10.01.11

RUDOLF SCHOCK SINGT LEO FALL

Rudolf Schock
singt:

LEO FALL

"Die Tradition des unverwechselbaren Wiener Walzertons, den Franz Schubert aufgebracht, Joseph Lanner popularisiert und der jüngere Johann Strauss vervollkommnet hat, wird von Leo Fall elegant weitergeführt - weiter als Franz Lehár" (Volker Klotz in seinem 'Porträt und Handbuch der Operette, einer unerhörten Kunst"- Piper GmbH & Co. KG, München 1991)
















Der Ruhm der 'Silbernen Wiener Operette' (siehe auch: 'RS singt Edmund Eysler') wird 1905 durch 'Die lustige Witwe' (Musik: Franz Lehár, Libretto: Leo Stein & Victor Léon - Foto v.l.n.r. L. Stein, F. Lehár, V. Léon) begründet. Lehár ist in kurzer Zeit ein Komponist von Weltformat. Fast genauso berühmt wird Oscar Straus, während Leo Fall dem musikalischen Ruf Franz Lehárs schon bald gleichkommt. Kurz danach schliessen sich Oskar Nedbal und Emmerich (Imre) Kálmán dieser illustren Gesellschaft an. Ich habe etwas gegen Ranglisten, weil sie Äpfel mit Birnen (nur eine niederländische Redensart?) und noch einer Menge andrer Früchte vergleichen. Volker Klotz findet aber in seimen Buch, Lehár liesse sich zuviel von einem Verlangen nach internatonaler Anerkennung führen, wodurch vieles seiner Walzermusik einen etwas gekünstelten, "ausschweifend klangschwelgerischen" Eindruck macht. Leo Fall ist authentischer, geht unbekümmert und - wie es scheint - mühelos den eigenen, musikalischen Weg: "...er konnte simpel sein und raffiniert, vornehm und robust, witzig und gefühlsvoll..." (Bernard Grun: 'Kulturgeschichte der Operette' - Langen Müller Verlag GmbH, München 1961).
Falls Orchestration ist "kammermusikalisch transparent" (Klotz). Seine Melodien scheinen dadurch, wenn man sie zum ersten Mal hört, eindeutig, aber sie enthalten eine Doppelbödigkeit, die er durch brillante Nuancen im Rhythmus und der Klangfarbe eng mit der Operettenhandlung in Zusammenhang bringt. Falls Walzer - und Märsche - widerspiegeln und/oder unterstreichen die Absichten der handelnden Personen, und das geht viel weiter als das Komponieren eines wohllautenden Dreivierteltakts.

Leo Fall (1873-1925)

Zusammen mit Edmund Eysler studiert er Geige und Klavier am Wiener Konservatorium. Danach spielt er in Militärkapellen, die von seinem Vater (Moritz Fall) und von dem Vater Franz Lehárs dirigiert werden. Nach dem Jahre 1895 ist er Geiger und Klavierbegleiter in Hamburg, Köln und Berlin, dirigiert er Operetten, und schreibt er Musik für das Kabarett 'Die bösen Buben'. Wahrscheinlich entdeckt er in dieser Umgebung sein Gefühl für die spielerische Herausforderung, die milde Provokation, und entwickelt er sein kompositorisches Talent für ein humoristisches und intelligentes Musiktheater, das "fröhliche Sachen ernsthaft und ernsthafte Sachen seriös behandelt" (frei nach Heinz Erhardt). Dieses erfindungsreiche Talent stellt ihn künstlerisch ohne weiteres neben Jacques Offenbach, den er übrigens auf keine einzige Weise nachahmt.

Falls erste Operette 'Der Rebell' wird 1950 im 'Theater an der Wien' uraufgeführt und wird zum Fiasko. Das Publikum reagiert mit einem Zischkonzert. Victor Léon, einer der Librettisten von Lehárs 'Lustiger Witwe', die einen Monat später imselben Theater Premiere haben sollte, agiert gegen die negativen Reaktionen des Publikums dadurch, dass er im Saal auffallend hin und her geht und einige Male "Bravo, Leo Fall!!" ruft. Léon gibt sich nicht mit nur Worten zufrieden: er bietet Leo Fall den Text eines 'Volksstücks' an, und dieser basiert seine zweite Operette 'Der fidele Bauer' darauf. Victor Léon investiert einen Teil des Honorars, das er mit der 'Lustigen Witwe' verdient hat, in eine nachdrücklich nicht Wiener Premiere der neuen Operette Leo Falls. 'Der fidele Bauer' findet im deutschen Mannheim eine überwältigende Aufnahme, und im Nu ist diese Operette eine beliebte Erscheinung in ganz Mitteleuropa. Viel mehr als die Handlung, die sich also - durchaus traditionell - in bäuerischem Milieu abspielt, ist es Falls erfindungsreiche, packende Musik, die die Begeisterung erklärt. Noch keine drei Monate später "wiegt man sich in New York und St. Petersburg (wieder) allüberall im Tanz zu seinen Walzerklängen" (B. Grun): Falls dritte Operette 'Die Dollarprinzessin' ist dieses Mal wohl mit Erfolg vom 'Theater an der Wien' aus lanciert worden: sie wird buchstäblich zum Welttriumph. Die Texte sind von Arthur Maria Willner (einem der Librettisten von Lehárs zwei Jahre späterer Operette ' Der Graf von Luxemburg') und von dem - genauso wie Leo Fall - aus der Kabarettwelt stammenden Fritz Grünbaum. In der Periode bis zum Jahre 1920 schreibt Leo Fall so ungefähr 14 Operetten: darunter grosse Welerfolge wie: 'Die geschiedene Frau' (Wien 1908), 'Brüderlein fein' (Wien 1909), 'Der liebe Augustin' (Berlin 1912 und Remake des 'Rebellen' aus dem Jahre 1905!), die ein wenig von Richard Strauss beeinflussten 'Kaiserin' (Berlin 1915, mit Falls Muse: der legendären Fritzi Massary) und 'Die Rose von Stambul' (Wien 1916, mit Fritzi Massary als 'Die Rose').

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Leo Fall sieht auf manchen Fotos ein bisschen drohend aus. Er ist eher einem amerikanischen Gangster oder gefühllosen Geschäftsboss ähnlich als einem feinfühligen Operettenkomponisten.

Zeitgenossen kennen Fall aber als einen fröhlichen, humorvollen und charmanten Mann, der mit seinen Operettenerfolgen viel Geld verdient und das auch wieder leicht ausgibt. Er zeigt ein lobenswertes Vermögen, einzustecken, wenn zwei Male eine von ihm geschriebene Oper abgewiesen wird. Das erste Mal passiert ihm das am Anfang seiner Karriere (1904), wenn in Mannheim seine Oper 'Irrlicht' vom Publikum und der Kritik schlecht empfangen wird. Das zweite Mal 1919, wenn 'Der goldene Vogel', eine Oper, woran Fall vier Jahre gearbeitet hatte, nicht in der 'Wiener Oper' aufgeführt werden darf. Die Direktoren loben die "prachtvollen Einfälle", aber weisen die Oper doch ab. Einer der Direktoren ist kein Geringerer als der von Leo Fall bewunderte Richard Strauss, Komponist von u.a. dem 'Rosenkavalier', einer genialen Oper mit einem der allerschönsten Walzer aus der Musikgeschichte. Der Österreicher Leo Fall setzt sich wieder nach Deutschland ab, und zwar nach Dresden. Da singen in der Premiere Grössen wie Richard Tauber und Elisabeth Rethberg. Die Kritik erkennt musikalische Einflüsse von Richard Strauss (!). Nach nur sieben Vorstellungen fliegt 'Der goldene Vogel' nicht mehr aus.

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Fall erholt sich verblüffend schnell von diesem Schlag und komponiert sofort danach wieder drei Operetten, wovon 'Madame Pompadour' (Wien 1922, mit natürlich wieder Massary in der Titelrolle) von Bernard Grun als "Die Meisteroperette par excellence" betrachtet wird.

Grun sieht diese auch nach Volker Klotz "makellose" Operette als die Ankündigung einer möglichen "Stilrenaissance" der Operettengattung. Aber es läuft anders: Im Frühling des Jahres 1925 kehrt Fall nach einer südamerikanischen Tournee todmüde nach Wien zurück, und einige Monaten später stirbt er an einem Gallenblasenleiden.

Ein Dezennium später darf unter den von den Nazis erlassenen Rassengesetzen seine Musik - zusammen mit der von u.a. Edmund Eysler, Oscar Straus und Emmerich Kálmán - nicht mehr gespielt werden. Zu Anfang der sechziger Jahre erleben Falls Operetten ein kleines Revival: Regisseur Kurt Wilhelm produziert fürs Fernsehen eine Operettenreihe, worunter Leo Falls 'Der fidele Bauer' (mit dem niederländischen Tenor John van Kesteren), 'Die Kaiserin' und 'Der liebe Augustin' (mit dem österreichischen Tenor Peter Minich). In denselben Jahren nimmt Eurodisc einige Fall-Melodien mit Rudolf Schock, Erika Köth und Margit Schramm auf. Rezent haben die CD-Label 'Membran', 'Line' und das 'Hamburger Archiv für Gesangskunst' eine grosse Anzahl Rundfunkproduktionen aus den Fünfzigern und Sechzigern auf den Markt gebracht.

