERNST MERCKER (geb.: 1933) sang (wie auch Ferry Gruber) in allerhand Eurodisc-Aufnahmen die Opern- oder Operettenrolle des 2. Tenors. Er war sozusagen der Nachfolger von Manfred Schmidt, der in den 50er Jahren auf vielen Electrola-Aufnahmen zu hören war. 1998 wanderte Mercker mit seiner Frau, der Sopranistin Annabelle Bernhard, nach New Orleans aus, wo Frau Mercker-Bernhard 2005 starb.

Ernst Märzendorfer












Was den österreichischen Dirigenten ERNST MÄRZENDORFER (1921 - 2009) betrifft, der in späteren Jahren besonders auch das Werk moderneren Komponisten (z.B. Hindemith und Kurt Weill) dirigieren würde, weise ich gerne noch einmal auf einem Text von Thomas Voigt  hin: "Mozart-Dirigent Märzendorfer wusste genau, wie man die feinen Details zum Klingen bringen sollte".

Krijn de Lege
29.11.2007/aktualisiert: 12.7.2016

22.11.07

RUDOLF SCHOCK ZINGT ADOLPHE ADAM...


Rudolf Schock sings Adolphe Adam









 




DE COMPONIST ADOLPHE ADAM (1803-1856)

 
















Eerst een klein beetje muziekgeschiedenis:
De 'ERNSTIGE' opera (opera-seria) ontwikkelt zich met name in Italië vanaf het begin van de 17e eeuw. Maar de 'traan' doet direct al naar de 'lach' verlangen, zodat een 'OPGEWEKT-VROLIJK' zusje (de opera buffa) haast tegelijkertijd het levenslicht ziet.
Dit zusje krijgt op haar beurt in Frankrijk een levensvatbaar kindje: de opéra- comique, waarbij de gezongen recitatieven van de opera-buffa plaats maken voor gesproken dialogen. Bovendien wordt in de loop van de jaren de inhoud van de opera's eerder romantisch dan komisch (bijv. 'Mignon' uit 1869). Zelfs een tragisch eindigende opera als 'Carmen' (1875) wortelt eigenlijk in de opéra-comique, maar staat inmiddels al sterk onder de invloed van een realistischer verhaallijn (van het 'verismo', dat rond 1900 de opera-handeling zou gaan domineren). Tenslotte is het Jacques Offenbach, die de oorspronkelijk 'opgewekt-vrolijke' opéra-comique weer nieuw leven inblaast. Dat nieuwe leven wordt dan in Frankrijk 'opéra-bouffe' genoemd en in het Duitse taalgebied 'operette'.

Adolphe Adam bepaalt (samen met Boieldieu en Auber) hét gezicht van de Franse opéra-comique. Overigens duurt het zestien opera's, voordat hij in 1836 met zijn 'Postillon de Longjumeau' voor het eerst (veel!) succes heeft. Uit het 1e bedrijf van deze opera is de aria "Mes amis écoutez l'histoire (Freunde, vernehmet die Geschichte)" tot op de dag van vandaag het paradepaardje van de tenor-titelvertolker-met-hoge-D.
Van de nog eens vijftig composities, die erna ontstaan, hebben vooral de opera 'Si j'étais Roi (Wenn ich König wär')' en in het bijzonder het 'Giselle'-ballet repertoire gehouden. Ook bleef het kerstlied 'Minuit Chrétiens (O holy night)' alom bekend.
Adams muziek heeft vaart, is beurtelings lichtvoetig en gevoelig en ligt gemakkelijk in het oor.
Vermeldenswaard is nog, dat Adolphe Adam feitelijk twee muzikale genres met elkaar verbindt: enerzijds die van de wegkwijnende, traditionele opéra-comique en anderzijds die van de opkomende operette. Want speciaal voor Offenbachs in 1855 nieuw geopende operette-theater 'Les Bouffes Parisiens' componeert hij 'Les Pantins de Violette (De marionetten van Violette)'. De première van deze operette vindt vier dagen voor Adams dood plaats.


