Rudolf Schock singt 'Mit Gewitter und Sturm', Lied des Steuermanns aus 'Der Fliegende Holländer' von Richard Wagner.
Die Aufnahme wurde in München rund um Schocks dortige Auftritte in dieser Oper.
Dirigent ist Kurt Striegler (1886-1958).
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100. Geburtstag Rudolf Schock 2015:
Endgültige Bilanz der Aktivitäten:
Gelungene Festkonzerte in Deutschland in Düren (Sterbeort) und Duisburg (Geburtsort), und auch in Düren 2 gut besuchte Ausstellungen, Vorträge über Rudolf Schock u.a. als Sänger Wagners, ein Treffen unter der Leitung von Dr. Bodo Schwalm mit Bild- und Tonaufnahmen im intimen Marler Stadttheater und Gedenkprogramme im Rundfunk in Deutschland, der Schweiz und Österreich (Das ORF-Programm 'Stimmen hören' am 3. September ragte über die anderen Sendungen hinaus: die originellen Texte waren
stimulierend, und die Wahl aus Rudolf Schocks 'Gesamtwerk' wohlerwogen)
Im Fernsehen hie und da ein Operettenfilm, und in den Medien die Ankündigung der DVD-Premiere von Rudolf Schocks 3. Spielfilm 'Der fröhliche Wanderer' (1955).
Von bleibender Bedeutung sind drei "significant CD-Releases"
(siehe hier unten) mit Dank an Rico Leitner von CD-Label RELIEF und Wilfried Chlosta in Zusammenarbeit mit CD-Label MEMBRAN.
Leider kam eine TV-Dokumentararbeit bei ZDF/ARTE (vorläufiger Arbeitstitel "Die Rudolf Schock-Story") nicht aus den Startlöchern, und wurde aus dem Gerücht, WARNER werde 2015 endlich die dringend notwendige Veröffentlichung der "Original Tapes" von Schocks EMI-Liederrepertoire realisieren, gar nichts. Davon abgesehen, dass die tragenden Stützen von RELIEF mutig die Lücke schlossen und eine erste perfekte, stereo (!) 'Schöne Müllerin' auf CD herausbrachten ('Rudolf Schock singt Franz Schubert', Relief Nr. CR 3006, für nur € 10,99 bei JPC).
WARNER suchte ihre einfallslose "Inspiration" in der Wiederveröffentlichung von etwas Operette und in einer 4CD-Box "jetzt brandneu und nur bei 'Shop24direkt" unter dem Titel "100 Jahre Rudolf Schock - Die besten Operettenklassiker".
Für einen Betrag von fast € 50.- gewiss vortreffliche, aber überbekannte Aufnahmen, worunter eine CD, die Warner vor 2 Jahren selber für circa € 6.- herausbrachte ("Rudolf Schock, A Portrait", EAN: 509996 15343223).
SONY/Eurodisc brachte vergangenes Jahr Operette und Opera mit Rudolf Schock neu heraus, aber war nicht imstande, eine Verbindung mit seinem 100. Geburtstag herzustellen.
Zusammenfassend:
Rudolf Schock ist - wie man erwarten konnte - anno 2015 bestimmt unvergessen.
Man braucht schlechthin die große Anzahl erhältlicher Schock-Aufnahmen und die blitzschnell heranwachsende Auflistung mit Rudolf Schock-'Videos' auf YouTube zu Rate zu ziehen (auf YouTube zu oft auf gut Glück, nahezu ohne Kontext und mit immer wieder dieselben Fotos des Sängers).
Dessenungeachtet kennzeichne ich die Aktivitäten rund Rudolf Schocks 100. Geburtstag als überwiegend regional.
Die landesweiten TV-Anstalten versagten.
WARNER/EMI und SONY/EURODISC, historisch Schocks wichtigste Schallplatten/Cd-Produzenten, versagten ebenfalls.
ABER.........
wir dürfen hoffen, denn eine 2. Gelegenheit nähert sich rasch!
