RUDOLF SCHOCK:
Nicht nur 'Fidelio', sondern auch die 'MISSA SOLEMNIS'
Ab und zu höre ich es noch: 'Rudolf Schock war an erster Stelle Operettensänger".
Aber für mich steht inzwischen fest: die Würdigung des hohen Standards seiner Opern-Aufnahmen hat im 21. Jahrhundert stark zugenommen. Immer mehr wird gerade auch Schocks vokale Einfachheit als einzigartiges, charakteristisches Merkmal genannt und bewundert. Musikliebhaber vergleichen ihn weniger oder nuancierter mit z.B. Richard Tauber oder Fritz Wunderlich. Ich stelle mich denn auch kühn auf den Standpunkt, der Tenor Rudolf Schock sei heutzutage - siebenundzwanzig Jahre nach seinem Tode - selber zu (einem) bedeutenden, künstlerischen Bezugspunkt geworden.
Schocks Vielseitigkeit reicht aber über Oper und Operette hinaus: Zwischen 1946 und seinem Tode (1986) füllt Rudolf Schock mit nachweislich grossem Erfolg Hunderte von Abenden mit klassischen Liedern, Volksliedern, religiösen Liedern und Konzertarien (Händel, Haydn, Mozart, Schubert
usw.). Diese für den Sänger genauso wesentliche Seite seines Künstlertums ist lange Zeit mangelhaft beleuchtet geblieben.
In den Fünf- und Sechzigern des vorigen Jhts. erschienen zwar eine beachtliche Anzahl LPs mit Kunst- und Volksliedern. Sie wurden aber relativ wenig auf CD veröffentlicht.
Schocks Aktivitäten als Oratoriensänger zwischen 1946 und 1960 passen schon gar nicht ins kommerzielle Image des in breiten Volksschichten beliebten Sängers.
Trotzdem ist die - insofern ich weiss - allerfrüheste (erhalten gebliebene!) Solo-Aufnahme mit Rudolf Schock, die der 'Grossen Messe in c-Moll (Kv. 427)' von Mozart!
Er schreibt darüber in seiner Autobiographie:
"Am 21. September 1946 hatte ich das Glück, in der Berliner Kirche am Südstern eine Messe mit Erna Berger (der namhaften Sopranistin, mit der Schock später noch oft auftrat) zu singen. Bis dahin war ich als Oratoriensänger nocht nicht hervorgetreten. Jetzt bekam ich die einmalige Gelegenheit, mich in der c-Moll Messe (der 'Grossen') von Mozart vorzustellen. Erna Berger sagte danach zu mir: "Sie sollten öfter Oratorien singen, das tut Ihrer Stimme gut, und ausserdem liegt es Ihnen sehr".
Zwei Wochen später (Berlin 6.10.1946) hört man Schocks Stimme in der 'Grossen Messe nr. 3 in f-Moll' von Anton Bruckner. Auch davon gibt es (jedenfalls zum Teil) Aufnahmen: Auf der Doppel-CD 'Rudolf Schock, Germany's great lyric tenor' (Relief CR 3001) singt er aus Bruckners Grosse Messe das wunderschöne 'Et incarnus est'.
1947 singt er unter Hans Schmidt-Isserstedt in Hamburg - wieder mit Erna Berger - im Oratorium 'Die Jahreszeiten' von Joseph Haydn und 1960 noch einmal mit Mimi Coertse und Kieth Engen unter Robert Wagner.
1948 singen Margarete Klose und Rudolf Schock in Hamburg Gustav Mahlers sinfonischen, auf chinesische Texten basierten Liederzyklus 'Das Lied von der Erde' und 1951 tritt Schock in Carl Orffs 'Catulli Carmina' auf. Margarete Klose hat es immer bedauert, daß die Hamburger
Ausführung von 'Das Lied von der Erde' - sie wurde ja vom Rundfunk übertragen - unter dem verdienten Dirigenten Hans Schmidt-Isserstedt nie auf Schallplatte erschienen war.