ADOLPHE ADAM-OPNAMEN MET RUDOLF SCHOCK
1955: Emi-Studio-opname: Aria 'Freunde, vernehmet die Geschichte' ('Le Postillon de Longjumeau')
met de NWD-Philharmonie, het mannenkoor van het Landestheater Hannover en Wilhem Schüchter, dir.

Een opname, die op veel Schock-opera-compilaties voorkomt.
Direct knallen muziek en 'zweepslagen' erop los. De muziek is de tenor op het lijf geschreven, de zweepslagen gelukkig niet. Schock heeft immers geen enkele aansporing nodig en zijn hoge D klinkt als een klok.
De onlangs overleden Amerikaanse (en door mij zeer gewaardeerde) operakenner Mike Richter meldde, dat hij tijdens de hoogste noot op de achtergrond vreemde geluiden meende te horen. Hij luisterde zo nauwgezet, omdat hij - naar ik vermoed - Schock niet tot het produceren van een hoge D in staat achtte.

Zulke dingen zijn nu eenmaal meer vertoond: in de legendarische Emi-opname van Wagners 'Tristan und Isolde' uit 1952 onder Wilhelm Furtwängler neemt Elisabeth Schwarzkopf (echtgenote van Tristan-producent Walter Legge) een (te) hoge noot van de echte Isolde (Kirsten Flagstad) simpelweg over. Ik stel me voor: Mw. Legge komt binnenwandelen, omdat Mijnheer Legge z'n brood vergeten is. Haar man juicht: " Je komt als geroepen, Elisabeth! Wil je even heel hoog in deze microfoon gillen?" Zo gezegd, zo gegild. De geluidstechnici hervatten opgewekt de montage, Mw. Flagstad geeft Mw. Legge opgelucht een knipoog en in de koffiepauze belooft iedereen plechtig te zwijgen als het graf.
Daarna begint het - zoals gebruikelijk - te lekken.

Eerlijk gezegd, heb ik bij deze Adam-opname van Rudolf Schock ook wel eens aan zijn hoge D getwijfeld. Maar als 'ami', die naar een 'histoire' moet luisteren, wil je toch graag geloven, dat Schock het op 5 februari 1955 kon? En als ik op het verzoek van de zanger inga en net zo als Mike Richter nauwgezet luister, kan ík werkelijk niets afwijkends ontdekken. Dus - hak ik de knoop door - moeten we niet verder zeuren. Schock pepert ons de aria tot en met die D effectief in en het blijft iets merkwaardigs hebben, dat we het alleen maar over die hoge D hebben en de meeslepende overige vier minuten buiten beschouwing laten.


1960: Studio-Aufnahme: 'Si j'étais Roi (Wenn ich König wär')

Uitgebreide selectie in 2013 nieuw uitgekomen in Emi/Warners 10CD-Box "Rudolf Schock, Original Opera Highlights 1952-1961" nr. 50999 9 26311 2 4:























Het begint met de première in het Berlijnse 'Theater des Westens' (17 mei 1960).
Rudolf Schock zingt de rol van de smoorverliefde, maar naieve visser Zéphoris, die volgens zijn vriend Piféar door de vissen wordt uitgelachen. In de verdere voorstellingen wisselen Rudolf Schock en de Nederlandse tenor John van Kesteren elkaar als Zéphoris af.
(John van Kesteren schrijft veel later nogal zuur in zijn autobiografie, dat men voor de tv-opnamen van deze opera helaas voor "een andere tenor" koos. Het is nuttig hierbij op te merken, dat door Eurodisc in 1962 de tweede succesopera van Adam: 'Le Postillon de Longjumeau' eveneens werd opgenomen én uitgegeven. Daar zong Van Kesteren de belangrijkste tenorrol en was Stina-Britta Melander zijn partner. 


Rudolf Schock als koning voor één dag















Mei 1960 nam Electrola met alle solisten van de Berlijnse première de complete opera op.
De geluidsband was de muzikale basis voor een tv-film, die geregisseerd werd door Werner Kelch. Kelch kende immers het werk van haver tot gort, omdat hij ook de operavoorstellingen van de Adam-opera in het 'Theater des Westens' had geënsceneerd. De film kwam in 1961 en/of 1962 op de Duitse en in 1963 op de Nederlandse televisie.
Uit de soundtrack bracht Electrola daarnaast een uitgebreide selectie uit op stereo-LP.