NOVEMBER 2016 gedenken Viele ja überall Rudolf Schocks 30. Sterbetag!
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Über die 3 bedeutendsten CD-Veröffentlichungen zum Rudolf Schocks 100. Geburtstag:
1) Rudolf Schock in (u.a.) vier Gesamtausführungen von Mozart-Opern:
Label:
MEMBRAN/DOCUMENTS (Order No.: 600227)
Wolfgang Amadeus Mozart |
- Die Entführung aus dem Serail (Hamburg, 1954)
- Cosi fan tutte (München, 1957)
- Idomeneo (Salzburg, 1956)
- Die Zauberflöte (Hamburg, 1955)
Von dieser 'Zauberflöte' erschienen vor 2 Jahren 77 Minuten auf CD (Membran 10CD-Box 'Rudolf Schock - Nachklang einer geliebten Stimme').
Jetzt kann man sie aber zum ersten Mal vollständig erleben (177 Minuten), live aus der Hamburger Staatsoper zur
Wiedereröffnung im Jahre 1955 des städtischen Operntheaters, das im Krieg zerstört wurde.
Dirigent ist Generalmusikdirektor Leopold Ludwig (1908-1979).
In der für die fünfziger Jahre schon ziemlich internationalen Besetzung hören wir neben Rudolf Schock als Tamino Horst Günter (1913-2013) und Anneliese Rothenberger (1926-2010) als Papageno und Papagena, die amerikanische Sopranistin Anna Bollinger (1919-1963) als Pamina und ihren Landsmann James Pease (1916-1967) als Sprecher.
Die schweizerische Koloratursopranistin Colette Lorand (1923) singt die Königin der Nacht und der niederländische Arnold van Mill (1921-1996) die Rolle des Sarastro.
Wie bei vielen Live-Vorstellungen auf Schallplatte/CD ist die Tontransparenz relativ beschränkt und die Klangfarbe trocken, wodurch der Zuhörer anfangs einigen Abstand zur Bühnenhandlung empfindet.
Dirigent der Salzburger 'Idomeneo' ist Karl Böhm (1894-1981), Darsteller der Titelrolle Rudolf Schock:
Neben ihm singen u.a. Waldemar Kmentt (1929-2015), Hildegard Hillebrecht (1927), Christel Goltz (1912-1908), Eberhard Wächter (1929-1992), Kurt Böhme (1908-1989) und Ruthilde Boesch (1918-2012), die Mutter von Christian Boesch, der heutzutage als einer der größten Baritonsänger gilt und für seine bemerkenswerten Opern-Projekte mit Kindern mit Lob überschüttet wird.
Die 2 übrigen Opern sind Rundfunk-Produktionen, deren klaren Ton keine Wünsche übrig läßt:
'Cosi fan tutte' wurde Februar 1957 in München aufgenommen.
Dirigent ist Eugen Jochum (1902-1987), und es singen u.a. Erika Köth (1927-1989), Walter Berry (1929-2000) und Rudolf Schock.
'Die Entführung aus dem Serail' entstand 1954 in Hamburg unter der Stabführung von Hans Schmidt-Isserstedt (1900-1973) mit Teresa Stich-Randall (1927-2007) als Konstanze, Emmy Loose (1914-1987) als Blondchen, Rudolf Schock als Belmonte, Murray Dickie (1924-1995) als Pedrillo und Theodor Schlott (1911-2002) als Osmin.
Schade, dass sich die Produzenten damals dazu entschlossen hatten, die Dialoge von Schauspielern sprechen zu lassen. Ein unseliger Versuch, Perfektionismus zu erreichen. Dieser Versuch mußte wohl scheitern, weil die Unterschiede im Stimm-Timbre
zwischen Sängern und Akteuren eben kaum zu überbrücken sind.
Die hieroben hervorgehobenen Bedenken sind jedoch nichts im Vergleich zur musikhistorischen Bedeutung der Mozart-Interpretation auf den 10 CDs.
