from Label RELIEF CR 1909
DANIËL FRANÇOIS ESPRIT AUBER (1782-1871)
Als ich Adolphe Adam und seine komische Oper 'Si j'étais Roi (Wenn ich König wär')' mit Rudolf Schock als verwirrtem Fischer, der eine Prinzessin fangen will, in den Mittelpunkt rückte, fing ich mit ein bisschen Musikgeschichte an. Das tue ich Ihnen nicht noch einmal an, aber wohl mache ich Sie wieder darauf aufmerksam, dass in der (heiteren) Opéra-comique gesprochene Dialoge an die Stelle der gesungenen Rezitative treten.Verständlich ist es, dass diese Dialoge-ohne-Musik eine anständige Qualität haben müssen. Sie sollen in solchen Opern vor allem witzig sein und 'wie am Schnürchen laufen'. Die Musik macht ja nicht mit, und das bedeutet, dass man Textdichter mit gut entwickeltem Theatergefühl braucht.
Der französische Komponist Daniël François Espril Auber hatte zum Glück solch einen Textdichter: Eugène Scribe (1791-1861), einen vielseitigen Bühnenautor, der für das Musiktheater von grosser Bedeutung gewesen ist. Scribe war nicht nur imstande, typisch komische Opern mit einem ausgezeichneten Textbuch zu versehen, sondern auch grosse, thematisch historische Opern von Meyerbeer ('Les Huguenots', 'L'Africaine' usw.), Halévy ('La Juive' u.a.), Verdi ('I Vespri Siciliani') und Rossini ('Le Comte Ory'). Sein Libretto für Aubers heute vergessene Oper 'Le Philtre' diente als Modell für 'Élisir d'Amore' (1832) von Geatano Donizetti und das Überraschende ist, dass ich ( noch in Unwissenheit darüber, dass Auber und Donizetti Zeitgenossen waren) beim abermals Abhören der äusserst virtuosen Ensembles aus Aubers 'Fra Diavolo'(1830!) auf einmal an die populäre Donizetti-Oper denken musste. Der Zeitgeist spielt immer wieder eine Hauptrolle, aber es ist wohl gut, hier und jetzt festzustellen, dass Aubers 'Fra Diavolo' zwei Jahre früher Premiere hatte.
Aubers Opern sind (vielleicht?) zum Teil von der Zeit eingeholt worden, aber 'Fra Diavolo' und die ganz andersartige 'La Muette de Portici' sind Opern, die einen festen Platz auf der Opernbühne verdienen.
In 'Elseviers Groot Operaboek' (1. Auflage 1959) von Leo Riemens bemerkt dieser, dass Rossinis 'Wilhelm Tell ' (1829) als die allererste grosse, historische Oper betrachtet wird. Der "kleine" Komponist Daniël Auber aber - betont Riemens - verfasste ein Jahr früher, also schon 1828 auf Text von Eugène Scribe, die monumentale 'Grande Opéra' 'La Muette de Portici' über den Aufstand der Neapolitaner gegen die spanische Besatzungsmacht im Jahre 1647. Dieses Werk wurde vom Pariser Opernpublikum an dem Tag der Premiere (28-2-1830) mit grosser Begeisterung empfangen, und machte Auber über Nacht zur europäischen Berühmtheit. Am 25. August desselben Jahres war in Brüssel, während der Aufführung dieser Oper im 'Théatre de la Monnaie' ein kraftvolles Duett ('Amour sacré de la Patrie') sogar der Anlass für den Ausbruch eines Volksaufstands, der dazu führte, dass Belgien unabhängig von den Niederlanden wurde.
Richard Wagner bewunderte 'La Muette de Portici' sehr wegen des "dramatischen Elans und der dramatischen Geballtheit" der Musik.