Eigenlijk verwachtte ik toen, dat het daarbij zou blijven en bewaakte ik veertig jaar lang met uitgestoken nagels de krakende, knisperende en tikkende mono- en stereo-LP.
In 2004 echter produceerde Emi de CD.
Bovendien werd ik in de bijzondere gelegenheid gesteld, kennis te nemen van de video-registratie. En zo kom ik tot de conclusie, dat de geluidsopnamen voor de televisie 84 minuten duurden in plaats van de 47 minuten op CD. In die extra 37 minuten (waarbij de oude video natuurlijk niet zo briljant klinkt als de CD) zitten behalve dialoog en balletmuziek nog enkele zeer aantrekkelijke zangmomenten. Allereerst een fraai duet van Zéphoris/Neméa uit de 2e akte, waarin de dromerige (maar op CD helaas tot één couplet teruggebrachte) romance van Zéphoris uit het begin van de opera: 'J'ignore son nom, sa naissance (Kenn' nicht ihren Stand, ihren Namen)' gedeeltelijk wordt hernomen (zie bovenaan!).

Verder een sfeervolle koorscene met Zéphoris en nog enkele andere vokale puzzle-stukjes, die de handeling beter in elkaar doen passen.

Vandaag de dag (2016) is de CD met de Adam-selectie nieuw verkrijgbaar in bovengenoemde
10CD-Box van EMI/WARNER.
Op YouTube staat zelfs de gehele televisiefilm. Enkele zangnummers daaruit worden echter geblokkeerd.


SOLISTEN EN DIRIGENT:





















Wat RUDOLF SCHOCK betreft: Friedrich Herzfeld heeft in 1962 (in zijn 'Schallplattenführer für Opernfreunde') gelijk, als hij stelt, dat "de topnoten Schock weliswaar wat moeite kosten...", maar hij zegt ook: "Rudolf Schock is voor de visser, die één dag lang voor koning mag spelen, als geschapen. De manier, waarop hij droomt en regeert, brengt ons in verrukking...."


Thomas Voigt voegt daaraan toe, dat Schock als slechts weinig anderen zijn zwakkere kanten in de jaren 60 zo goed wist te compenseren. Bovendien was hij volledig één met de te spelen en te zingen visser.
Graag wijs ik erop, dat Schocks drie beschouwende 'chansons' uit de opera allen op CD staan. Centraal staat het lied vol verlangen 'Un regard de ses yeux (Ein einz'ger Blick von ihr)', waarin Schock de (zee)sterren uit de oceaan zingt (en met wat een mooie instrumentale begeleiding!). En na al die jaren val ik nog altijd helemaal stil bij het korte, maar wonderschone duet uit de 3e akte: 'Hélas, tout m'abandonne (Mein Herz ist noch beklommen)' Schocks falset-noten (hier volstrekt op z'n plaats!) doen mij naar adem happen.














De Zweedse sopraan  STINA-BRITTA MELANDER (1925 - 2010) heeft - zeer ten onrechte - in enkele reacties op vroegere uitgaven van de LP minder goede kritieken gekregen.

Deze veelzijdige Zweedse zangeres, die in 1949 door haar landgenoot Jussi Björling en in 1954 door de afscheid nemende Benjamino Gigli krachtig werd aangemoedigd haar zangerscarrière voort te zetten, heeft de beschikking over een imponerende stem.
Haar krachtige toptonen zijn enerverend, terwijl omvang en klank van haar midden- en lagere register bij mij zelfs een Callas-gevoel oproepen.
Zij zingt de prinses, die van de natuur houdt en graag aan zee mediteert, tot mijn grote genoegen. Kort na de Adam-opnamen zong zij nog eens met Rudolf Schock en onder de zelfde dirigent in een tv- en platenproduktie van Donizettis 'L'Élisir d'Amore'.


De intrigant Prins Kadoor wordt fijnzinnig en met een perfecte Duitse uitspraak gezongen door de grote Amerikaanse bariton THOMAS STEWART (1928-2006). Met zijn vrouw, de sopraan Evelyn Lear, zou Schock bij de Wiener Festwochen van 1962 in de opera 'Lulu' van Alban Berg zingen.