Die Musik ruft das Bild des ERNEUERERS MOZART nach Händel hervor: Emotion wird durch Schlichtheit geweckt; gewandte, aber gefühlsleere Stimmakrobatik weicht vor ehrlicher Ausdrucksstärke und - wie ich glaube: in Mozarts Art - dem Schein des Naiven.
Deshalb war Rudolf Schock in der Mitte des vorigen Jahrhunderts einer der wirkungsvollsten Mozartsänger seiner Generation. Schocks Mozart ist in geradem Widerspruch mit dem Mozart der Tenöre, die die Gefühle der Personen, die sie darstellen, einem instrumental inspirierten, geglätteten Stimmgebrauch und - wo irgendwie möglich - virtuosen Verzierungen opfern. Und das machen sie dann innerhalb einer Arie, die sich darum nie mehr enden wollend fortzuschleppen scheint.
Außer den vier Opern gibt es auf den CDs noch einige Höhepunkte mit Rudolf Schock aus alternativen Ausführungen derselben Werke.
Rudolf Schock sang zwischen 1946 und 1975 die Rolle van Belmonte aus der 'Entführung' viele, viele Male. Er schloss damit auch seine Opernlaufbahn ab.
Daneben war er zwischen 1939 und 1967 ein vielfach gefragter Tamino in der 'Zauberflöte'.
Leider ist einer seiner erfolgreichen und zahlreichen Wiener Auftritte zwischen 1950 und 1958 als Don Ottavio in 'Don Giovanni' nie auf Band festgelegt worden. Aus Kritiken dieser Jahre wird nänlich deutlich, dass Schock diese etwas blasse Figur total anders als üblich darstellte: bestimmt nicht einfältig, sondern als seriösen Gegner Don Giovannis, mit viel Kraft im Blute also.
Rudolf Schock als Don Ottavio |
Einzelne Radio- und Plattenaufnahmen der Arie Don Ottavios 'I mio tesoro' beweisen das. Eine davon - aus dem Jahre 1950 steht als Bonus auf der 7. CD. Rudolf Schock beweist in dieser Arie übrigens auch seine formidable Atemtechnik!
2) Rudolf Schock singt (u.a.) 'Die schöne Müllerin' von Franz Schubert
Label:
R E L I E F (Katalog No.: CR 3006)
Diese CD ist die allererste Veröffentlichung der originellen stereo Studio-Aufnahme von Franz Schuberts Liederzyklus "Die schöne Müllerin" aus dem Jahre 1958 mit Rudolf Schock & Gerald Moore.
Ein lange gehegter Wunsch ist damit zum Teil erfüllt worden.
U.a. dank Sponsorschaft ist diese Rudolf Schock/Franz Schubert-Herausgabe möglich geworden.
Es wäre großartig, wenn die anderen Original-Aufnahmen mit Rudolf Schock und Adolf Stauch/Ivan Eröd auch auf den Markt gebracht werden könnten.
Das könnte einfach nur, wenn Sie alle nicht vergessen, diese "Schöne Müllerin" zu KAUFEN.
Nur dann könnte sich zeigen, dass die Entscheidung von WARNER (Emi) und SONY/Eurodisc, die klassischen Lieder mit Rudolf Schock nicht herauszubringen, eine Fehleintscheidung war!
BONUS!
Extra sind drei Schubertlieder mit ADOLF STAUCH am Klavier (1959) zugefügt worden.
- Auf dem Wasser zu singen D774 (Text: F.L. Graf zu Stolberg)
- Nacht und Träume D827 (Text: M. von Collin)
- Der Musensohn D764 (Text: J.W. von Goethe)
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Nachfolgende Berichte machen weitere Empfehlung meinerseits überflüssig:
Nachfolgende Berichte machen weitere Empfehlung meinerseits überflüssig:
Der erste Bericht ist der offizielle Pressetext anlässlich dieser besonderen CD-Publikation.