Im heutigen Jahrhundert erschien Ende 2010 bei 'Edition Steinbauer' das Buch: 'LEO FALL, spöttischer Rebell der Operette' von Stefan Frey (isbn: 9783902494450)

Rudolf Schock singt Leo Fall

Er macht das jedenfalls 1950, 1952, 1960, 1962, 1963 und 1964. Schocks Fall-Aufnahmen konzentrieren sich auf Fragmente und (leider) gekürzte Fragmentchen aus 4 Operetten, die manchmal in einer ziemlich unordentlichen, ungeschickten Weise auf die Schallplatte und/oder CD geraten sind. Das ist zu schade, weil die Qualität dieser Aufnahmen hoch ist.

Im Jahre 1964 erscheinen auf Eurodisc (EP/LP) Melodien aus 'Die geschiedene Frau' und 'Der liebe Augustin'. Soviel ich weiss haben sie das CD-Stadium nie erreicht. Das ist verständlich, weil es um wohl sehr komprimierte Versionen handelt. Falls 'Rose von Stambul' von Eurodisc aus dem Jahre 1962 präsentiert auf LP in gut einer Viertelstunde eine Anzahl - teils etwas gekürzte - Szenen, aber aus undeutlichen Gründen wird sie an die Theo Mackeben-Bearbeitung (1931) von Carl Millöcker's 'Gräfin Dubarry' (1879) gehängt. Die CD-Veröffentlichung (2007) kopiert die fremde Kombination bedenkenlos. Schock's 'Zwei Augen, die wollen mir nicht aus dem Sinn' aus diesem Querschnitt war in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts auch in einer längeren Version auf Eurodisc-LP erhältlich.

EMI publiziert 1960 auf EP (45 Upm) einen kleinen, aber klug zusammengestellten Querschnitt aus 'Madame Pompadour'.

Auf LP erscheint auch sie zusammen mit Millöcker/Mackebens 'Dubarry', was angesichts der historischen Bedeutung beider Damen jetzt zu verteidigen ist. Im Jahre 2000 promoviert EMI 'Madame Pompadour' und 'Die Dubarry' zur CD-Classic, worauf sie mit drei anderen, völlig willkürlichen Operetten kombiniert worden sind.

Schon mehr als ein halbes Jahrhundert hat EMI Rudolf Schocks Studio-Aufnahme von 'O, Rose von Stambul' im Katalog. Sie kommt 1952, anderthalb Jahre nach einer vollständigen (!) Kölner Rundfunk-Ausführung von Falls Meisteroperette zustande. Bedeutender Dirigent dieser 1950-Gesamtaufnahme ist Franz Marszalek. Laut der Diskographie hinten in Schocks Biographie existiert die Gesamtausführung noch, aber CD-Label 'Membran-Documents' geht davon aus, sie sei "inzwischen offenbar leider gelöscht" worden. 'Membran' meldet dies übrigens anlässlich einer neueren CD-Ausgabe mit trotzdem einem Querschnitt aus der Ausführung, aber die "seien aus diversen Archiven zusammengesucht worden". Inhaltlich fallen die Ausschnitte (1950) grossenteils mit denen von Eurodisc (1962) zusammen. Sie sind aber zum Glück nicht gekürzt worden. Was es wieder schwierig macht, sie zu finden, ist der Umstand, dass sie einer Marszalek-Gesamtaufnahme von Lehárs 'Paganini' als Bonus beigefügt worden sind (Starsänger Peter Anders singt als Paganini auf dieser Doppel-CD seine letzte komplette Operettenrolle!).

Schocks Titellied 'O, Rose von Stambul' aus der Rundfunk-Aufnahme erschien schon früher als 'CD-Premiere' auf 'da music (Deutsche Austrophon)', zusammen mit anderen, seltenen Funkaufnahmen von Rudolf Schock. Unverständlich und irreführend ist aber der CD-Titel: 'Fernsehwunschkonzert (!) mit Rudolf Schock'.

Schliesslich zirkuliert unter Schockverehrern aus dem Jahre 1963 noch eine Live-Aufführung des Duetts 'Ein Walzer muss es sein!' aus einem 'Münchener Sonntagskonzert'. Schocks Partnerin ist die Sopranistin Ingeborg Hallstein.

Die geschiedene Frau (Wien 1908)

Oktober 1964: Studio-Aufnahmen Eurodisc/BMG (LP, u.a. auf S 72645 IE + 'Der liebe Augustin') mit Margit Schramm als Jana, Rudolf Schock als Karel, Liselotte Ebnet als Gonda und Dir. WERNER SCHMIDT-BOELCKE .

Allein schon der Titel dieser Operette muss damals provozierend gewirkt haben. Wenn eine(r) Falls Operette wirklich gesehen hätte, wäre der 'Skandal' nicht halb so schlimm, aber erst müsste eine(r) dann doch noch versuchen, zu verkaufen, sie oder er habe einer 'geschiedenen Frau' einen Besuch gemacht. Librettist Victor Léon löste dieses Problem dadurch, dass er den Plot nicht 'bei uns in Österreich' stattfinden liess, sondern in die etwas 'liberaleren' Niederlande verlegte. Um genau zu sein: in die Stadt Amsterdam und die Kirmes im 3. Akt ins friesische 'Zuiderzee'-Städtchen Makkum. In diesem Zusammenhang ist es prickelnd, zu wissen, dass die Niederländer direkt schon 'Die geschiedene Frau' nur zu gern in ihren Theatern aufführen wollten, aber nicht nachdem sie die Handlung auf die 'erst echt liberale' Stadt Paris abgeschoben und die Kirmes aus dem 3. Akt an der normandischen Küste situiert hatten.

Kurze Zusammenfassung der 'Geschiedenen Frau'

Kern der Handlung ist, dass Jana von Lysseweghe (ist ein flämischer Name!) sich von ihrem Mann Karel scheiden lassen will, weil er im Nachtzug von Nizza nach Amsterdam das Schlafwagenabteil mit einer fremden Dame geteilt haben soll. Gonda van der Loo - so heisst die fremde Dame - und ein gekränkter Karel verneinen das nachdrücklich, aber der Schein spricht gegen Gonda, weil sie sich prinzipiell zur 'freien, unabhängigen Liebe' bekennt. Der erste Akt spielt im Gerichtssaal, und der zweite auf einem Kostümfest in dem Villa, worin Karel jetzt allein wohnt. Im 2. Akt sind zwei Momente dramatisch bedeutungsvoll: Zuerst will Karel auf ausgesprochen rationelle Weise 'liebe Gonda' zu 'ein kleines bissel Heirat' bewegen. Er findet, so etwas dürfe für eine Frau, die der Lehre der 'freien Liebe' anhängt, kein Problem sein. Und Karel selbst könne eine solche Heirat 'der Gesellschaftspflicht und des guten Rufes wegen' prima gebrauchen. Gonda - wie tief geht's mit ihren Prinzipien? - fühlt sich von Karels Plan wohl angezogen. Dann erscheint unerwartet Jana, und es kommt zu einem zweiten Walzerduett eines noch immer hoffnungsvollen Karel mit Jana. Der Maskenball bietet ihnen die Gelegenheit, - in bezug auch auf Verwandte und Bekannte - 'ein kleines Schauspiel für zwei Geliebte' vorzuführen: 'Kind, du kannst tanzen wie meine Frau!'. Weiter als dieses Bühnenstückchen kommt Karel im 2. Akt bei Jana nicht. Im 3. Akt aber erklärt der Nachtzugschaffner, der (überraschend zufälligerweise) auch auf der Kirmes ist, Karel und Gonda hätten einander in der bewussten Nacht mit keinem Finger angerührt. Jana und Karel versöhnen sich, und Gonda heiratet den Gerichtspräsidenten aus dem ersten Akt, der auch immer auf der Kirmes in Makkum zu finden ist.

Der Ausgang des gewöhnlich in Operetten musikalisch ziemlich dürftigen 3. Aktes macht deutlich, dass Gonda (selbstverständlich?) ihren Fortschrittsglauben fallen lässt, und Lana, 'die geschiedene Frau' (selbstverständlich?) 'Karels glückliche Hausfrau' wird. Ist dieses Ergebnis das vom Publikum verlangte 'Ende gut, alles gut-Finale' einer durchschnittlichen Operette? Und macht der Operettenkomponist auf diese Weise einen Kniefall vor dem österreichischen Publikum und der gesellschaftlichen Korrektheit, die ihm schliesslich ein hübsches Honorar garantiert? Ich bezweifle es: der Schwerpunkt dieser Operette liegt psychologisch eben im komplizierten Dreiecksverhältnis des 2. Aktes. Es übersteigt das Oberflächliche und liefert die Munition für ein zynisches HappyEnd.

Die Aufnahmen aus der 'Geschiedenen Frau'

Drei Fragmente auf einer LP (Gab es je eine 45 Upm-Platte? - KdL.) können kein Gesamtbild dieser Operette geben. Wohl sind sie dramatisch wichtig und deshalb gut gewählt worden. Aber warum hat man sie auf die Hälfte reduziert? Rudolf Schock lässt übrigens hören, dass er unter diesen kümmerlichen Umständen noch imstande ist, Karels Charakter Profil zu geben: Im simplen, regelrechten 'Karel-Gonda-Walzer' aus dem 2. Akt ('Gonda, liebe Gonda') klingt ein freundliches, aber distanziertes '1+1 macht 2' durch. Im Walzerduett mit Jana ("einer vielfältigen und vielphasigen musikalischen Szene, die den Walzer in wechselnder Dynamik, bald übermächtig hervorbrechen, bald untergründig fortströmen lässt" - Volker Klotz) singt er stark auf die Situation bezogen: mit hier einem Schuss Ungeduld und da einem Hauch von Spott ('Kind, du kannst tanzen wie meine Frau!'). Der 3. Titel (aus dem Finale) 'Du, ach du, bist wieder mein!' spricht für sich selbst: Karel und Jana (mit einer in solcher Musik perfekten Margit Schramm) bilden wieder ein Liebespaar.