GEORG VÖLKER (1924-2006), zoon van de beroemde Wagner-tenor Franz Völker, is de sympathieke, maar manipulerende koning. Hij zingt mooi, maar schiet een enkele keer nogal ruw uit.

De sopraan Ursula Schirrmacher en de tenor Karl-Ernst Mercker zijn in veel opnamen met Rudolf Schock te horen.

URSULA SCHIRRMACHER (geb.: 1925) neemt bij mij een bijzondere plaats in. Ik 'ontdekte' haar unieke geluid in de 'Carmen'-opname uit 1961 onder Horst Stein. Zij waarschuwt kort voor het slotduet Carmen (Christa Ludwig) voor de over zijn toeren zijnde Don José (Schock) met een onheilspellende huiver in de stem. Ook in andere opnamen raak ik telkens weer onder de indruk van haar gevoileerde zeggingskracht. Schirrmacher was weer zo'n opvallend multi-talent: Volledig thuis in de wereld van opera en operette, maar ook in cabaret-programma's en in musicalrollen zoals die van Maria in 'The Sound of Music'.

De al even voortreffelijke KARL-ERNST MERCKER (geb.: 1933) nam (samen met Ferry Gruber) in Eurodisc-opnamen de rol van 2e tenor over van Manfred Schmidt, die in de jaren vijftig op veel Emi-opnamen te horen was.
In 1998 vertrok Mercker met zijn vrouw, de sopraan Annabelle Bernhard, naar New Orleans, alwaar Mw. Mercker-Bernhard in 2005 overleed.

Dirigent Ernst Märzendorfer












Wat betreft de Oostenrijkse dirigent ERNST MÄRZENDORFER (1921 - 2009), die later vooral ook het werk van modernere componisten (bijv. Hindemith en Kurt Weill) zou dirigeren, citeer ik opnieuw Thomas Voigt: "... Mozart-dirigent Märzendorfer weet precies, hoe hij de fijnste details tot klinken moet brengen".

Krijn de Lege
27.11.2007/12.7.2016

05.11.07

OPERN- UND LIEDERSÄNGER RUDOLF SCHOCK SINGT PAUL ABRAHAM




DER KOMPONIST PAUL ABRAHAM (1892-1960)
Ein Mann mit (zu) vielen Eigenschaften. Mensch voller Widersprüche. Rechthaberisch und zweifelnd. Lässig und übertrieben genau. Überschwenglicher Phantast und Hypochonder.
Aber über alles ein gewaltig musikdramatisches Talent. Erneuerer der deutschsprachigen Operette: importiert amerikanische Tanzrhythmen u.a. aus der Jazzwelt, funkelnagelneue Harmonien für Klavier, Saxophon, Gitarre/Banjo und ('gestopfte') Trompeten, introduziert Hammond- und Lichtorgeln, massenhafte Summchöre in luxuriösen Bühnendekorationen. Das Revue-Theater ist geboren, und die Schlager-Operette beginnt den Triumphzug.

1930 ist 'Viktoria und ihr Husar' (qua Plot noch in der Nähe des späten Lehár und qua Musik noch an Kálmán verwandt) eine Weltsensation. Die Operette spielt sich gegen die verschiedenartigsten, atemberaubenden Dekorationen von Siberien, Japan, Russland und Ungarn ab.
1931 wird dieser Erfolg von der exotischen 'Blume von Hawaii' noch übertroffen.

Die Operetten stecken voller, zugänglicher Melodien (viel Blues, Charleston, Foxtrot und English-Waltz). Die Ensembles (von den Stmmungs-Chören abgesehen) beschränken sich auf Solos und Duette. Viele Musiknummern sind, was den Inhalt betrifft, so allgemein, dass Dirigenten/Regisseure ziemlich willkürlich an die Arbeit gehen können: bald dieses Lied in diesen Akt, bald jenes Lied nicht in die Mitte, sondern ans Ende eines Aufzugs rückend.
1932 ist Abrahams 'Ball im Savoy' ein dritter Hit, aber die Handlung, die sich in Paris, Venedig und besonders in einem snobistischen Hotel in der Luxusstadt Nice entwickelt, erreicht das hohe Niveau der beiden vorigen Operetten nicht ganz, und ist allmählich in den Hintergrund geraten.