Der bescheidene französische Patriot Auber selber lebte ein strikt bürgerliches Leben, reiste selten, denn warum würde er das tun? Die Textbücher des Kollegen Scribe hätten ihn ja durch die ganze Welt geführt? Und weiter wollte er ein breites Publikum "nur ein wenig amüsieren". Sein Schüler Ambroise Thomas (Komponist von 'Mignon') umsorgte ihn, als Auber nach einem langen Leben ernsthaft erkrankte und Alexander Dumas Jr. (Verfasser von u.a. 'La Dame aux Camélias') sagte am Grabe: "...Wie oft liess dieser Zauberer uns die Sorgen auf den anderen Morgen vertagen, und als der andere Morgen kam, hatten wir sie vergessen."
FRA DIAVOLO:
'Den Bruder des Teufels' hat es in Wirklichkeit gegeben. Er hiess Michele Pezza, war ursprünglich ein Mönch, der als Fra Angelo ('Bruder des Engels') bekannt war, aber sich später in den gefürchteten Räuberchef Fra Diavolo verwandelte. Er führte mit Erfolg eine Art Guerillakrieg mit der herrschenden, französischen Macht, aber wurde letzten Endes 1806 im 46-jährigen Alter in Neapel aufgehängt.
Scribes Opern-Skript verknüpft geschickt (und depolitisierend) den Humor einer Komödie mit der Romantik des Räuberlebens (der 'Robin Hood-Touch' : sie - in diesem Plot die römischen Soldaten - sind schlau und es sind ihrer viele, wir - Fra Diavolos Bande - sind mit wenigen, aber schlauer, UND berauben - meistens - keine unschuldigen Mädchen und Mönche). Die Hinrichtung des wahren Fra Diavolo wird in erster Instanz von einer gewöhnlichen Festnahme ersetzt, denn in einer komischen Oper kann und soll ein Schurke von den schliesslich doch schlaueren und sympathischen Römern (!) wohl gefangen, aber nicht getötet werden. In späteren Aufführungen wagt man es, den Räuberhauptmann durch Flintenkugeln der Römer töten zu lassen, wonach er in eine Schlucht stürzt.
Die Oper wurde in Italien und auch in Deutschland im Laufe der Jahre eigentlich beliebter als in Frankreich. Tito Schipa und Benjamino Gigli sangen den Marquis von San Marco/Fra Diavolo. Auch wurde die Geschichte einige Male verfilmt. Angenehme Erinnerungen habe ich an den heiteren 'Fra Diavolo (The Devils Brother)' aus dem jahre 1933 von Regisseur Hal Roach mit Stan Laurel und Oliver Hardy als Beppo und Giacomo, den linkischen Helfershelfern des Marquis/Oberschurken (von Dennis King gespielt). Aubers sprudelnd-ironische Musik ist in diesem Film, der als einer der besten, grösseren Spielfilme mit Laurel & Hardy angesehen wird, zum Glück nicht vergessen worden!
Dennis King
als Marquis,
Laurel & Hardy
als Beppo und
Giacomo
Giacomo
DIE MUSIK
Von den Ensembles sagte ich schon, dass sie äusserst virtuos sind. Es sind wahre Spektakel, worin Wort und Musik sich vollkommen im Gleichgewicht halten, und die Bühnenhandlung von Aubers Musik energisch vorwärtsgetrieben wird. Dasselbe gilt auch den spannenden Finales der drei Akten, deren Funken aus den Lautsprecherboxen in die Ohren sprühen. Die Solos von Fra Diavolo und Zerline haben Humor und Bravour.
DIE FRA DIAVOLO-AUFNAHMEN MIT RUDOLF SCHOCK:
(Lipp, Schock, Pease
und Schüchter)1954: Studio-Aufnahme (Relief CD 1909, Walhall WLCD 0138 u.a.) mit Wilma Lipp (Zerline), James Pease (Lord Kookburn), Ursula Zollenkopf (Lady Pamela), Ernst August Steinhoff (Lorenzo), Kurt Marschner (Beppo), Karl Otto (Giacomo), Sigmund Roth u.a. und WILHELM SCHÜCHTER (Dir.)