Der liebe Augustin (Berlin 1912)

Oktober 1964: Studio-Melodienfolge Eurodisc/BMG (EP: 41301 CE/LP: u.a. auf S 72645 IE + 'Die geschiedene Frau') mit Rudolf Schock als Augustin Hofer, Margit Schramm als Prinzessin Helene, Walter Muggelberg als Nicola, dem Fürsten von Mikolics, Ferry Gruber als Jasomitgott, Kammerdiener der Prinzessin, Liselotte Ebnet als Anna, seiner Tochter und Dir. WERNER SCHMIDT-BOELCKE.

Die unverstandene Operette 'Der Rebell' aus dem Jahre 1905 bekommt von Leo Fall ein 'extreme makeover'. Als 'Lieber Augustin' macht sie 1912 wohl Eindruck. Das neue Unverständliche ist, dass Falls 'Augustin' jetzt ein schüchterner Musiklehrer geworden ist, während der 'echte, liebe Augustin', der je als rebellischer Bänkelsänger und Dudelsackpfeifer durch die historischen Strassen Wiens umherstreifte, ein frecheres Rollenmodell abgegeben hätte.

Kurze Zusammenfassung des 'Lieben Augustin'

Augustin Hofer ist Klavierlehrer der schönen, minderjährigen Prinzessin Helene. Augustin liebt Helene und Helene liebt Augustin, aber der Zuschauer sieht ein, dass sie einander wegen des Standesunterschieds nie heiraten dürfen. Ausserdem entschliesst sich der korrupte Regent Bogumil als Onkel und Vormund der Helene, die Prinzessin solle im finanziellen Interesse des Staates eine möglichst reiche Ehe eingehen. Anna, Tochter des Kammerdieners der Helene, läuft auch gegen Standesunterschiede an. Sie ist von Jasomirgott, ihrem Vater, als Verlobte dem anständigen Augustin aufgedrängt worden, aber man kann Gift darauf nehmen, dass solche Konstruktionen nicht wirken. Auch in diesem Fall, denn die Anna fühlt sich viel mehr zum politischen Gegner Bogumils, dem genauso korrupten Fürsten Nicola angezogen. Nicola ist der Meinung, 'eine kleine Liaison' mit dem einfachen Mädchen habe historisch wohl eine Basis, aber für Anna bietet ein solches Verhältnis keine einzige Garantie für die Zukunft. Die Lösung, die sich die Librettisten Bernauer und Welisch (wahrscheinlich schmunzelnd) für das Finale haben einfallen lassen, ist ein bewährtes Klischee: Helene und Anna sind kurz nach der Geburt verwechselt worden und das unvermeidliche Muttermal zeigt, Helene sei die Tochter ihres bürgerlichen Kammerdieners, und Anna die Nichte des adligen Bogumil. Nichts steht jetzt noch eine festliche Doppelhochzeit im Wege, und der 'Himmel hängt voller Geigen!'.

Es mutet wie eine Sahnetorte an, aber Text und Musik der Operette rücken Ungleichwertigkeit von Menschen, Manipuliersucht derjenigen, die - wie es heisst - 'über Andere gestellt worden sind', Egoismus, Opportunismus und Engstirnigkeit im Umgang mit gesellschaftlichen Sitten und Gebräuchen in ein kahles Tageslicht. Karikaturistische Vergrösserung menschlicher Schwächen und unverfroren wie 'neu!' lancierte Klischees sind die farbige Geschenkpackung eines satirischen Inhalts.

Wo ist der 'Rebell' aus der gleichnamigen Operette von 1905 geblieben?

Eine gute Antwort könnte sein: Der Rebell von 1905 steht von 1912 ab nicht mehr auf, sondern hinter der Bühne, und er heisst Leo Fall. Aber eine andre Anwort wäre auch möglich, denn wie bescheiden und anständig benimmt sich 'Der liebe Augustin' eigentlich? 'Lass dir Zeit, alles mit Gemütlichkeit' ist die erste Zeile, die Augustin in der Operette singt. Er präsentiert sich dem Publikum als ein unter allen Umständen beherrschter, sozialer, junger Mann. Zwei Zeilen weiter erläutert er das näher: 'Zuckt dir 'mal das Schicksal ans Ohr, trag's dann mit Humor....', aber danach - im hinreissenden Refrain - zeigt er auf einmal doch einige Züge, die als Egoismus und Opportunismus gedeutet werden könnten:

'Was es Schönes gibt, DAS NIMM DIR! Sei nicht gleich betrübt, geht's schlimm dir;
Schau, es hat dir ja das Leben, so viel Herrliches zu geben! Es greift ein jeder zu WARUM DENN AUCH NICHT DU...'

Wenn der volljährige Augustin der jungen Helene begegnet, lässt er Anna ohne Gewissensbisse fallen. Von diesem Moment an berührt er das Klavier kaum noch und bringt nicht nur sich selbst, sondern auch 'seinen Kameraden Helene' in die Probleme. Er verdreht ihr den - dann noch adligen - Köpfchen mit Phantasien über ein intimes, romantisches Wirtshaus, worin sie die Wirtin und er der Wirt sei und über einen wolkenlosen Himmel, der für immer voller Geigen hänge! Der (innerlich rebellische?) Augustin hat denn auch das grösste Glück der Welt, wenn letzten Endes Helene sich ihm in die Arme werfen darf.

Die Aufnahmen aus dem 'Lieben Augustin'

sind - auf EP: 45Upm - etwas substanzieller, aber es bleibt ein Behelf. Der Zuhörer bekommt kaum einen Einblick in die Operettenhandlung, weil die sieben Fragmente beinahe alle dermassen amputiert worden sind, dass man selbst nicht mehr von einem 'kurzen Querschnitt' sprechen kann. Es ist eigentlich nicht mehr als eine ungefähr 10 Minuten dauernde Melodienfolge.

Zwei Momente fallen aus dem Rahmen. Erstens ein reizendes Duettchen von Nicola und Anna, das zwei (!) Couplets dauert. Es fällt durch die Länge direkt auf, um so mehr, da Walter Muggelberg und Liselotte Ebnet 'Es gehört zum guten Ton, eine kleine Liaison' so liebevoll singen. Ich frage mich aber wohl, ob Walter Muggelberg sich in Nicolas unangenehmen Charakter vertieft hat, denn er klingt fast zu liebevoll. Zweitens ist die Strophe, die Rudolf Schock von Augustins Auftrittslied singt, lang genug, um festzustellen, dass er auf einer Operettenbühne bestimmt gewusst hätte, was er mit der Augustin-Rolle hätte anfangen sollen. Er singt einen teils andren Walzerrefrain, als ich hieroben zitiert habe. Wurden Leo Falls rebellische 'Giftzähne' bewusst gezogen, oder singt Rudolf Schock eine spätere Strophe, deren Refrain vielleicht anders lautet? Schliesslich: Die Stimmen von Margit Schramm und Rudolf Schock passen schön zueinander in 'Sei mein Kamerad' und 'Wenn die Sonne schlafen geht'.

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Die Rose von Stambul (Wien 1916)

Dezember 1950: Fragmente aus Rundfunk-Gesamtaufnahme. Membran-Documents (CD 223985-311 + Gesamtaufnahme 'Paganini' von F. Lehár mit Peter Anders) mit Ursula Kerp als Kondja Gül, Tochter des Kamek Pascha, Rudolf Schock als Achmed Bey, Sohn eines Ministers, dem Kölner Rundfunkchor und Dir. FRANZ MARSZALEK.

Dezember 1950: Lied von Achmed Bey (1. Akt) 'O, Rose von Stambul', Fragment aus derselben Rundfunk-Gesamtaufnahme. Da-music (CD 77888) - Rudolf Schock/Dir. Franz Marszalek.

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Juni 1952: Lied von Achmed Bey 'O, Rose von Stambul', Studioaufnahme. EMI-Classics (u.a. CD 7243 5 85285 2 7: 'Mit Rudolf Schock in der Welt der Operette (Vol. 1) - Rudolf Schock/Dir. Wilhelm Schüchter.

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Oktober 1962: Studio-Querschnitt. Sony/Eurodisc (CD 88697 18798 2 + Fragmente aus 'Die Dubarry' von C. Millöcker/T. Mackeben) mit Erika Köth als Kondja Gül, Rudolf Schock als Achmed Bey, Günther Arndt-Chor und Dir. FRANK FOX

Oktober 1962: Längere (!) Version Lied von Achmed Bey (3. Akt) 'Zwei Augen, die wollen mir nicht aus dem Sinn', Studioaufnahme. Ariola/Eurodisc (LP, u.a. auf 88 957 OE) - Rudolf Schock/ Günther Arndt-Chor/Dir. Frank Fox.

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Februar 1963: Duett Achmed/Kondja (2. Akt) 'Ein Walzer muss es sein!', Live-Aufnahme aus München (in privaten Archiven). Mit Rudolf Schock, Ingeborg Hallstein und Dir. Werner Schmidt Boelcke.