Der zweite ist ein persönlicher Text (Herzensschrei!) von Rico Leitner, dem Produzenten der CD, zum Rudolf Schocks 100. Geburtstag.
Der Bericht für die Presse
Es hat sich bei vielen Medienschaffenden eingebürgert, Kammersänger Rudolf Schock nur als Operettentenor wahrzunehmen. Das ist eine sehr einseitige „Rückblende“auf den seinerzeit erfolgreichsten deutschen Tenor, dessen Stellung als Medienstar zweifellos viel Missgunst hervorgerufen hat.
Tatsache ist jedenfalls, dass Rudolf Schock in seinen grossen Jahren (1946 bis etwa 1962) hauptsächlich in seinem angestammten Fach als lyrischer Tenor aufgetreten ist, in einzelnen Fällen auch in dem, was im deutschen Sprachgebrauch als„jugendlicher Held“ bezeichnet wird. Als seine Stimme – wie die jedes Tenors im Alter von über 40 Jahren- schwerer wurde, übernahm Schock auch einige Operettenrollen auf der Bühne, was er früher nur in wenigen Einzelfällen getan hatte.
Hingegen wandte er sich zu Beginn der 1950er-Jahre dem ernsthaften Studium des klassischen Lieds zu. Als Liedersänger errang er grösste Anerkennung bei Publikum und Kritik. Die Liederabende entwickelten sich zu einer wahren Passion, der er nach seinem Abschied von der Opernbühne 1976 verstärkt frönte.
Hingegen wandte er sich zu Beginn der 1950er-Jahre dem ernsthaften Studium des klassischen Lieds zu. Als Liedersänger errang er grösste Anerkennung bei Publikum und Kritik. Die Liederabende entwickelten sich zu einer wahren Passion, der er nach seinem Abschied von der Opernbühne 1976 verstärkt frönte.
Diese Liederabende, die mit grösster Selbstverständlichkeit auch in der „Provinz“gegeben wurden, dürfen mit „Pionierarbeit“ gleichgesetzt werden. Schock lockte Hunderttausende von Zuhörern in die Konzertsäle. Er brachte diese Musik Menschen nahe, die solche Konzerte ohne ihn als Sänger wohl niemals besucht hätten.
Man darf nur nicht annehmen, Schock habe sich das Leben als Liedersänger leicht gemacht. Das Gegenteil war der Fall, denn er wusste, dass er mit diesen Auftritten das Risiko einging, gleichsam als Trittbrettfahrer seiner eigenen Popularität eingestuft zu werden.
Vielleicht hat Schock mit seinen Liedinterpretationen teilweise Neuland betreten. Seine Gesangstechnik liess zahlreiche Ausdrucksmöglichkeiten zu und ausserdem verzichtete er bewusst darauf, klassische Lieder aus falscher Ehrfurcht zu „säuseln“.Er sang sie mit Akkuratesse, mit gepflegter Aussprache und brachte Empfindungen dort zum Ausdruck, wo das angebracht ist.
Kurz und klar gesagt: Die objektive, unvoreingenommene Beurteilung des Liedersängers Rudolf Schock wird heute noch so ausfallen müssen wie in seinen bereits erwähnten „grossen Jahren“, aus denen die vorliegenden Aufnahmen übrigens stammen (1958/59). Ob man die Stimme eines Sängers mag, ist und bleibt Sache des persönlichen Geschmacks, sollte aber nicht dazu verleiten, einen der vielseitigsten Sänger, die es je gegeben hat, tendenziös zu beurteilen.
Die ungeheuer grosse Popularität Rudolf Schocks hat zu Nebeneffekten geführt, die seinem Andenken viel Schaden zufügen, seinen Verdiensten aber nicht gerecht werden.
Schon am Anfang seiner Berliner-Karriere hatten Rudolf Schock und sein Freund Josef Metternich Probleme mit der Westberliner-Presse bekommen, weil beide auch an der Staatsoper im Ostsektor auftraten. Beide Künstler hatten damals deutlich verkündet, sie würden für Menschen singen, nicht für politische Systeme.