Die Nazis kommen 1933 an die Macht und der Komponist jüdischer Abkunft, dessen Musik auf einmal als 'Niggermusik' betrachtet wird, muss Hals über Kopf auswandern. Er lässt zu Hause etwa 200 Kompositionen zurück, die dann spurlos verschwinden (und vielleicht unter anderen Namen später nachträglich veröffentlicht worden sind). Von Wien zieht er nach Budapest, dann nach London, Paris und Kuba. Die Flucht endet in New York. Versuche, das musikalische Handwerk in den VS wieder aufzunehmen, scheitern. Eines Tages dirigiert ein verwirrter Paul Abraham ein unsichtbares Orchester auf Madison Avenue, und letzten Endes kehrt er Anfang der 50-er Jahre als Patient mit dem Besen den Schmutz aus den Korridoren einer Nervenanstalt.
Im Laufe dieses Jahrzehnts realisiert man sich in Deutschland mit Verlegenheit, was aus "ihrem" einst weltberühmten Komponisten geworden ist. Eine Aktion wird eingestellt, ihn wieder zurückkehren zu lassen. Im Jahre 1956 bringt man Paul Abraham nach Hamburg, wo er vier Jahre später stirbt.

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PAUL ABRAHAM-AUFNAHMEN MIT RUDOLF SCHOCK:

1955: Rundfunk-Aufnahmen NDR-Hamburg (Arcade/Artone/Membran) mit Valérie Bak, sopr. und Wilhelm Stephan, Dir.
  1. Viktoria und ihr Husar: Duett: 'Reich' mir zum Abschied...'
  2. Blume von Hawaii: Titelsong (Schock)
  3. Blume von Hawaii: 'Du traumschöne Perle der Südsee' (Schock)
  4. Ball im Savoy: Duett: 'Ich hab einen Mann, der mich liebt'
Prachtvolle Aufnahmen mit der Sopranistin Valérie Bak (1919-2005), die einige Jahre davor als Konstanze in der 'Entführung aus dem Serail' und als Königin der Nacht in der 'Zauberflöte' zusammen mit Schock Mozart sang.
All diese Aufnahmen sind auf YouTube zu hören!

Jetzt singen Bak und Schock das berühmte Duett (1) aus 'Viktoria' in klarer Erkenntnis, dass das Verhältnis zwischen Viktoria und ihrem Husaren endgültig beendet werden muss. Nicht übertrieben gefühlvoll, sondern mit kluger Einsicht und Ergebenheit. Ihre gemeinsame Schlussnote klingt überraschend forte.
Wilhelm Stephan (1906-1994), der in diesen Jahren das Hamburger Rundfunkorchester leitete, und im Hamburger Rundfunk genauso wie der bekanntere Kollege Franz Marszalek im Kölner Rundfunk, bis 1958 viel Operette dirigierte, wartet in all diesen Aufnahmen mit grossem (Revue-)Chor und -Orchester auf. Die Theater-Atmosphäre ist auch in 'Blume von Hawaii' ausserordentlich greifbar (2 und 3). Schock singt seine Soli mit schöner Wehmut, heftig von den musikalischen Wogen des Chores und Orchesters umspült. Den Titelsong schliesst der Sänger in hohem Falsett ab, wobei er dem Klang der Hawaii-Gitarren um ihn herum Konkurrenz macht. Das Duett aus 'Ball im Savoy' (4) wird zum Schluss des Programms charmant und mit Spielfreude dargestellt.

1959: Studio-Aufnahmen von 'Viktoria und ihr Husar' und 'Blume von Hawaii' (Emi/Warner) mit Anneliese Rothenberger, sopr., Harry Friedauer, tenor, Liselotte Schmidt, sopr. und Werner Schmidt-Boelcke, dir.