Die Premiere am 2. Dezember 1916 findet mitten im Ersten Weltkrieg (1914-1918) statt. Die ersten beiden Akten spielen sich in Istanbul ab, der dritte in einem schweizerischen Hotel, auf neutralem Boden. Die Wahl von Leo Fall und seinen Librettisten Julius Brammer und Alfred Grünwald für das türkische Milieu zeugt höchstwahrscheinlich von dankbarer Sympathie für die Türken, die sich Ende 1914 in den Krieg mischen und dabei die Seite von Deutschland/Österreich-Ungarn wählen. Modern und aktuell mutet an, dass in der - zugegeben: ziemlich wienerischen - Hauptstadt Istanbul Jugendliche nach Modernisierung des islamitischen Staates verlangen: die Tochter der mächtigen Pascha, Kondja Gül, liest heimlich westlich orientierte Romane und lernt daraus, dass sie sich lieber heute als morgen emanzipieren möchte. Achmed Bey, der vielversprechende Sohn des Ministers, beklagt das Schicksal der schweigenden Haremfrauen. Überdies zeigt er sich bereit, nur eine einzige Frau zu heiraten und in dieser einen alle Frauen liebzuhaben.

Über die Handlung der 'Rose von Stambul' und eine Anzahl Höhepunkte daraus

1. Akt: Kondja Gül und Achmed Bey sind füreinander bestimmt, aber leider schon bei der Geburt von ihren beiderseitigen Eltern. Achmed liebt Kondja zwar, aber Kondja schwärmt für André Lery, den Verfasser ihrer Lieblingsbücher. Sie sendet ihm sogar Liebesbriefe. André antwortet und nennt sie 'die Rose von Stambul'. Was der Zuschauer schon bald weiss, ist, dass Achmed Bey und André Lery ein und dieselbe Person sind. Achmed singt 'O, Rose von Stambul, nur du allein', worin er deutlich macht, dass er keinen Harem besitzen will und welches Bild er sich - auch literarisch - von einer Tausendundeine Nacht-Ehe mit der von ihm angebeteten Kondja macht.

2. Akt: Besonders dieser Akt ist voll musikalische Perlen. Achmed singt das bezaubernde Loblied: 'Ihr stillen süssen Frau'n - Euch, ihr Frauen. gilt meine Serenade'. Er fühlt sich, verglichen mit ihnen, die sich verschleiern müssen, wie ein 'Bettler, der vor ihnen kniet'. Aber später im Ständchen verlangt er feurig 'nach dem Tag, der sie entschleiert und befreit'. Er wird an diesem Tag wieder da sein, aber dann als 'Sieger, der vor ihnen kniet!'. Kurz darauf folgt die Hochzeitszeremonie mit einem ungeduldigen Achmed und einer zurückhaltenden Kondja ('Sie kommt, schon naht mit Bangen'). Achmeds Walzermelodie 'O, Rose von Stambul' ist in diesem Ensemble 'Leitmotiv'. Im Schlafgemach fällt der Schleier, und wird das Paar sich einig über ein 'Glück nach der (westlichen) Mode, mit einer Probezeit von vier Wochen'. In diesem Monat muss sich zeigen, dass sie sich wirklich lieben. Beinahe erklärt Kondja, die zum ersten Mal in ihrem Leben Alkohol trinkt, sich dann doch noch besiegt, und das geschieht in Leo Falls ekstatischen Tanzduett 'Ein Walzer muss es sein!'. Dieser Walzer ist das treffendste Beispiel für das, was ich zu Anfang dieser Aufzeichnungen meinte: der Rhythmus dieses Tanzes - bald beschleunigend, bald bremsend - und eine Vielfalt der Klangfarben passen musikalisch und inhaltlich nahtlos zur Handlung. Die tieferen Absichten des Liebespaars spiegeln sich in diesem jubelnden Lobgesang im Dreivierteltakt wider und werden dadurch wonnevoll unterstrichen. Kondja sträubt sich noch ein bisschen und spottet dabei: 'ALSO NUR ein Walzer??', aber Achmed hämmert in seiner Hochzeitsnacht Kondja pausenlos ins Bewusstsein, sie müsse sich 'unbedingt' dem (unverblümt erotischen) Walzer ergeben, jenem Tanz, den das Mädchen schon so oft in ihren Träumen getanzt, aber nie in Wirklichkeit erfahren hatte: 'Willst du keinen Himmel brauchen?/Willst du einmal untertauchen/in ein Meer von Lust?/Willst du einmal Nektar schlürfen?/Willst du einmal wissen dürfen/was du nie gewusst!'. Es gelingt Kondja aber doch, Achmed zu entkommen. Sie verlässt die Türkei.

3. Akt: Achmeds 'Alter ego': der prominente Schriftsteller André Lery sitzt einige Tage später ein wenig traurig in der Suite eines schweizerischen Luxushotels. Er versucht, zu akzeptieren, dass Kondja nicht ihn, sondern ein Traumbild liebt. Das kostet ihn Mühe, 'weil er so aufgelegt ist!'. Und dann klingt wieder so eine grossartige Leo Fall-Erfindung ("eine achselzuckende...anmutige Antiklimax" - Volker Klotz), ein kleine, wehmütige Melodie, die Achmed gespielt nonchalant vor sich hin singt: 'Zwei Augen, die wollen mir nicht aus dem Sinn....Heut wär' ich so in der gewissen, der zärtlichen Stimmung....schade, schade...'.

Kondja, die es gewagt hat, mit 'André' in einem schweizerischen Hotel abzusprechen, erfährt die niederschmetternde Mitteiling, Herr Léry habe eine Suite für ihn selbst und fur seine Frau reserviert. Zum Glück für Kondja kostet Achmed den 'Spass' nicht zu lange aus. Er entschleiert jetzt auch sich selbst. Die von Kondja ausbedungene Probezeit von vier Wochen ist das letzte Hindernis auf dem Wege zur Suite Achmeds. Kondja macht jedoch ihre und Achmeds Zeit mit Flair gefügig und reisst mit ihrer kleinen, emanzipierten Hand achtundzwanzig Kalenderblätter ab.

Die Aufnahmen aus der´Rose von Stambul´

werden - was die Fragmente aus den Jahren 1950 und 1962 betrifft - beziehungsweise von dem deutschen Dirigenten Franz Marszalek und dem österreichischen Dirigenten/Arrangeur Frank Fox geleitet. Marszalek stiehlt die Show, aber Frank Fox zeigt sich ebenso ein hervorragender Dirigent von Falls Musik.

Franz Marszalek (1900-1975), der von 1949 ab das Kölner Rundfunkorchester leitete, galt und gilt als renommierter Operetten-Dirigent.

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Die bekannte Sopranistin Anny Schlemm (geb. 1929), die ausser Oratorium und Oper in ihren jungen Jahren unter Marszalek auch oft Operette sang, nannte ihn je in einem bewachten Augenblick (denn wir wissen es heute) ehrfürchtig den "Karajan der Operette". Das wird sofort verständlich, wenn man sich seinen Aufnahmen anhört. Franz Marszalek war aktiv für das Theater, den Film, den Rundfunk (als "Herr Sanders" öffnete er einst viele Male "seinen Schallplattenschrank") und das Fernsehen. In den Fünfzigern dirigierte er allein schon für den Rundfunk 60 vollständige Operetten und später war er auch der zentrale, musikalische Leiter der TV-Operetten, deren Regie der schon genannte Kurt Wilhelm führte.Viele von den Operetten, die Marszalek festlegte, gehören nicht zum Standardrepertoire, aber sind heute - mit viel Dank an ihm - wohl auf CD erhältlich. Er setzte sich für die Werke von zu Unrecht unterschätzten, aber eben musikalisch sehr bedeutungsvollen Komponisten ein, wie z.B. Leo Fall und Eduard Künneke (1883-1953), von denen letzterer sein guter Freund wurde. Marszalek wusste für diese Aufnahmen eine reiche Auswahl an anstürmendem Operetten- und Operntalent zu engagieren. Unter ihnen die drei grossen, deutschen Tenöre der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts: Peter Anders, Rudolf Schock und Fritz Wunderlich. Mit Schock nahm Marszalek für den Rundfunk Gesamtausführungen von vier Operetten auf: von Johann Strauss Jr.: 'Eine Nacht in Venedig', von Eduard Künneke: 'Die grosse Sünderin', von Bruno Granichstaedten: 'Der Orlow' und von Leo Fall: 'Die Rose von Stambul'.

Frans Marszalek leitet die erhalten gebliebenen und glücklicherweise zugleich wesentlichen Fragmente aus 'Die Rose von Stambul' mit kräftiger Dynamik. Das famose Walzerduett aus dem 2. Akt erlebe ich bis zur Klimax als ein grandios geordnetes Spektakel durcheinanderspielender Musikinstrumente, worin eine ausser sich geratene Geige und ein ähnliches Klavier das gesamte Orchester überschwemmen, und die Stimmen der Solisten 'in ein Meer von Lust untertauchen'.

Kondja wird von Ursula Kerp gesungen, einer soubrettenhaften Sopranistin, von der ich leider wenig erfahren kann. Ihre hübsche, spielerisch klingende Stimme ist in vielen Rundfunk-Operetten aus den fünfziger Jahren zu hören. Aber sie ist 1960 an der Mailander Scala auch eine der Blumenmädchen in Richard Wagners Oper 'Parsifal'. Sie tritt dort zusammen met Sängern wie Sándor Kónya (Parsifal), Gustav Neidlinger, Boris Christoff und der belgischen Altistin Rita Gorr auf. André Cluytens, ein andrer, berühmter Belgier, dirigierte. In einer LP-Aufnahme (Auch auf CD zu haben?) von Humperdincks 'Hänsel und Gretel' singt Ursula Kerp das Sandmännchen. Otto Matzerath leitet die Oper und die Rollen von Hänsel und Gretel werden von Elisabeth Grümmer und Erika Köth dargestellt.