Rudolf Schock behielt diese Haltung sein ganzes Leben lang inne. Er sang für Menschen, die Freude an seinem Gesang hatten und er tat dies ohne oberlehrerhaftes Getue. Er wollte erfreuen, nicht belehren.
In dieser Hinsicht benahm er sich genau so, wie andere berühmte Sänger es vor und nach ihm taten: Richard Tauber, Enrico Caruso, Beniamino Gigli beispielsweise fanden nichts dabei, Volkslieder und „canzone“ zu singen – und sie taten das gerne und oft!
In dieser Hinsicht benahm er sich genau so, wie andere berühmte Sänger es vor und nach ihm taten: Richard Tauber, Enrico Caruso, Beniamino Gigli beispielsweise fanden nichts dabei, Volkslieder und „canzone“ zu singen – und sie taten das gerne und oft!
Im deutschsprachigen Teil Europas ticken die Uhren offenbar anders.
Ein Sänger hat die „Schublade“,in die ihn gewisse „Experten“ einteilen, nicht zu verlassen. Tut sie oder er es doch, dann werden diese „Fachleute“ böse und sind beleidigt, weil ein Künstler sich nicht so verhält, wie sie es für richtig finden.
Diese Empörung hat Rudolf Schock in „reichem Masse“ zu spüren bekommen. Man stelle sich vor: Da geht ein Mozart-Tenor hin und singt Operetten- und Wanderlieder und spielt auch noch in Kinofilmen - nein, das geht doch wirklich nicht! Und dann wird er auch noch berühmt und ein Medienstar – das geht ja nun noch viel weniger!
Keiner von diesen Kritikern ist hingegangen und hat untersucht, was und wo Rudolf Schock in seinen grossen Jahren (ca. 1949 – 1962) „live“ gesungen hat, sonst wäre aufgefallen, dass er in England am „Covent Garden“, am Edinburgh-Festival und in fast allen englischen Gross-Städten lyrische Opernpartien gesungen hat, dass er an die Salzburger-Festspiele eingeladen wurde, einen Vertrag mit der Wiener Staatsoper bekam (die ihn 1954 zum Kammersänger ernannte!), dass er 1949 eine mehrmonatige Australien-Tournée für den verstorbenen Richard Tauber übernahm und dafür ein Programm von 80 Liedern und Arien in sechs Sprachen einstudieren musste und daneben auch noch Liederabende in den grossen Musikzentren Europas ( z.B. Musikvereinssaal Wien) absolvierte.
Ein Sänger hat die „Schublade“,in die ihn gewisse „Experten“ einteilen, nicht zu verlassen. Tut sie oder er es doch, dann werden diese „Fachleute“ böse und sind beleidigt, weil ein Künstler sich nicht so verhält, wie sie es für richtig finden.
Diese Empörung hat Rudolf Schock in „reichem Masse“ zu spüren bekommen. Man stelle sich vor: Da geht ein Mozart-Tenor hin und singt Operetten- und Wanderlieder und spielt auch noch in Kinofilmen - nein, das geht doch wirklich nicht! Und dann wird er auch noch berühmt und ein Medienstar – das geht ja nun noch viel weniger!
Keiner von diesen Kritikern ist hingegangen und hat untersucht, was und wo Rudolf Schock in seinen grossen Jahren (ca. 1949 – 1962) „live“ gesungen hat, sonst wäre aufgefallen, dass er in England am „Covent Garden“, am Edinburgh-Festival und in fast allen englischen Gross-Städten lyrische Opernpartien gesungen hat, dass er an die Salzburger-Festspiele eingeladen wurde, einen Vertrag mit der Wiener Staatsoper bekam (die ihn 1954 zum Kammersänger ernannte!), dass er 1949 eine mehrmonatige Australien-Tournée für den verstorbenen Richard Tauber übernahm und dafür ein Programm von 80 Liedern und Arien in sechs Sprachen einstudieren musste und daneben auch noch Liederabende in den grossen Musikzentren Europas ( z.B. Musikvereinssaal Wien) absolvierte.