Übrigens ist 'Viktoria und ihr Husar' schon sehr lange unfindbar. Auf der jüngsten Welle von WARNERS Operetten-Wiederveröffentlichungen schwimmt nur die 'Blume von Hawaii' herum.
 
!Via YouTube leitete ich Februar 2016 zwei wohlklingende Fragmente aus der verschwundenen
'Viktoria' an ein breiteres Publikum weiter (siehe oben)!

Anlässlich dieser beiden Fragmente und der 'Blume von Hawaii'-Melodien kann man aber feststellen, dass die Aufnahmen unter dem vielseitigen Dirigenten Werner Schmidt-Boelcke
authentisch anmuten. Es gibt gewiss Paul Abraham-Atmosphäre, trotz der Tatsache, dass man einen beschränkten und merkwürdigen Griff aus den Melodien getan hat: das sympathische Buffopaar Friedauer-Schmidt bekommt nicht soviel zu tun und Schock darf (auf stimmgewaltige Weise) ein halbiertes 'Reich mir...' nahezu im Alleingang singen. Anneliese Rothenberger (1924-2010) dagegen singt (wunderschön, aber zugleich wohl zu ehrfurchtsvoll) das Lied 'Du traumschöne Perle der Südsee' und merkwürdig daran ist, dass sie diese Liebeserklärung an sichselbst, beziehungsweise an Laya. die schöne Prinzessin (Blume) von Hawaii, richtet.

1964: ZDF-TVfilm von 'Viktoria und ihr Husar' mit Margit Schramm, sopr., Johannes Heesters und Wolfgang Ebert, dir./ist seit 2015 - mit Dank an DAHE - zum Glück wieder auf YouTube zu sehen, aber die fortwährende Zeitangabe im Bilde mit den rasend forteilenden Sekunden stört wohl).

Dass es hier die Fernsehverfilmung einer vollständigen Operettenhandlung betrifft, wird aus dem direkteren, mehr dramatischen (= schauspielerischen) Gesangsstil deutlich.
Margit Schramm (1935-1996) war erst 28 Jahre alt, als sie diese Viktoria spielte. Es wird aber sofort deutlich, dass sie eine ausserordentich talentierte Operettensängerin war. Ganz anders als z.B. eine Elisabeth Schwarzkopf, aber bestimmt nicht weniger gut. Schock (damals fast 50) und Schramm entwickelten sich danach zum zentralen Operettenpaar der sechziger Jahre. Dirigent Wolfgang Ebert bleibt weiter als Wilhelm Stephan ein Dezennium davor von Paul Abraham entfernt.

1965: Studio-Aufnahmen von 'Viktoria und ihr Husar' und 'Blume von Hawaii' (Sony/BMG:Eurodisc) mit Margit Schramm, sopr., Ferry Gruber, tenor, Liselotte Ebnet, sopr. und Werner Schmidt-Boelcke, dir.

















Werner Schmidt-Boelcke (1903-1985) ist als Dirigent in den beiden Abraham-Querschnitten wieder aktiv (siehe auch 1959). Die Musik ist von Wolfgang Friebe neu arrangiert worden.
In einem beschränkten Zeitabschnitt von etwa 40 Minuten kommen im Gegensatz zu EMI-1959 fast alle Melodien aus beiden Operetten an die Reihe, aber jede Melodie hat man wohl stark eingekürzt. Das bekannte Duett ('Reich'mir...') dauert hier 1.35. Die Rundfunk-Aufnahme aus 1955 ist gut 4 Minuten länger, wobei Bak und Schock in höherem Tempo singen!
Ein bemerkenswertes Lied wie 'Bin nur ein Jonny'(aus 'Blume von Hawaii') ist zum Glück dabei und der überaus lobenswerte Ferry Gruber (1926-2004) singt es perfekt. So ein Song lässt Paul Abrahams künstlerischem Spektrum Gerechtigkeit widerfahren. Aber schade, dass die kritische erste Strophe gestrichen wurde:

'Schwarzes Gesicht, wolliges Haar
grosses Saxophon.
Kennt ihr mich nicht dort aus der Bar?
Applaus ist mein Lohn.
Doch im Salon oder beim Lunch
weicht mir jeder aus.
Zähl ja nicht voll
bin ja kein Mensch, bin nur ein Nigger.....'