Rudolf Schock ist Achmed Bey

Die Marszalek-Aufnahme aus dem Jahre 1950 (Taucht an einem festlichen Tag die Gesamtaufnahme doch noch auf?) lässt Rudolf Schock in einer seiner umwerfendsten Operettenrollen hören. Der Rundfunkmikrofon registriert in der jungen, unbefangenen Stimme den Glanz von Samt und das Gefunkel von Stahl. Auf EMI, im Jahre 1952, bleibt das Titellied unter Wilhelm Schüchter ganz in der Nähe. In den tontechnisch schöneren Stereoaufnahmen aus dem Jahre 1962 auf Eurodisc gibt es den Samt und das Funkeln noch in ausreichendem Masse, und beweist Schock mit ausdrucksvollem Gesang aufs neue seine Affinität mit der Achmed-Rolle und Falls Musik.

Dirigent Frank Fox (1900-1965) lässt den Berliner Symphoniker con brio musizieren, und Schocks Partnerin ist eine liebreizende, intelligent singende Erika Köth. Es gelingt dieser Kondja in der ungestümen Walzerszene glaubenswürdig möglichst lang (ein wenig) Distanz zu dem sich leidenschaftlich aufdrängenden Achmed zu wahren: ihr 'ALSO NUR ein Walzer?' klingt denn auch ironisch. Die Zusammenstellung der Studioaufnahme weicht kaum von den gut zehn Jahre älteren, ausgegrabenen Rundfunkfragmenten ab. 'Membran' hat aber nicht aus dem 2. Akt das Ensemble, das die Eheschliessung einleitet ('Sie kommt, schon naht mit Bangen'), aber wohl die Anfangsszene mit Duett im Schlafgemach ('Das ist das Glück nach der Mode'). Eurodisc hat leider Achmeds 'Zwei Augen, die wollen mir nicht aus dem Sinn' aus dem 3. Akt halbiert (Schade!), obschon man es wohl vollständig aufgenommen hatte. Das komplette Lied erschien nämlich auf einer einzelnen Schock-LP mit Operettenliedern.

In der Live-Aufnahme von 1963 aus München ist Schocks Achmed unvermindert Feuer und Flamme und dieses Mal für Ingeborg Hallstein (geb. 1933), die Kondja stilvoll singt.

Madame Pompadour (Berlin 1922)

Dezember 1960: Studioaufnahme. EMI-Classics (CD 7243 8 26393 2 9 + 'Die Dubarry' und drei andere Operettenquerschnitte) mit Melitta Muszely als Marquise de Pompadour, Rudolf Schock als René d'Estrades, Karl-Ernst Mercker als dem Dichter Joseph Calicot, dem Günther Arndt-Chor und Dir. WERNER SCHMIDT-BOELCKE.

'Marquise de Pompadour' (Gemälde von François Boucher - 1703-1770)

Operettenexperten Volker Klotz und Bernard Grun sind sich ganz einig. Klotz: "Das Libretto von Rudolph Schanzer & Ernst Welisch und Leo Falls Musik sind beinahe makellos, das Werk ist ebenso einfallsreich wie geistvoll"; Grun: "Textlich, musikalisch, stilistisch und zeitkritisch: die Meisteroperette par excellence". Obwohl ich kein Experte bin, schliesse ich mich gern den Sachverständigen an: Der hieroben genannte EMI-Querschnitt, der nur etwas mehr als eine Viertelstunde dauert, enthält faszinierende Musik und ist ein kleines Juwel, das einen glücklich macht.

Interpretation (mit Dank an Volker Klotz) und Zusammenfassung von 'Madame Pompadour'

Paris um 1750 herum: Marquise de Pompadour, Staatsmätresse des Königs Louis XV, hat eine geheime Liaison mit dem verheirateten Grafen René d'Estrades. Die Operette fängt mit einer Karnevalsfeier an. Der adlige René hat in jedem Arm eine Grisette, als er 'völkisch' herausgeputzt, mit Maske und bestgelaunt ein Bad in der Menge nimmt ('Laridi, laridon, 's Karneval!'). Im Gewühle läuft er 'zufälligerweise' der genauso 'völkisch' maskierten Marquise in die Arme. Mit grossem Talent für Schlichtheit nennt sie sich 'Jeanne'. Eine herrliche Nacht kann beginnen! Maurepas, Polizeiminister betrachtet die Marquise jedoch als eine politische Rivale. Er lässt sie bespitzeln mit der Absicht, sie - wegen der strafbaren Beziehungen mit dem verheirateten René - beim König in Ungnade fallen zu lassen. Die Marquise durchschaut den Plan des Ministers und wendet eine List an: sie erteilt den Auftrag, einige 'staatsfeindliche Elemente' zu verhaften. Unter ihnen sind der Dichter Joseph Calicot, der Spottlieder auf sie und (also) den König macht, UND Graf René, der den Dichter gerade darum bewundert. Die Marquise katapultiert Joseph Calicot zum privaten Hauspoeten und macht den inzwischen ernsthaft verliebten René zum 'Soldaten ihrer Leibgarde'. Maurepas und seine Spitzel verstehen nichts davon: die Marquise tut, alsob sie - wie die reinkarnierte Frau des biblischen Potiphar - den aus dem Lot gebrachten Joseph verführen will: 'Joseph, ach Joseph, was bist du so keusch?!/Das Küssen macht so gut wie kein Geräusch'. Was zum spottlustigen Duett wohl Geräusch macht, ist das Orchester, das bombastisch das Schicksalsmotiv aus Bizets 'Carmen' zitiert (Wie Don José Carmen nicht kriegen konnte, kannst du, dummer Joseph Calicot, natürlich mich, die Marquise, nicht kriegen!). Ihr zweites - seriös erotisches - Spiel spielt die Marquise mit ihrem Soldaten in der Intimität des eigenen 'Exerzierplatzes',"der sich vom Vorzimmer bis in ihr Schlafgemach erstreckt" (Klotz). Sie zieht als Kommandant die Zügel an und befiehlt René streng, auf ihre Kommandos zu hören. René täuscht vor, dass er sich als treuer Untertan ihren Befehlen unterwirft, aber beim Text, den er im Takt eines stets obsessiver werdenden Militärmarsches improvisiert, handelt es sich um etwas ganz anderes: 'Heutenacht will ich zu dir kommen, auch müsst' ich's büssen' ('Stillgestanden! Kerzengrade! - Ich bin dein Untertan, dein Treuer!'). Volker Klotz betont in seiner brillanten Analyse der Operette, dieses Exerzierduett sei "ein entscheidender musikdramaturgischer Knotenpunkt der Madame Pompadour". Es dreht sich in dieser Operette natürlich nicht um das HappyEnd (Es stellt sich heraus, dass Madeleine, Renés Frau, die Halbschwester der Marquise ist. Diese kann also kein Verhältnis mehr mit ihrem Schwager haben. Louis XV hat also keinen Grund mehr, argwöhnisch zu sein, und René kehrt also - wie es sich gehört - zu seiner Frau zurück.) Nein, In 'Madame Pompadour' und vielen, anderen Fall-Operetten dreht es sich um den Drang der Menschen, dem grauen Alltag, der gesellschaftlichen Zwangsjacke zu entrinnen. Klotz: "Je grösser die Einschränkungen, desto heftiger der innere Stau...man bricht in fremde Rollen aus, die ihnen einen grösseren Spielraum geben". Jana und Karel sind erst imstande miteinander zu tanzen, wenn sie kostümiert auf dem Tanzboden stehen. Prinzessin Helene kehrt dem goldenen Käfig den Rücken zu und macht mit dem Augustin in aller Einfachheit ein Wirtshaus auf. Die einfache Anna möchte eine Prinzessin sein und sie wird es. Kondja wirft den Schleier ab und Achmed verwandelt sich gerne in André Lery. Die Marquise de Pompadour lebt erst wirklich, wenn sie maskiert unter dem Volke ist, Potiphars Frau spielt oder in der Rolle eines Kommandanten den gehorsamen Leibwächter René kommandieren kann. Aber Renés Spielraum ist die Liebe: er negiert die Befehle und bringt der angebeteten Vorgesetzten ein Ständchen ('Madame Pompadour, Kronjuwel der Natur'), dessen glühende Melodie von den anderen Soldaten der Leibgarde übernommen wird, wodurch man sogar von kollektiever Insubordination sprechen könnte.

Die Aufnahmen aus 'Madame Pompadour'

werden von Werner Schmidt-Boelcke (1903-1985) auf EMI mit Schwung dirigiert. Es ist ein Wunder, dass ein so kleiner Querschnitt einen so grossen Eindruck macht.

Rudolf Schock singt nicht nur mit schöner Stimme, sondern sein René hat auch alles, was man sich bei der Gestalt vorstellt: Charme, Humor und eine zwingende Leidenschaft, wovor ich nur willig kapitulieren kann.