Die Tonaufzeichnung war für eine Fernsehsendung (von NDR/ARD Hamburg) bestimmt, die am 22. Oktober 1954 ausgestrahlt wurde. Diese Fernsehsendung war die zweite Fernsehoper, die in der BRD produziert wurde (Die erste war Mascagnis 'Cavalleria Rusticana' - gleichfalls mit Schüchter und Schock - , die ein halbes Jahr früher gesendet wurde).
Die deutschen Texte waren von Karlheinz Gutheim und die Dialogregie hatte Herbert Junkers. Die Fernsehaufnahmen fanden im sogenannten 'Fernsehbunker am Gasellenkamp' in Hamburg statt. Frau Gisela Schock erinnert sich - und das bringt wohl einiges zum Ausdruck über die Lebens- und Arbeitsumstände im ersten Dezennium nach dem Krieg - , dass die Familie Schock an jenem 22. Oktober 1954 noch nicht über ein Fernsehgerät verfügte, und sich in positiver Hinsicht notgedrungen die Sendung bei Freunden ansehen musste. Im Laufe der fünfziger Jahre wurde 'Fra Diavolo' auch im Rundfunk gebracht. Im Jahre 1980 veröffentlichte Schallplattengesellschaft 'Eurodisc' aus Anlass des 65. Geburtstags ihres Startenors Rudolf Schock eine LP-Kassette der Oper.]
2004 produzierte das schweizerische Label RELIEF eine tontechnisch verbesserte, erste (luxuriöse) CD-Edition (+ extra sieben Bonustracks mit Schock in anderen französischen Opern):
Label: RELIEF CR 1909
Die ursprüngliche Oper dauert im Theater ca. 150 Minuten. Die 1954-Aufnahme ca. 95 Minuten. Musikalisch ist niet viel gestrichen worden, aber mit den (Lustspiel-)Texten von Scribe hat man nicht so skrupulös gehandelt. Und dann stimmt das Gefühl, dass das Ganze etwas aus der Balance gekommen ist, völlig. Scribe und Auber wussten ganz genau, wie man das Publikum 'ein wenig amüsieren' konnte. Aber die Bearbeiter der Fernsehausführung hatten (damals schon!) Angst davor, die Sendung würde zu lange dauern und das ist im Rückblick schade.
Eine anderes bemerkenswertes Ergebnis dieser Bearbeitung ist, dass Fra Diavolo am Ende der Oper den Soldaten ENTWISCHEN DARF, wonach er überdies von den Bergen aus im Triumph den Löwenanteil des Schlussliedes zum besten geben darf. Ich kann mir nicht dem Gedanken entziehen, dass nicht nur die Tatsache, Fra Diavolo sei eine komische Oper, der Grund dafür ist. Sehr wohl möglich ist, dass Schocks Star-Status im Jahre 1954 dabei eine (entscheidende) Rolle gespielt hat. Man könnte den strahlenden, lebenslustigen Rudolf Schock in einem Fernsehfilm doch nicht sterben lassen?
DIE SOLISTEN:
(Foto: Archiv Ludwig Stumpff)
Rudolf Schock ist auch jetzt grossartig. Dieses Mal nicht in der Rolle eines träumerischen Fischers oder naiven Hirten, sondern die eines ziemlich kalten, unempfindlichen Räuberhauptmannes/Marquis. Dessen unzuverlässiger und gefühlsarmer Charakter ist nicht misszuverstehen. Das müssen Auber und Scribe auch beabsichtigt haben: dieser mit allen Wassern gewaschene Verbrecher Fra Diavolo soll in seinem arroganten Konflikt mit dem jugendlichen und verliebten Offizier Lorenzo den kürzeren ziehen. Das ist ja der fröhliche Schluss dieser Oper. In der ersten deutschen Übersetzung von Scribes Zeitgenossen Karl Ludwig Blum (1786-1844) endet die Oper denn auch mit dem von jedermann (selbstverständlich ohne die Räuber) gesungenen:
"Diavolo! Viktoria! Der Räuber fiel durch unsre Hand! Ha, welches Glück für dieses Land, Seht, er fiel durch unsre Hand!"