Anfang 1953 beteiligt sich Rudolf Schock in Köln, zusammen mit Anny Schlemm, Lore Fischer und Kurt Böhme, an einer Ausführung von 'Der Messias' von Georg Friedrich Händel. Wiederum dirigiert Hans Schmidt-Isserstedt. Von dieser Ausführung ist auf der schon erwähnten Relief-Doppel-CD eine überwältigend gesungene Arie (mit Rezitativ) zu finden: 'Der da thronet im Himmel, Du zerschlägst sie!' November 2008 brachte dasselbe Label die Gesamtaufnahme vom 'Messias' auf den Markt (Relief CR 8001)!
Weiterhin nimmt Schock in den frühen Fünfzigern - für eine heute nicht mehr existierende Schallplattengesellschaft - mit der Sopranistin Teresa Stich-Randall, der Altistin Mona Paulee, dem Bassisten Gottlob Frick und dem Dirigenten Jonathan Sternberg in Wien die 'Missa in Angustiis (Nelson-Messe)' von Joseph Haydn auf. Eine CD-Version ist im Umlauf, aber sie ist wohl die Kopie einer alten Langspielplatte voller Geräusche.
Die 9. Symphonie von Ludwig von Beethoven
1949, am 25. November, tritt Schock in London unter Herbert von Karajan im 'Grossen Finale' der 'Neunten Symphonie' von BEETHOVEN auf. Neben ihm singen Elisabeth Schwarzkopf, Jean Watson und Boris Christoff. Das 'Philharmonic Orchestra London' spielt und der 'BBC Choral Society' singt.
In Schocks Biographie liest man, ein dringlicher Anruf erreiche Rudolf Schock am 22. November:
Herbert von Karajan lasse Herrn Schock bitten, möglichst bald nach London zu fliegen, um den Tenorpart in der 9. Symphonie zu übernehmen. Tenorkollege Walther Ludwig habe kurzfristig absagen müssen.
Schock hat gerade am 21. November ein grosses Lehár-Konzert gegeben. Daneben gibt es Opernverpflichtungen, und probt er mit der Pianistin Hilde Loewe-Flatter für einen Liederabend (siehe auch den Text 'Der fröhliche Wanderer'). Den Tenorpart in Beethovens Neunten Symphonie hat er noch nie gesungen, aber er weiss, die - wenn auch kurze - Partie sei 'selbst für erfahrene Sänger eine einzige Klippe'. London macht ihm deutlich, Karajan führe zum ersten Mal in London die 9. Symphonie aus. Herr Schock könne diese Bitte nicht ausschlagen. Munter aber ungern stimmt der in arge Bedrängnis gebrachte Sänger zu. Er und Hilde Loewe lassen den Liederabend damit vorläufig gut sein, und stürzen sich auf die 'Neunte'. Am 23 November muss er bei der Probe sein, für den 24. November hat man die Generalprobe geplant, und am 25 November findet die Ausführung in der Royal Albert Hall statt.
Schock singt am 23. November, obschon 'noch nicht sattelfest', 'einigermassen vom Blatt' (wie bei Oratorien gebräuchlich). Er hält es für selbstverständlich, dass Karajan ihm helfen wird.
'Statt dessen klopfte er (Karajan) ab, sah mich ungehalten an und rief mir zu: 'Gehen Sie erst mal nach Hause und lernen Sie richtig'.
Schock fühlt sich 'wie vor den Kopf geschlagen' und verlässt wütend den Proberaum. Im Hotel übt er mit Hilde Loewe doch weiter, die ganze Nacht hindurch.
Am Tage der Generalprobe singt Schock die Partie (herausfordernd?) auswendig und nicht - wie die Gesangkollegen - vom Blatt. Schock: 'Das war Herrn von Karajan natürlich auch nicht recht. Auswendig zu musizieren war ihm allein vorbehalten. So mass er mich mit unfreundlichen Blicken...'.
Ende 1950 singt Schock in Berlin unter Wilhelm Furtwängler ein 2. Mal in Beethovens 'Neuntem' und am 9. Dezember 1951 noch einmal, aber dann in Paris unter dem Dirigenten Carl Schuricht.