Der Charakterbuffo Karl-Ernst Mercker (geb. 1933 - siehe auch 'RS singt Adam') sang an der Berliner Oper viele Opernrollen, aber war in den sechziger Jahren auch oft in Operettenaufnahmen zu hören: zur Zeit der Leo Fall-Aufnahme ist er noch sehr jung, aber das merkt man nicht an der selbstverständlichen Mühelosigkeit, womit er im 'Joseph, ach Joseph'-Duett seine Rolle singt und vor allem spielt. Um der Glaubwürdigkeit des Operettenauftritts einer historischen Gestalt wie die Marquise de Pompadour eine nicht allzugrosse Gewalt anzutun, war die Wahl der gut aussehenden, lyrisch-dramatischen Sopranistin Melitta Muszely eine ideale.


Melitta Muszely (geb. 1927)

ist ungarischer Abkunft, aber wird in Wien geboren. Sie debütiert als Sängerin in Regensburg und wird 1953 vom international geschätzten Regisseur Günther Rennert (1911-1978) für die Hamburger Staatsoper engagiert. Die 1. Rolle ist ist 'Mme Butterfly' (Puccini). Hamburg wird zum Sprungbrett für die verschiedensartigsten Rollen in Paris, Lissabon, Florenz, Edinburgh, Venedig und - besonders - Berlin. In Berlin singt sie 1958 die vier Frauenrollen in 'Les Contes d'Hoffmann' (Offenbach) unter der Leitung einer zweiten Regisseursgrössen: Walter Felsenstein (1901-1975), dessen erneuerndes 'magisch-realistischen Theater' ein Unikum in der Musiktheaterwelt war und ist. Felsenstein machte prinzipiell keinen Unterschied zwischen Oper und Operette (!) und feilte langwierig und detailliert an seinen sorgfältig gewählten 'Sänger-Darstellern', von denen er erwartete, sie könnten nicht nur expressiv singen, sondern auch expressiv darstellen. Von Felsensteins 'Hoffmann' wurde ein Film gemacht (heute auf DVD), ebenso wie von seiner 'La Traviata' (Verdi). Melitta Muszely singt und stellt auch in der Verdi-Oper ("eindrucksvoll") die weibliche Hauptrolle dar, die live im Fernsehen ausgestrahlt wird. Melitta Muszely singt 1958 auch die Rolle der Micaëla in 'Carmen' unter dem dritten berühmten Regisseur: Wieland Wagner (siehe 'RS singt Bizet'). Er entfacht bei ihr das Verlangen, in Opern von Richard Wagner zu singen. EMI nimmt die "wunderbar unverwechselbare Sopranstimme mit dem leicht slawisch gefärbten, leicht melancholischen Oboen-Timbre" ('Opernwelt') für eine Reihe Opern- und Operettenaufnahmen unter Vertrag. Dabei ist Rudolf Schock oft ihr Tenorpartner. 

Melitta Muszely ist ein gern gesehener Gast in den Medien, und in den frühen Sechzigern wird sie zusammen mit Erika Köth und Rudolf Schock in ein Robert Stolz-Revival mit hineinbezogen. Anschliessend bekommt sie vom Dirigenten und künstlerischen Leiter Herbert von Karajan die Einladung, an der Wiener Staatsoper aufzutreten. Damit geht für Melitta Muszely ein feuriger Wunsch in Erfüllung: endlich in ihrer Heimatstadt singen zu dürfen. Ihr wird garantiert, dass sie u.a. in drei grossen Opernpremieren wichtige Partien singen wird: Mélisande in 'Pelléas et Mélisande' (Claude Debussy), Micaëla in 'Carmen' (Georges Bizet) und Arabella in 'Arabella' (Richard Strauss).

Dann folgen die Enttäuschungen: Von Karajan haut 1964 nach einem heftigen Krach ab. Der Nachfolger (Egon Hilbert) setzt Muszely zwischen 1964 und 1967 nur in Repertoirevorstellungen ein (Mozart, Smetana und die Sophie in 'Der Rosenkavalier' von Richard Strauss). Musikmagazin 'Opernwelt' veröffentlicht 2007 gelegentlich des 80. Geburtstag der Sängerin ein ausführliches Interview, worin Melitta Muszely sich bitterlich die ungünstigen Umstände erinnert, worunter sie in Wien arbeiten musste: "Ich war so verwöhnt von den bezaubernden Kollegen in Hamburg. Und hier jetzt ...diese gönnerhafte, diese schlecht gespielte Freundlichkeit. Der einzige Mensch in dieser ganzen Hölle war die Janowitz (Muszelys Soprankollegin Gundala Janowitz).Und dann diese schauspielerische Wüste! Die Staatsopernbühne hat ihre akustischen Tücken, und die Eingeweihten kannten die guten Stellen. Da standen sie, als wären sie angenagelt - deswegen gab's eben kein Schauspiel...."

Um 1970 herum zieht sich Melitta Muszely, 42 Jahre alt (!), von der Opernbühne zurück. Das Publikum kann sie danach nur noch, aber wohl dezennienlang, live als Liedersängerin hören. Neben den tief enttäuschenden Erfahrungen in Wien müssen beim Rücktritt sehr wahrscheinlich die ernsthafte und langwierige Krankheit ihres Mannes und der körperliche Verfall von Muszelys Lieblingsregisseur Walter Felsenstein mit in Augenschau genommen werden. Zu einer von Felsenstein mit Muszely als Elisabeth geplanten Produktion von Verdis 'Don Carlos' ist es leider nicht mehr gekommen.

Melitta Muszelys Zusammenarbeit mit Rudolf Schock hat Anfang Januar 1958 mit Aufnahmen von Fragmenten aus 'Ein Walzertraum' von Oscar Straus (Dirigent: Wilhelm Schüchter) begonnen. Sofort danach folgen grosse Opernquerschnitte aus 'La Traviata' und 'Il Trovatore' von Guiseppe Verdi und eine Gesamtaufnahme von 'I Pagliacci' von Ruggiero Leoncavallo unter Horst Stein. Melitta Muszely, Rudolf Schock und Josef Metternich sind in der Saison 1958/59 die 'Trias Musica' der deutschsprachigen Oper. Im Jahre 1960 nehmen Muszely und Schock in Berlin die soeben besprochene Aufnahme von Leo Falls 'Madame Pompadour' auf.

Ein niederländisches, gemeinschaftliches Auftreten von Muszely und Schock könnte diesem Überblick zugefügt werdenAm 29. September 1962 findet im 'Kurhaus' von Scheveningen das 'GRAND GALA DU DISQUE POPULAIRE 1962' statt. Es wird integral vom niederländischen Fernsehen übertragen und die Moderatoren sind bekannte Niederländer wie Conny Stuart und Willem Duys.

Der Trennungsstrich zwischen diesem Gala und dem ähnlichen 'GRAND GALA DU DISQUE CLASSIQUE' (1962 u.a. mit dem Opernstar Renate Tebaldi) wurde und wird in den Niederlanden viele Male schärfer gezogen als der zwischen Kirche und Staat. Im Jahre 1962 treten während des populären Galas u.a. Conny Froboess ('Zwei kleine Italiener'), Nana Mouskouri, Vera Lynn, der 'Maastrichter Staar', die 'Dutch Swing College Band' und die phänomenale Jazzsängerin (und mehr als das!) Cleo Laine auf. Umrahmt von der englischen Cleo Laine und der französischen Gesangsgruppe 'Les Compagnons de la Chanson' singen der deutsche Rudolf Schock und die österreichische Melitta Muszely live drei Operettenfragmente: aus Lehárs 'Giuditta' 'Freunde, das Leben ist lebenswert' & 'Meine Lippen küssen so heiss' und aus Kálmáns 'Gräfin Maritza' 'Sag' ja, mein Lieb', sag' ja'. Sie werden vom AVROs Cosmopolitain Orchester unter dem Dirigenten Jos Cleber begleitet.

Ich erinnere mich, dass sich dieses Auftreten merkwürdig vom übrigen Programm abhob: man steckt in den Niederlanden eben wohl die Oper und nicht die Operette in die 'klassische' Schublade. Eigentlich sangen Melitta Muszely und Rudolf Schock am verkehrten Gala-Abend und bestätigten damit ungewollt ein hartnäckiges, niederländisches Vorurteil. Und dann zu bedenken, dass beide Sänger eine weitberühmte Opernerfahrung mit sich trugen. Noch vor einigen Wochen sang z. B. Rudolf Schock in Alban Bergs 'Lulu', in Leoncavallos 'I Pagliacci', in 'Cosi fan tutte' und 'Die Zauberflöte' von Mozart und in 'Manon Lescaut' von Puccini.











Krijn de Lege, 28.7.2024


RUDOLF SCHOCK ZINGT LEO FALL


Rudolf Schock zingt
LEO FALL

"De traditie van de 'Weense wals' begon bij Franz Schubert. Josef Lanner maakte hem populair, de familie Strauss perfectioneerde hem en Leo Fall ontwikkelde hem elegant verder - verder dan Franz Lehár" (Volker Klotz in zijn 'Porträt und Handbuch der Operette, einer unerhörten Kunst"- Piper GmbH & Co. KG, München 1991).