Es ist eigenartig: Bei andern Opernsängern werden Abstecher in die Operette oder gar ins Unterhaltungsfach als Beweis künstlerischer Vielseitigkeit gepriesen –bei Rudolf Schock sprachen die oben erwähnten „Experten“ von einem Abgleiten in seichte Gewässer.
Wir werden wohl lernen müssen, mit diesen zwei verschiedenen Messlatten zu leben.
Rudolf Schock hatte damit gelebt. Sein Publikum hielt ihm die Treue und besuchte seine Liederabende, die immer ein sehr anspruchsvolles Programm aufwiesen: Lieder von Schubert, Schumann, Brahms, Wolf und Richard Strauss bildeten den Hauptteil dieser Abende, die gewöhnlich mit drei Opernarien schlossen.
Liederabende bildeten seit Beginn der 1950er-Jahre einen festen Bestandteil von Schocks Jahresprogrammen und er erntete grösstes Lob von ernstzunehmenden Kritikern.
Das rühmenswerte Resultat seiner Arbeit mit dem klassischen Lied kann überprüft werden an der jetzt gerade veröffentlichten CD mit Franz Schuberts Lied-Zyklus nach Wilhelm Müller: „Die schöne Müllerin“. In dieser Aufnahme aus dem Jahr 1958 wird Rudolf Schock am Klavier begleitet vom unangefochtenen König der Klavierbegleiter, Gerald Moore.
3) Rudolf Schock in vier Wagner- Opern'
Label:
MEMBRAN/DOCUMENTS (Order No.: 600255)
Ich glaube, Rudolf Schock hätte große Augen gemacht: eine 10CD-Box exklusiv für ihn und Richard Wagner!
Im Jahre 1958 trat Rudolf Schock beim Holland Festival als Gott Bacchus in der Richard Strauss-Oper 'Ariadne auf Naxos' auf. Laut einem niederländischen Zeitungsartikel spielte er damals mit dem Gedanken, sich in nächster Phase seiner künstlerischen Karriere auf Wagnerpartieen zu spezialisieren. Schock erinnerte an seine Schallplattenaufnahmen von 'Lohengrin' und den 'Meistersingern von Nürnberg' und fügte hinzu, daß er im Laufe der Jahre auch gerne z.B. den Siegmund in der 'Walküre' singen wollte.Später, noch imselben Jahr, sang Rudolf Schock an der Hamburger Staatsoper den Don José in 'Carmen', und zwar unter der Regie von Richard Wagners Enkelsohn Wieland.
Wieland Wagner lud Rudolf Schock noch in Hamburg für die Bayreuther Festspiele 1959 ein. Er wollte Schock in seine Neuinszenierung der 'Meistersinger von Nürnberg' als Walther von Stolzing lancieren.
Walther, der sympathische Outsider, erhebt - voller Liebe für die Tochter eines geschätzten Bruders der Meistersingerzunft - den Anspruch, beim Preissingen sowohl um das Mädchen wie auch um den Meistersingertitel zu werben.
Wieland Wagner muß sich bewußt gewesen sein, ein Bayreuther Auftritt des "Filmhelden" Rudolf Schock käme der provozierenden Position Walthers unter den konservativen und regelsüchtigen Handwerkern/Meistersingern ganz nahe.
Zu Anfang der 60er Jahre äußerte sich Rudolf Schock etwas vorsichtiger über seinen Wunsch, später vor allem Wagner zu interpretieren.
Er fand, seine in erster Instanz lyrisch veranlagte Stimme habe sich mit dem Singen von Walther von Stolzing und Lohengrin an die Grenzen seiner vokalen Möglichkeiten begeben.
Und in den Achtzigern hörte ich ihn im Fernsehen sogar sagen, seine Stimme sei für den Wagnergesang nicht geeignet.