Carl Schuricht |
Über diese Ausführung gibt es im Anhang der Schock-Biographie keine Angaben. Das Internet ist jedoch voller Geheimnisse, die unaufhörlich darauf warten, entschleiert zu werden: Ich stosse auf zwei Ausführungen am 8. und 9. Dezember 1951 von Beethovens 'Neuntem Symphonie' (und der 'Coriolan'-Ouvertüre) im Théatre Champs Elysées, worin der bekannte Peter Anders die Tenorpartie singen wird ('the tenor announced was Peter Anders'). Die übrigen Solisten sind Lisa della Casa (Sopr.), Hélène Bouvier (Alt.) und Heinz Rehfuss (Bass.) Carl Schuricht leitet das 'Orchestre de la Societé des Concerts du Conservatoire de Paris' und den 'Chorale Élisabeth Brasseur'. Den Programmhinweisen entnehme ich aber, statt Peter Anders singe Rudolf Schock in der 2. Ausführung am 9. Dezember 1951 den Tenorpart.
UND DANN DIE 'MISSA SOLEMNIS'
In der Schock-Biographie werden vier Live-Ausführungen dieses Werkes genannt: Zweimal in Berlin September 1951 unter Carl Schuricht (gibt es einen Zusammenhang mit Schocks Auftritt drei Monate später in Paris?). Einmal in Hamburg unter Joseph Keilberth (10.2.1952) und noch einmal in Köln unter Otto Klemperer (6.6.1955).
Die KLEMPERER-Ausführung ist im Laufe der Jahre zuerst auf LP (des italienischen Label 'Movimento Musica') und dann von zwei Produzenten auf CD veröffentlicht worden: das erste Mal 1985 auf dem auch italienischen Label 'Frequenz' und 2007 beim englischen 'Medici Masters/Arts' in Zusammenarbeit mit WDR-Köln.
Diese letzte CD-Veröffentlichung der 'Missa Solemnis' und die vom 'Messias' von Händel auf dem Schweizer Label Relief betrachte ich als DIE vokalen Dokumente, worin Rudolf Schocks Qualitäten auch im Bereich von u.a. Messen und Oratorien in optima forma zu hören sind.
1955: 'Missa Solemnis in D-Dur', Opus 123 'Recorded at the Funkhaus, Saal 1', WDR Köln , 6.6.1955.
Vokale Solisten: Annelies Kupper (Sopr.), Sieglinde Wagner (Alt.), Rudolf Schock (Tenor), Josef Greindl (Bass).
Instrumentalmusiker: Hans Bachem (Orgel) und Helmut Zernick (Violine).
Weiter: Kölner Rundfunkchor (heute: WDR Rundfunkchor Köln) + Chor des Norddeutschen Rundfunks, Chordirigenten: Max Thurn/Bernhard Zimmermann und das Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester (heute: WDR Sinfonieorchester Köln). DIRIGENT: OTTO KLEMPERER (Label: Medici Masters MM 015-2)
Über die Missa Solemnis
ist in Nachschlagewerken und im Internet allerhand zu lesen. Ich beschränke mich hier auf einige Tatsachen: Beethoven möchte 1818 eine 'feierliche Messe' (die 'Missa Solemnis') für Erzherzog Rudolf (einst seinen Schüler, dann seinen Gönner) komponieren. Rudolf wird nämlich am 9. März 1820 den Erzbischofsstuhl von Olmütz in Moravien besteigen und Beethovens Messe sollte dabei ausgeführt werden. Ebenso wie bei der Oper 'Fidelio' irrt sich der Komponist völlig in dem Zeitabschnitt, den er sich selber aufgetragen hat. Erst im Jahre 1822 kann er das Werk abschliessen, und noch wieder später (am 6. April 1924) findet in Petersburg die Uraufführung statt. Der jetzt ganz taube Beethoven wohnt der Premiere nicht bei.