Wenn der Marquis/Fra Diavolo-mit-Mandoline sich übertrieben schmachtend und gefühlsduselnd der im Liebesleben enttäuschten Lady Pamela offenbart, und zugleich dem weltfremden und schläfrigen Gatten eine italienisch gefärbte Musikstunde vorgaukelt (1. Akt, Nr. 5: Terzett 'Der treue Gondoliere...'), trieft sein alles und alle verführender Gesang von Ironie und Sarkasmus.
In seiner mit Leichtsinn gesungenen und dargestellten, grossen Bravour-Arie mit Rezitativ ('Dieser Plan ist mißlungen') am Anfang des 3. und letzten Aktes lässt er keinen Zweifel an seinem opportunistischen Tatendrang hochkommen.
Schocks Talentiertheit für den italienischen Gesangstil kommt im 2. Akt, Nr 9, in der Barkarole 'Dorina, süße Kleine...' expressiv und explosiv zum Ausdruck.
Besonders durch diese Barkarole bekomme ich den Eindruck, Schocks allmählicher Übergang von einer lockeren und leichteren Stimmführung (2. Hälfte der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre) zur dunkleren, baritonalen, aber gleichzeitig oft wärmeren und glühenderen Stimmfarbe habe sich Ende 1954 endgültig vollzogen. Daher bekommt er in den Jahren danach mehr die Gelegenheit (oder: schafft er sichselbst diese Gelegenheit?) auf der Schallplatte (in einigen Fällen auch live) 'heldischere' Rollen wie Walther von Stolzing ('Meistersinger von Nürnberg'), Max ('Freischütz'), Radames ('Aida'), Canio ('I Pagliacci') und sogar (fragmentarisch) Otello in Verdis gleichnamiger Oper zu singen.
Besonders durch diese Barkarole bekomme ich den Eindruck, Schocks allmählicher Übergang von einer lockeren und leichteren Stimmführung (2. Hälfte der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre) zur dunkleren, baritonalen, aber gleichzeitig oft wärmeren und glühenderen Stimmfarbe habe sich Ende 1954 endgültig vollzogen. Daher bekommt er in den Jahren danach mehr die Gelegenheit (oder: schafft er sichselbst diese Gelegenheit?) auf der Schallplatte (in einigen Fällen auch live) 'heldischere' Rollen wie Walther von Stolzing ('Meistersinger von Nürnberg'), Max ('Freischütz'), Radames ('Aida'), Canio ('I Pagliacci') und sogar (fragmentarisch) Otello in Verdis gleichnamiger Oper zu singen.
Karl Löbl und Robert Werba sagen in Hermes Handlexikon 'Opern auf Schallplatten' (1. Auflage 1983) über Schocks Fra Diavolo-Rolle, dass er (genauso wie Wilma Lipp) "komödiantisch und stimmlich angenehm wirkt".
Andreas Laska ('Musique Critique' 2007) findet, diese Aufnahme sei trotz Textkürzungen und eines nicht-französischen Textes bestimmt einen deutschen Umweg wert. Vor allem für Rudolf Schock, "der einen schlauen und geistreichen Fra Diavolo darstellt, und die zahlreichen, stimmlichen Hürden der Rolle samt hohem C und Vokalisen problemlos nimmt".
Die im Moment der Aufnahme 29-jährige Wilma Lipp (1925) klingt herzerfreuend jung und reizend. (Andreas Laska: "Wilma Lipp singt frisch und klar. Ihre Zerline leuchtet'.) Schon 1948 war Lipp eine phänomenale 'Königin der Nacht' in der 'Zauberflöte', wonach sie diese Rolle über die ganze Welt bis tief in die fünfziger Jahre sang. Später spezialisierte sie sich auf lyrischere Sopranpartien wie Konstanze in der 'Entführung aus dem Serail', Eva in den 'Meistersingern' und Rosalinde in der 'Fledermaus'.