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De faam van de 'Zilveren Weense operette' (zie ook 'RS zingt Edmund Eysler') wordt gevestigd in 1905 met 'Die lustige Witwe' (muziek: Franz Lehár, libretto: Leo Stein & Viktor Léon - foto v.l.n.r.: L. Stein, F. Lehár, V. Léon). Lehár is binnen korte tijd wereldberoemd. Bijna net zo beroemd wordt Oscar Straus, terwijl Leo Fall de muzikale reputatie van Franz Lehár al spoedig evenaart. Kort daarna voegen zich Oskar Nedbal en Emmerich(Imre) Kálmán bij dit illustere rijtje. Ik heb iets tegen ranglijstjes, omdat ze appels met peren en nog een heleboel ander fruit vergelijken. Volker Klotz vindt echter in zijn boek, dat Lehár zich te veel liet leiden door een verlangen naar internationale erkenning, waardoor veel van zijn walsmuziek een wat gekunstelde, overdadige indruk maakt. Leo Fall is authentieker, gaat onbekommerd en - naar het schijnt - moeiteloos zijn eigen muzikale weg: "...hij kon simpel zijn en geraffineerd, voornaam en robuust, grappig en gevoelig..." (Bernard Grun: "Kulturgeschichte der Operette" (Langen Müller Verlag GmbH, München 1961). Fall's instrumentatie is "transparant als kamermuziek" (Klotz). Zijn melodieën lijken daardoor op het eerste gehoor eenduidig, maar bevatten dubbele bodems, die hij door briljante nuanceringen in ritme en klankkleur nauw relateert aan de operettehandeling. Fall's walsen (en marsen) weerspiegelen en/of onderstrepen de bedoelingen van de handelende personen en dat gaat veel verder dan het componeren van een welluidende driekwartsmaat.

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Leo Fall (1873-1925)

Samen met Edmund Eysler studeert hij viool en piano op het Weens conservatorium. Daarna speelt hij in militaire orkesten, die gedirigeerd worden door zijn vader (Moritz Fall) en de vader van Franz Lehár. Na 1895 is hij violist en pianobegeleider in Hamburg, Keulen en Berlijn, dirigeert hij operettes en schrijft hij muziek voor een cabaretgroep, genaamd 'Die bösen Buben (De boze boeven)'. Waarschijnlijk ontdekt Leo Fall in die omgeving zijn gevoel voor de speelse uitdaging, de milde provocatie en ontwikkelt hij zijn compositorisch talent voor een humoristisch en intelligent muziektheater, dat "vrolijke aangelegenheden serieus benadert en ernstige aangelegenheden vrolijk behandelt" (vrij naar Heinz Erhardt). Dat talent plaatst hem artistiek feitelijk naast Jacques Offenbach, zonder dat hij deze nabootst.

In 1905 vindt in het Theater an der Wien de uitvoering van Fall's eerste operette 'Der Rebell' plaats. Het wordt een fiasco: het publiek reageert met een sisconcert. Victor Léon, één van de tekstschrijvers van Léhar's operette 'Die lustige Witwe', die een maand later in het zelfde theater in première zou gaan, ageert tegen de reacties van het publiek door opzichtig heen en weer te lopen en een paar keer "Bravo, Leo Fall!!" te roepen. Léon laat het niet bij woorden: hij biedt Leo Fall de tekst voor een 'volksstuk' aan en deze baseert daarop zijn tweede operette: 'Der fidele Bauer' (1907). Victor Léon investeert een deel van het geld, dat hij met 'Die lustige Witwe' heeft verdiend, in een nadrukkelijk niet Weense première van Fall's nieuwe operette. 'Der fidele Bauer' krijgt in het Duitse Mannheim een overweldigend onthaal en in een mum van tijd is 'De vrolijke Boer' een populare verschijning in centraal Europa. Veel meer dan de handeling, die zich - heel traditioneel - in een boerenmilieu afspeelt, is het Fall's pakkende muziek, die het enthousiasme verklaart. Nog maar drie maanden daarna is het weer bal, als " men overal in de wereld, van New York tot St. Petersburg, wiegt op de klanken van Fall's walsmuziek"(B. Grun): Fall's derde operette 'Die Dollarprinzessin' wordt dit keer wél met succes vanuit het 'Theater an der Wien' gelanceerd en is letterlijk een wereldtriomf. De teksten zijn van Arthur Maria Willner (één van de librettisten van Lehár's twee jaar latere 'Graf von Luxemburg') en de - zoals Leo Fall - uit de cabaretwereld afkomstige Fritz Grünbaum. In de periode tot 1920 schrijft Fall zo'n 14 operettes, waarvan vooral 'Die geschiedene Frau' (Wenen 1908), 'Brüderlein Fein' (Wenen 1909), 'Der liebe Augustin' (Berlijn 1912 én remake van de 'Rebell' uit 1905!), de enigszins door Richard Strauss beïnvloede 'Kaiserin' (Berlijn 1915, met Fall's muze: de legendarische Fritzi Massary als keizerin) en 'Die Rose von Stambul' (Wenen 1916, met Fritzi Massary dit keer als de 'Roos').

Leo Fall ziet er op sommige foto's een beetje dreigend uit. Hij lijkt eerder op een harde zakenman of Amerikaanse gangster dan op een fijngevoelige operettecomponist. Tijdgenoten ervaren Fall echter als een goedlachse, geestige en charmante man, die met zijn operette-successen een hoop geld verdient en dat ook weer gemakkelijk uitgeeft. Hij toont een lofwaardig incasseringsvermogen, als tot twee keer toe een door hem geschreven opera wordt afgewezen. De eerste keer overkomt hem dat aan het begin van zijn loopbaan, in 1904, als in het Duitse Mannheim zijn opera 'Irrlicht (Dwaallicht)' door publiek en kritiek slecht wordt ontvangen. De tweede keer in 1919, als 'Der goldene Vogel (De gouden Vogel)', een opera, waaraan de inmiddels gevierde Fall vier jaar gewerkt had, niet in de Weense Opera mag worden opgevoerd. De artistiek directeur herkent "prachtvolle Einfälle (prachtige vondsten)", maar wijst de opera toch af. Die directeur is niemand minder dan de door Leo Fall bewonderde Richard Strauss, componist van o.a. 'Der Rosenkavalier', een geniale opera met één van de allermooiste walsen uit de muziekgeschiedenis. De Oostenrijker Fall wijkt opnieuw uit naar Duitsland en wel naar Dresden. Daar zingen in de première beroemdheden als Richard Tauber en Elisabeth Rethberg. De kritiek onderkent muziekinvloeden van Richard Strauss (!). Na slechts 7 voorstellingen vliegt 'De gouden Vogel' niet meer uit.

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Leo Fall herstelt echter verbluffend vlug van deze klap en componeert direct daarna weer drie operettes, waarvan 'Madame Pompadour' (Wenen 1922, met natuurlijk weer Massary in de titelrol) door Bernard Grun als "Die Meisteroperette par excellence" wordt beschouwd. Grun ziet deze ook volgens Volker Klotz "onberispelijke" operette als de aankondiging van een mogelijke "stijlrenaissance" van het operettegenre. Maar het loopt anders: in de lente van 1925 keert Fall doodmoe in Wenen terug van een slopende tournee door Zuidamerika en na een paar maanden sterft hij aan een galblaasontsteking. Een decennium later mag onder de door de Nazi's gemaakte rassenwetten zijn muziek samen met die van o.a. Edmund Eysler, Oscar Straus en Emmerich Kálmán - niet meer gespeeld worden. In het begin van de jaren zestig beleeft Fall's muziek een kleine revival: regisseur Kurt Wilhelm produceert voor de televisie een serie operettes, waaronder van Leo Fall: 'Der fidele Bauer' (met de Nederlandse tenor John van Kesteren), 'Die Kaiserin' en 'Der liebe Augustin' (met de Oostenrijkse tenor Peter Minich). In die zelfde jaren neemt Eurodisc enkele Fall-melodieën met Rudolf Schock, Margit Schramm en Erika Köth op. In de afgelopen tijd hebben de CD-labels 'Membran','Line' en het 'Hamburger Archiv für Gesangskunst' een groot aantal radio-producties van complete Falloperettes uit de jaren 50 en 60 op de markt gebracht.







'LEO FALL, Spöttischer Rebell der Operette´ van Stefan Frey (isbn: 9783902494450, in 2010 uitgegeven bij Edition Steinbauer).







Rudolf Schock zingt Leo Fall

Hij doet dat in elk geval in 1950, 1952, 1960, 1962, 1963 en 1964. Schock's Fall-opnamen concentreren zich op fragmenten en (helaas) korte fragmentjes uit vier operettes, die soms op een rommelige en/of onhandige wijze op grammofoonplaat en/of CD zijn terecht gekomen. Dat is jammer, omdat de kwaliteit van die opnamen hoog is.

In 1964 verschijnen er op Eurodisc op EP/LP melodieën uit 'Die geschiedene Frau' en 'Der liebe Augustin'. Bij mijn weten hebben die het CD-stadium nooit gehaald. Dat is begrijpelijk, omdat het om wel heel beknopte versies gaat.
Fall's 'Die Rose von Stambul' van Eurodisc uit 1962 presenteert op LP in iets meer dan een kwartier een aantal - deels wat ingekorte - fragmenten, maar om onduidelijke redenen wordt zij aan de Theo Mackeben-bewerking uit 1931 van Carl Millöcker's 'Gräfin Dubarry'(1879) gelinkt. De CD-publicatie in 2007 van Sony/Eurodisc neemt die vreemde combinatie klakkeloos over. Schocks opname uit de selectie van 'Zwei Augen, die wollen mir nicht aus dem Sinn' was in de 2e helft van de vorige eeuw ook in een langere versie op Eurodisc-LP verkrijgbaar.

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EMI publiceert in 1960 (zie foto) op EP (45 toeren) een korte, maar goed samengestelde 'Querschnitt' uit 'Madame Pompadour'. Op LP verschijnt die Fall-opname later aan de zijde van Millöcker/Mackeben's 'Dubarry', wat gezien de historische reputatie van beide dames te verdedigen valt. In 2000 worden 'Madame Pompadour' en 'Die Dubarry' gepromoveerd tot CD-Classic, waarop zij gemakzuchtig gecombineerd worden met drie totaal andersoortige operettes.