In den vier Jahren, worin Beethoven mit der Messe wirklich gerungen hat, wächst das Werk zu einer 'gigantischen, fünfsätzigen Symphonie' für vier Gesangsolisten, zwei Chöre und grosses Orchester aus. Es lässt sich eigentlich nicht in einen Gottesdienst hineinpassen. Ausserdem gelten die religiösen Auffassungen von Beethoven (keineswegs ein treuer Kirchgänger!) als zu weltlich, zu diesseitsgerichtet. Seine eigenwillige Meinung über den in Freiheit handelnden, individuellen Menschen ist nicht die der Kirche. Sein Blick auf Welt und Geist macht die kirchliche Autorität zurückhaltend in ihrem Umgang mit der Messe. Sie bedient sich sogar des Zensurmittels:
In Wien, am 7. Mai 1824, hört ein ergriffenes Publikum zum ersten Mal die 'Neunte Symphonie'. In diesem weltlichen Kontext werden auch drei Teile der 'Missa Solemnis' (das 'Kyrie', das 'Gloria' und das 'Agnus Dei') dem Publikum zum Gehör gebracht. Diese Teile sollen (wegen genannter Zensur) ohne Hinweis auf die Messe als selbständige "Hymnen" angekündigt und ausgeführt werden. Beethoven ist diesmal wohl dabei. Er steht in unmittelbarer Nähe des Dirigenten und erlebt den Abend 'mit den Ohren des Geistes'.
LINK auf Fragment Spielfilm 'Copying Beethoven' (2006)
'Der letzte Teil der 'MISSA SOLEMNIS' mit den Worten: 'DONA NOBIS PACEM'
Der letzte Teil der Missa (das 'Agnus Dei' und dessen Worte 'Dona nobis pacem') führt zu verschiedenen Interpretationen. Auf Papier und im Konzertsaal. Einerseits endet das Werk mit einem 'Plädoyer für Frieden (Dona nobis Pacem)', aber andrerseits sind die Trommeln und Trompeten des Schlachtfeldes nicht zu überhören. Darum ist der Ausklang des Werkes nach der Meinung mancher Analytiker bewusst 'zwiespältig'. Andere finden wieder, die Messe klinge 'unversöhnlich' aus. In der Ausführungspraxis bedeutet das, dass einen gordische Knoten durchgehauen werden muss. Der eine Dirigent akzentuiert die 'Drumbeats of War' (Pennock), der andere gerade nicht.
Ich versuche meinen eigenen gordischen Knoten durchzuhauen und eine persönliche Lösung zu finden (Diese Lösung hat übrigens keine einzige wissenschaftliche Prätention): Beethoven stellt der Partitur einen kleinen, einfachen Satz voran: 'Von Herzen möge es wieder zu Herzen gehen': Ein Wunsch, der das menschliche Gefühl in den Mittelpunkt rückt.
An der Musik des Schlussteils (dem 'Agnus Dei' also) geht ein zweiter, kleiner Satz voran: 'Bitte um inneren end äusseren Frieden': Ein Plädoyer für Frieden in jeder Hinsicht (in unserm Innern und in der Aussenwelt).
Der englische Kritiker Rob Pennock ('The Classical Source' 2007), der der Klemperer-Interpretation der 'Missa Solemnis' im grossen und ganzen viel Lob erteilt, ist der Ansicht, dass die 'Trommeln und Trompeten des Krieges' bei Klemperer kein Gefühl von Drohung und Terror heraufbeschwören. Sie bleiben im Hintergrund und überzeugen (Pennock) nicht. Nun denke ich an Beethovens kleine Sätze: Die Empfindungen des Herzens und die Sehnsucht nach dem Frieden inner- und ausserhalb des Menschen stehen im Mittelpunkt.
Ist dann ein 'zwiespältiger' oder 'unversöhnlicher', offener Abschluss der Messe - mit den kleinen Sätzen im Kopf - logisch? Ist es dann noch glaubhaft, dass man Drohung und Terror der Kriegsgewalt musikalisch dominieren lässt?
Bei Klemperer (und in der beinahe erregten Expression der Solisten) empfinde ich viel stärker die Intensität des Plädoyers für Frieden. Die Kriegsgewalt, die gewiss immer auf der Lauer liegt, wird von dieser Intensität überzeugend und bleibend auf Distanz gehalten. Dieses 'Dona nobis pacem' geht mir nicht als fragil ins Ohr. Es kämpft heftig zurück und behauptet sich letzten Endes. In der 'Neunten Symphonie' ist das grossartige Plädoyer für Frieden zwischen Menschen expliziter, aber zugleich utopisch. In der 'Missa Solemnis' zeugt die Bitte um Frieden eher von Realismus.