Der amerikanische Bariton James Pease (1916-1967) wandert 1948 nach Europa aus. Von 1952 an singt er an der Hamburger Staatsoper (in dieser Periode findet also die Beteiligung an 'Fra Diavolo' statt) und anderswo in Europa. Auch lädt man ihn vielfältig zu Gastauftritten in seiner Heimat ein. Bei so einer Überfahrt stirbt er auf dem Schiffe.
James Pease ist für eine Fra Diavolo-Aufnahme ideal, weil die Lord Kookburn-Rolle einen englischen Akzent verlangt. Ausserdem stellt er den Lord mit schöner, tiefer Stimme und witzig gespielter Dummheit dar (Laska: "Er ist ein lächerlicher Lord, und das gehört sich auch so!").
Ursula Zollenkopf ist schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg besonders in Norddeutschland als Konzertaltistin bekannt geworden. Daneben sang sie in einigen Rundfunkaufführungen von Opern (u.a. in 'Joseph in Ägypten' von Méhul, worin sie laut einer Kritik im Internet auffallend gut die Benjamin-Rolle darstellt). Weiter stiess ich noch auf Beethovens Neunte unter Franz Konwitschny, und die Mitteilungen, dass Frau Zollenkopf Lieder ihres Gatten sang und im Laufe der fünfziger Jahre starb. Als Lady Pamela gibt Zollenkopf mit Pease ein perfekt komisches, englisches Gespann ab. Sie spielt und singt ihre Rolle auf eine Weise, die mit dem Singen in Oratorien nicht im entfernesten assoziiert werden kann.
Kurt Marschner (1913-1984) und Karl Otto (1904) singen die Rollen von bezw. Stan Laurel (Beppo) und Oliver Hardy (Giacomo). Marschner ist ein Charakter-Buffotenor mit vollendetem Falsett. Wenn er unverschämt Zerline imitiert, hört man wirlich eine Frauenstimme. Das Textbuch demonstriert aber unerbittlich: das ist keine Zerline, und auch keine Lady Pamela, sondern einfach Beppo!
Marschner war ein Koryphäe der Hamburger Staatsoper, der in Hamburg 4000 (!) Male auf der Bühne stand. Im Jahre 1978 ging er in den Ruhestand.
Ernst August Steinhoff (1917-1998) konnte man in seiner Sängerperiode vor allem am Zürcher Operntheater in allerhand lyrischen Tenorpartien hören. Auch sang er in Oratorien und Werken aus dem moderneren Musikrepertoire (Liebermann, Martinu, Rihm u.a.).
v.l.n.r.: Karl Otto als Giacomo, Fritz Göllnitz im Film als Beppo statt Kurt Marschner, Rudolf Schock als Marquis. (Foto: Archiv Ludwig Stumpff) |
Ernst August Steinhoff (1917-1998) konnte man in seiner Sängerperiode vor allem am Zürcher Operntheater in allerhand lyrischen Tenorpartien hören. Auch sang er in Oratorien und Werken aus dem moderneren Musikrepertoire (Liebermann, Martinu, Rihm u.a.).
Lorenzo ist 'the good guy' im Gegensatz zum 'bad guy' Fra Diavolo. Er liebt Zerline, und 'verdient' sie letzten Endes. Steinhoffs Stimme hat eine bequeme Höhe, aber klingt im mittleren Register unbeherrscht (Andreas Laska lobt aber seine 'voix mixte' und findet, dass er den Lorenzo '"rès charmant" singt). Seine 'Romanze' kurz vor dem Opernschluss ('Ewig will ich dir gehören') wird schnell und ziemlich ausdruckslos gesungen.