Auf der CD treten Theater-Atmosphäre und dramatische Handlung völlig in den Hintergrund, und die drastisch-musikalischen Effekte werden durch das neue Arrangement gedämpft. Das Ganze will nicht mehr als eine angenehme Melodienfolge (lauter 'Ohrwürmer'!) sein. Aber zum Glück auch nicht weniger: Schramm und Schock singen unwiderstehlich, Gruber (kurz vor den Aufnahmen zum Bayrischen Kammersänger ernannt) ist ein luxuriöser Buffo-Tenor und Schmidt-Boelcke ein mit allen Wassern gewaschener Dirigent.

1971: Studio-Aufnahme Duett 'Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände' aus 'Viktoria und ihr Husar' (Sony/BMG: Eurodisc) mit Anna Moffo, sopr. und Werner Schmidt-Boelcke, dir.

1971 veröffentlichte BMG zwei LPs mit Anna Moffo (1932-2006) und Rudolf Schock. Die eine LP enthielt Operettenduette, die andere Melodien aus amerikanischen Musicals und Filmen. Die ausgezeichneten Tonaufnahmen fielen mir durch eine grosse Transparenz auf. Was die Operette anbelangte, wurden die Duette sehr komplett aufgenommen. Manchmal sogar mehr als komplett. Das mit der Absicht, die Solisten noch einmal extra glänzen zu lassen. Die Folge war, dass der 56-jährige Rudolf Schock (kurz nach der Erholung vom Herzinfarkt und in zunehmendem Masse mit sich ändernden vokalen Möglichkeiten konfrontiert) ein einziges Mal Stimmprobleme hatte (z. B. bei der überflüssigen 'Zugabe' im 'Grafen von Luxemburg'-Duett). Standen die Aufnahmen unter Zeitdruck oder ging etwas bei der definitiven Tonmontage schief?
In 'Reich mir zum Abschied noch einmal.....' droht auch ein solches Problem im letzten Teil des Duetts ('.....Liebe und Glück.....'). Dennoch lohnt es sich, sich die ganze Ausführung dieses Duetts anzuhören. Schock singt mit feinen Nuancen: u.a. mit einem einigermassen zynischen (oder ironischen?) Unterton bei: 'Einmal, da wirst du an mich denken...'. Moffo ist eine stimmschwere Viktoria. Sie singt imposant, aber wohl wie in einer 'opera seria' (Vgl. die Leichtigkeit von Schramm und namentlich Bak).

1985: Live-Aufnahme Duett 'Reich'mir zum Abschied noch einmal......' aus dem 'Concertgebouw Amsterdam' (Tros-TV-Nederland) mit Cristina Deutekom, sopr. und Franz Bauer-Theussl, dir.
(SEIT 2009 AUF CD/DVD ERHÄLTLICH! SIEHE 'RUDOLF SCHOCK IM TONFILM/AUF DVD'!).

September 1985 sang Rudolf Schock zum letzten Mal in der 'Abend in Wien'- Konzertreihe. Neben Deutekom (geb. 1931 und einst auch gefeierte Königin der Nacht in Mozarts 'Zauberflöte') und Schock war der Bass-bariton Marco Bakker der 3. Solist. (NB: ich erinnere in diesem Zusammenhang daran, dass Cristina Deutekom schon 1968 mit Schock einmal unter Robert Stolz in einem 'Abend in Wien'-Konzert gesungen hat. Sie sprang damals für die kranke Margit Schramm ein).

Die Aufnahme des Paul Abraham-Duetts ist ein rührendes Dokument. Der Stil. worin 'einander noch einmal die Hände gereicht wird' war einerseits feierlich (Deutekom) und andrerseits tarnend und kompensierend (Schock). Schocks '...Liebe und Glück...' gelang ihm vierzehn Jahre nach der Moffo-Aufnahme übrigens wieder prima. Und jener Anflug von Zynismus oder Ironie bei 'Einmal, da wirst du an mich denken'? Der war, glaube ich, stärker geworden.

Krijn de Lege, 6.11.2007/15.6.2010/17.2.2016