Die Aufnahme
von 'Medici Masters' ist die der WDR-Original-Mastertapes. SIE KLINGT VIELE MALE BESSER als die der vorigen Ausgaben (Wenn Sie die Klemperer-Ausführung schon besitzen: diese letzte Veröffentlichung ist den erneuten Kauf doppelt und dreifach wert!)
Annelies Kupper |
In Details (Ein einziges Mal gibt es ein 'fransiges' Moment, wenn die Chöre zusammen singen, und die Altistin Sieglinde Wagner hat dann und wann kleine 'Probleme mit der Intonation') könnte man Einwände vorbringen, aber solche Sachen geschehen eben bei Live-Ausführungen und sind deshalb - laut Pennock - unvermeidlich
Sieglinde Wagner |
Ich glaube, Pennocks Kritik aus dem Jahre 2007 spreche für sich. Ich gebrauchte das Wort 'eindrucksvoll' und meinte das ganz buchstäblich. Beethovens Musik macht grossen Eindruck, und Chöre und Solisten singen voller Hingabe.
Josef Greindl |
OTTO KLEMPERER und RUDOLF SCHOCK
Otto Klemperer |
Mit dem Dirigenten Otto Klemperer (1885-1973) konnte man nicht leicht zusammenarbeiten. Er war manischdepressiv und benahm sich oft ungeduldig und unverträglich (Eine zweiteilige Biographie von Peter Heyworth ist von Cambridge Universiti Press veröffentlicht worden).
Rudolf Schock aber erinnert sich in seiner Biographie gern an Klemperer.
Otto Klemperer emigriert 1933 gezwungen in die USA, wo er die Leitung des Philharmonischen Orchesters von Los Angeles übernimmt. Zwischen 1947 und 1950 pendelt er von den USA nach Europa und umgekehrt. Auch dirigiert er in Australien.
Rudolf Schock wird Ende 1948 nach einer La Bohème-Premiere in London (mit Elisabeth Schwarzkopf als Mimi) von ABC (Australian Broadcasting Commission) zur Australien-Tournee eingeladen. ABC betrachtet Schock als geeigneten Stellvertreter für den gestorbenen Richard Tauber, der diese Konzertreise verabredet hatte.
In Jahre 1949 tritt Schock in Australien insgesamt vierzigmal auf. ABC sendet die Konzerte im Rundfunk aus. Rudolf Schock gibt Opernrecitals und Liederabende mit sechs verschiedenen Programmen. Daneben singt er in grossen Orchester-Konzerten. Dirigenten sind u.a. Rafael Kubelik, Henry Krips und (Schock: 'der grossartige Dirigent und das einzigartige Original') Otto Klemperer. Rudolf Schock erzählt begeistert über Klemperers Humor und die Hotelgespräche mit ihm, die bis tief in die Nacht dauern.
1959 singt Rudolf Schock in Bayreuth auf Einladung und unter Regie von Wieland Wagner (Richard Wagners Enkelsohn und jüngerem Bruder Wolfgangs) die Rolle von Walther von Stolzing in 'Die Meistersinger von Nürnberg'. Otto Klemperer würde der Dirigent sein. Aber es ist schliesslich Erich Leinsdorf, der die Oper dirigiert. Schock ist enttäuscht. Er schreibt, Otto Klemperer ('der mir so wohlgesinnt war') habe wegen Krankheit leider absagen müssen.
OPUS 48-4: 'Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre'
Im Laufe der 60er Jahre nimmt Rudolf Schock für Arola-Eurodisc - vor dem Hintergrund vieler Kirchenkonzerte - einige LPs mit religiösen (religiös gefärbten) Liedern und Konzertarien auf (u.a. Händel, Bizet, Reger, Cornelius, Schubert und Beethoven).
Von diesen Aufnahmen ist auf CD wenig zu finden. Nur die Weihnachtslieder aus dem Jahre 1964 (einschl. Cornelius und Reger) wissen sich zu behaupten (Sony). Und auf der CD 'Rudolf Schock - Stimme für Millionen' (Sony 610229-331) gibt es Beethovens 'Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre'.
Im übrigen bietet diese CD eine bunte Mischung von Volksliedern, Oper, Operetten- und Unterhaltungsliedern.
Es handelt sich bei dieser Beethoven-Komposition um eine gekürzte Version (die beiden ersten Strophen). Sie kam vor auf der gleichnamigen LP (Ariola-Eurodisc 86863 KK).