Aber 1978 ließ er noch aufzeichnen: "Leider habe ich nie an einer Aufführung der 'Walküre' mitgewirkt, obwohl mir die Partie des Siegmund in seiner hohen Mittellage sehr gelegen hätte".
Im CD-Programm:
Zum 100. Geburtstag und fast 30 Jahre nach seinem Tode - klingt Rudolf Schock auf den jetzt herausgebrachten 10 CDs prominent in vier Opern von Richard Wagner:
'Lohengrin' (Hamburg, 1953)
'Die Meistersinger von Nürnberg' (Berlin, 1956)
'Der fliegende Holländer' (Berlin, 1960)
'Das Rheingold' (Berlin, 1952)
Rudolf Schock verdient diese Edition allein schon, weil er:
* in der integralen 'Lohengrin'-Aufnahme unter Wilhelm Schüchter aus dem Jahre 1953 neue Maßstäbe für den Wagnergesang setzte.
Zum ersten Mal läßt sich in dieser Partie für Heldentenor ein lyrischer Tenor hören. Ein Sänger, der jedoch auch unverkennbar heldische Akzente zu setzen weiß, wo das für den Sturm und Drang der Opernhandlung erforderlich ist.
Er verdient daneben die Edition, weil er:
* auf Tonträger - nach Aussage des Opernrezensenten Alan Blyth in 'Gramophone' - musikalisch der bedeutendste Walther von Stolzing aller Studio-Aufnahmen der 'Meistersinger von Nürnberg' ist.
Noch immer gilt für Viele diese Aufführung unter dem verdienten Rudolf Kempe aus dem Jahre 1956 als Kriterium für alle Gesamtaufnahmen dieser Oper. Thomas Voigt im 'Fono Forum' 8/2000:
"Im wahrsten Sinne bezaubernd: Grümmer und Schock als Liebespaar. Unerreicht ihre Artikulation der Dialoge im zweiten Akt, ab 'Geliebter, spare den Zorn".
Ich sprach schon von Wieland Wagner und wagte es anzunehmen, daß dieser 1959 bewußt eine Parallele zwischen Walther von Stolzing im Kreise der Meistersinger und Rudolf Schock im Kreise der Wagnerianer ziehen wollte.
Darum halte ich in der Oper für sehr bedeutungsvoll den Moment, wo Stolzing/Schock auf seine in Gang gesetzte Beförderung zum Meistersinger reagiert: "NICHT MEISTER! NEIN! WILL OHNE MEISTER SELIG SEIN!"
Rudolf Schock und Josef Greindl |
Rudolf Schock singt die letzten fünf Worte besonders im Studio (1956) aber auch im Wagnertempel (1959) mit solch einer unendlichen Wehmut, daß es mir an die Gurgel fliegt. Ich bin neugierig, ob Sie diese bemerkenswerte Erfahrung auch machen.
Noch mehr in der Schock/Wagner-Schatzkiste:
* In Stereo aus dem Jahre 1960 unter Franz Konwitschny eine legendarische Sängerbesetzung im kompletten 'Fliegenden Holländer' mit u.a. Dietrich Fischer-Dieskau, Gottlob Frick, Rudolf Schock und Fritz Wunderlich.
* Genauso einzigartig: Fragmente aus einer Gesamteinspielung im Rundfunk von 'Das Rheingold' (1952). Denkwürdig: Herbert von Karajan wohnte einem Teil der Aufnahmen bei.
Diese Oper bietet ein abendfüllendes Vorspiel zur Wagners Musiktheater-Trilogie 'Der Ring der Nibelungen'.
Wilhelm Schüchter dirigierte, Herbert von Karajan schaute und hörte zu, und es sangen: Ferdinand Frantz, Lore Hoffmann, Margot Guilleaume, Rudolf Schock (als der Gott Froh), Josef Metternich, Wolfgang Windgassen, Gottlob Frick, Josef Greindl u.a.
Ich empfehle Ihnen alle drei CD-Veröffentlichungen von ganzem Herzen!
Krijn de Lege, 2.10.2015