Schocks 'Leib und Magen'-Dirigent besonders während den Fünfzigern, Wilhelm Schüchter (1912-1974), dirigiert das Rundfunkorchester des NDR Hamburg. Andreas Laska weist in seiner französischsprachigen Kritik auf die grosse Vielseitigkeit und den Elan des Dirigenten hin. Die deutschsprachigen Kritiker Löbl und Werba (siehe auch oben) sind aber der Meinung, die Direktion mute doch etwas "zu eingedeutscht" an.
1968: Studio-Aufnahme: 'Ewig will ich dir gehören' 'Romanze' von Lorenzo aus dem 3. Akt von 'Fra Diavolo' (Eurodisc) mit WERNER EISBRENNER (Dir.)
Diese Aufnahme kommt auf einer Eurodisc-LP vor, worauf Rudolf Schock Opern- und Operettenerfolge von Richard Tauber singt. Kurz danach gibt es diese Aufnahme auch auf einer anderen Schock-LP mit Arien aus französichen Opern. Schock ist im Moment der Aufnahme (Januar 1968) sehr gut bei Stimme. Es stellt sich heraus, dass die von der Opernhandlung getrennte Arie einem Vortrag mit grossem Einfühlungsvermögen nicht im Wege steht. Wenn ich Schocks Version mit der von Steinhoff vergleiche, fallen mir zwei Sachen auf: Die Arie dauert bei Rudolf Schock fast eine volle Minute länger und Schocks Expressivität ist unendlich viel grösser: Das auf einmal sympathische Opfer ist Lorenzo, der zu Unrecht glaubt, Zerline habe ihn betrogen.
1978: Studio-Aufnahme: 'Dieser Plan ist misslungen' Rezitativ und Arie des Fra Diavolo aus dem 3. Akt (Eurodisc) mit FRIED WALTER (Dir.)
Die Reprise dieser Szene steht, wie man sagen kann, auf der allerletzten Opernrecital-LP von Rudolf Schock.
Er widmet diese LP seinen 'Freunden, meinem Schallplattenpublikum, das mir seit den ersten Aufnahmen im Jahre 1946 die Treue gehalten hat'. Die Arien sind von Von Gluck, Nicolai, R. Strauss, Wagner, Von Weber, Gounod, Cornelius, Auber, Leoncavallo und Von Klenau (aus der bis 1978 vergessenen Oper 'Rembrandt van Rijn' eine Arie, die auch zwischen den Schock-Aufnahmen auf der Internetsite 'YouTube' zu hören ist!). Bemerkenswert ist es, dass doch noch, gleichsam 'kurz vor Toresschluss', DER BARITON RUDOLF SCHOCK debütiert (siehe meine früheren Texte über die Laufbahn des Sängers). Er macht das als Tonio im Prolog aus 'I Pagliacci', als Valentin in dessen Gebet aus 'Margarethe (Faust)' und als Wolfram in 'O du mein holder Abendstern' aus 'Tannhäuser'. Auf die einzelnen Arien komme ich bei den diesbezüglichen Komponisten zurück.
Für Aubers 'Fra Diavolo' ist das jetzt der Fall.
Ich halte es für selbstverständlich, dass die Tenorstimme von Rudolf Schock 1978 nicht mehr die Möglichkeit hat, die schwierige Arie des selbstgefälligen Fra Diavolo von A bis Z perfekt zu singen, aber es gelingt Schock wohl, die Atmosphäre der Interpretation aus dem Jahre 1954 wieder heraufzubeschwören.
Krijn de Lege, 2.3.2008/14.10.2017 Für Aubers 'Fra Diavolo' ist das jetzt der Fall.
Ich halte es für selbstverständlich, dass die Tenorstimme von Rudolf Schock 1978 nicht mehr die Möglichkeit hat, die schwierige Arie des selbstgefälligen Fra Diavolo von A bis Z perfekt zu singen, aber es gelingt Schock wohl, die Atmosphäre der Interpretation aus dem Jahre 1954 wieder heraufzubeschwören.
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