Auf dieser LP mit 'Liedern für festliche Stunden' singt Rudolf Schock mit dem Tölzer Knabenchor unter Gerhard Schmidt-Gaden (1937), und wird er vom Harfenisten Horst Ramthor und dem Organisten Hans Tild begleitet. Die Aufnahme ist Juni 1973 gemacht worden, und die (geschmackvolle) musikalische Bearbeitung ist von Fried Walter (1907-1996), der auch die Leitung hat.
Fried Walter |
Der Tölzer Knabenchor ist vom Chordirigenten und Gesangpädagogen Schmidt-Gaden vor mehr als einem halben Jahrhundert gegründet worden. Der Chor singt schon viele Jahre auf dem allerhöchstem Niveau in Konzerten und ist auf mancher CD zu hören. Der Gesang unterscheidet sich durch ein hohes Mass an Kultivierung.
Die LP aus dem Jahre 1973 ist in der Tat eine geeignete Schallplatte für 'die festlichen Stunden'. Schock singt konzentriert und mit herzerobernder Einfachheit die alten, bekannten Melodien und bildet mit dem bezaubernd singendem Kabenchor und der schlichten, aber angemessenen musikalische Begleitung ein ausdrucksvolles Ensemble. Das lässt sich gewiss auch von der noch erhältlichen Aufnahme von 'Die Himmel rühmen...' sagen.
Über dieses Lied noch folgendes:
Der Text ist vom Dichter Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769) und hat als Untertitel: 'Die Ehre Gottes aus der Natur'. Beethoven vertonte das Gedicht 1803 zusammen mit noch fünf anderen religiösen (Volks)liedern unter dem Namen 'Sechs Lieder Gellerts am Klavier zu singen'.
'Heil'ge Nacht, o giesse du'
Diese 'Hymne an die Nacht' ist NIE von Beethoven vertont worden. Es ist genau das selbe Verfahren wie bei Charles Gounod, der ein Präludium von Johann Sebastian Bach mit einem Ave Maria-Text ausstattete, wodurch das altvertraute 'Ave Maria' von Bach/Gounod entstand!
(siehe: 'RS singt Charles Gounod').
Bei 'Heil'ge Nacht...' geht es ursprünglich um einen Text von F. v. Mattthisson (1761-1831). Dieser Text gelangte in den Besitz von Friedrich Silcher (1789-1860), dem grossen Volksliedsammler. Dieser verband irgendwo zwischen 1830 und 1840 die Worte des Liedes mit dem 'Andante con moto' aus Beethovens Klaviersonate Opus 57 (bekannt als 'Appassionata'). Silcher tat das mit mehr Musik von Beethoven und stellte so einen Liederband zusammen, den er als 'Melodien aus Beethovens Sonaten und Synfonien zu Liedern für Singstimme eingerichtet' bezeichnete.
Dieses Nachtlied von Beethoven/Silcher (auf der LP wird irrtümlicherweise C.F. Gellert als Textdichter erwähnt) wurde als Lied für Männerchor berühmt. Es hat sogar einen Männerchor gegeben, der sich 'Heil'ge Nacht....' nannte.
Die 'Heil'ge Nacht' glänzt auch auf der 'Die Himmel rühmen-LP' mit Knabenchor. Es ist zu hoffen, dass die komplette LP (zusammen mit einer zweiten, worauf Schock mit dem Tölzer Knabenchor Volkslieder singt) einst auf CD erscheinen wird. An und für sich schon sollten die auch darauf vorkommenden Fragmente aus der 'Deutschen Messe' von Franz Schubert ('Heilig ist der Herr' und 'Wohin soll ich mich wenden') auf CD wieder erhältlich sein. Sie würden für Rudolf Schock eine willkommene, weitere Ergänzung einer von CD-Produzenten grossenteils vernachlässigten Seite seines Künstlertums bedeuten.
Krijn de Lege, 11.6.2008/20.9.2013
1 Kommentar:
I'm now not certain the place you're getting your info, but
good topic. I must spend a while learning more or
understanding more. Thank you for magnificent info I was searching
for this information for my mission.
Kommentar veröffentlichen