Al meer dan een halve eeuw heeft EMI van Leo Fall in haar catalogus Rudolf Schock's studio-opname van titellied en inleiding uit 'Die Rose von Stambul'. Die opname komt tot stand kort na een complete (!) Keulse radio-uitvoering met Schock uit 1950 van Fall's meesteroperette onder operettespecialist Franz Marszalek. Volgens de discografie achterin Schock's biografie is die opname bewaard gebleven, maar CD-label 'Membran-Documents' gaat ervan uit, dat ze "intussen klaarblijkelijk helaas gewist" is. 'Membran' meldt dit overigens naar aanleiding van een recente CD-uitgave met toch enkele scènes uit deze 'Rose von Stambul', die echter is samengesteld uit wat in diverse archieven nog te vinden was. Deze scènes vallen inhoudelijk voor een groot deel samen met die van Eurodisc uit 1962, maar zijn niet ingekort. Wat het wel lastig maakt om de fragmenten te vinden is de omstandigheid, dat zij op een dubbel-CD als bonus zijn toegevoegd aan een volledige Marszalek-opname van Lehár's 'Paganini' met sterzanger Peter Anders in zijn laatste complete operetterol. Schock's titellied 'O, Rose von Stambul' uit de radio-opname verscheen als 'CD-Premiere' eerder (2005) op 'da music (Deutsche Austrophon)', samen met andere zeldzame radio-opnamen van Rudolf Schock. Onbegrijpelijk en misleidend is echter de titel van de CD: 'Fernsehwunschkonzert (!) mit Rudolf Schock'.
Verder circuleert onder Schockliefhebbers nog een live-opname uit 1963 van het duet 'Ein Walzer muss es sein!' uit een 'Münchener Sonntagskonzert'. Schock's partner is de sopraan Ingeborg Hallstein.

Die geschiedene Frau (Wenen 1908)

Okt. 1964: studio-opn. Eurodisc/BMG (LP, o.a. op S 72645 IE + 'Der liebe Augustin') met Margit Schramm als Jana, Rudolf Schock als Karel, Liselotte Ebnet als Gonda en dir. WERNER SCHMIDT-BOELCKE.

Alleen al de titel van deze operette moet destijds provocatief gewerkt hebben. Als je Fall's operette gezien had, viel het 'schandaal' beslist mee, maar eerst moest je toch wel proberen te verkopen, dat je op bezoek was geweest bij een 'gescheiden vrouw'. Tekstschrijver Victor Léon hielp je echter, door de operette 'niet bij ons in Oostenrijk', maar in het 'liberalere' Nederland te situeren. Om precies te zijn in Amsterdam en de kermis in het 3e bedrijf in het Friese Zuiderzeestadje Makkum. In dit verband is het aardig om te weten, dat 'De gescheiden Vrouw' direct al gretig naar Nederland werd gehaald, maar dat de handeling op het 'echt liberale' Parijs werd afgeschoven en de kermis van het 3e bedrijf zich dientengevolge afspeelde aan de Normandische kust.
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Korte samenvatting van ´Die geschiedene Frau´
Kern van de handeling is, dat Jana van Lysseweghe (lijkt me een Vlaamse naam) zich wil laten scheiden van haar man Karel, omdat deze in de nachttrein van Nice naar Amsterdam zijn slaapwagencoupé met een vreemde dame zou hebben gedeeld. Gonda van der Loo - zo heet de vreemde dame - en een boze Karel ontkennen dit fel, maar Gonda heeft de schijn tegen, omdat zij er zonder meer voor uitkomt, dat zij een principieel voorstandster is van de 'vrije, onafhankelijke liefde'. Het eerste bedrijf vindt plaats bij de rechtbank en het tweede op een gekostumeerd feest in de villa, waarin Karel nu alleen woont. In dit 2e bedrijf zijn twee momenten van dramatisch belang: Eerst probeert Karel 'beste Gonda' op uitgesproken rationele wijze tot 'een klein beetje huwelijk' te bewegen. Hij vindt, dat dit voor een vrouw, die de 'vrije liefde' aanhangt, geen probleem mag zijn en dat hij er zelf veel aan heeft vanwege zijn 'maatschappelijk plichtbesef en zijn goede naam'. Gonda - hoe diep zit het met haar principes? - heeft er wel oren naar. Dan verschijnt Jana onverwacht en het komt tot een tweede walsduet van een nog altijd hoopvolle Karel met Jana. De verkleedpartij stelt hen in de gelegenheid - naar de buitenwereld toe - een 'toneelstukje voor twee geliefden' op te voeren: 'Kind, du kannst tanzen wie meine Frau!' Verder dan dit toneelstukje komt Karel in het 2e bedrijf bij Jana niet. Maar in het 3e bedrijf verklaart de slaaptrein-conducteur, die (heel toevallig) ook op de kermis is, dat in de bewuste nacht Karel en Gonda elkaar met geen vinger hebben aangeraakt. Jana en Karel verzoenen zich en Gonda trouwt met de president van de rechtbank uit het eerste bedrijf, die ook al geen kermis in Makkum overslaat.

De afloop van het 3e en in operettes muzikaal doorgaans wat magere bedrijf maakt duidelijk, dat Gonda (natuurlijk?) van haar voortgangsgeloof valt en Lana, 'de gescheiden vrouw', (natuurlijk?) weer 'Karel's gelukkige huisvrouw' wordt. Is dit de door het publiek verlangde 'eind goed, al goed-finale' van de doorsnee operette? En maakt Leo Fall op die manier een knieval voor het Oostenrijkse publiek en de maatschappelijke correctheid, die hem per slot van rekening een aardig honorarium garandeert? Ik betwijfel het: het zwaartepunt van deze operette ligt psychologisch bij de gecompliceerde driehoeksverhouding in het 2e bedrijf. Deze ontstijgt het oppervlakkige en levert de munitie voor een cynisch happyend.

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De opnamen uit 'Die geschiedene Frau'
Drie fragmenten op een LP (Bestaat er ook een 45-toeren-plaatje van? - KdL) kunnen geen beeld geven van een gehele operette. Wel zijn ze in de operette dramatisch belangrijk en daarom goed gekozen. Maar waarom zijn ze vervolgens gehalveerd? Rudolf Schock laat horen, dat hij onder deze armoedige omstandigheden prima in staat is om Karel's karakter te interpreteren: In het simpele, rechttoe rechtaan 'Karel/Gonda-walsje' uit het 2e bedrijf ('Gonda, liebe Gonda') klinkt een vriendelijk, maar afstandelijk '1+1=2' door. In het daarentegen alle kanten uitspringende walsduet met Lana ('Kind, du kannst tanzen wie meine Frau!') zingt hij sterk op de situatie betrokken: met hier een scheut ongeduld en daar een vleug spot. De titel van het derde fragment uit de finale 'Du, ach du, bist wieder mein!' spreekt voor zich: Karel en Jana (met de in dit soort muziek perfecte Margit Schramm) vormen weer een liefdespaar.

Der liebe Augustin (Berlijn 1912)
Okt 1964: studio-opn. Eurodisc/BMG (EP 41301 CE/LP, o.a. op S72645 IE + 'Die geschiedene Frau') met Rudolf Schock als Augustin Hofer, Margit Schramm als Prinzessin Helene, Walter Muggelberg als Nicola, vorst van Mikolics, Ferry Gruber als Jasomirgott, kamerdienaar van de prinses, Liselotte Ebnet als Anna, zijn dochter en dir. WERNER SCHMIDT-BOELCKE.

De onbegrepen operette 'Der Rebell' uit 1905 krijgt van Leo Fall een 'extreme makeover' en scoort in 1912 als 'Lieber Augustin' wél. Het nieuwe onbegrijpelijke is, dat Fall's 'Augustin' nu een bescheiden muziekleraar is geworden, terwijl de 'echte' 'Lieber Augustin', die ooit door de historische straten van Wenen zwierf als rebelse straatzanger en doedelzakspeler, een assertiever rolmodel zou zijn geweest.

Korte samenvatting van ´Der liebe Augustin´
Augustin Hofer is pianoleraar van de mooie prinses Helene. Augustin is verliefd op Helene en Helene op Augustin, maar de toeschouwer beseft, dat zij door het standsverschil nooit met elkaar zullen mogen trouwen. Bovendien heeft de corrupte regent Bogumil, in zijn hoedanigheid als Helene's oom en voogd, besloten, dat Helene in het landsbelang een zo rijk mogelijk huwelijk moet sluiten. Anna, dochter van Helene's kamerdienaar, loopt ook tegen standsverschillen op. Zij is door haar vader Jasomirgott als verloofde opgedrongen aan de keurige Augustin, maar je kunt de klok erop gelijk zetten, dat zulke constructies niet werken. Ook in dit geval, want Anna voelt zich veel meer aangetrokken tot de politieke tegenstander van regent Bogumil, de net zo corrupte vorst Nicola. Nicola vindt, dat een 'kleine Liaison (klein slippertje)' met het eenvoudige meisje historisch wel een basis heeft, maar voor Anna wil dat zeggen, dat zo'n relatie geen enkele garantie voor de toekomst biedt. De oplossing, waar de librettisten Bernauer en Welisch in de finale van de operette (waarschijnlijk giechelend) mee aankomen is een klassiek cliché: Helene en Anna zijn verwisseld bij de doop: de onvermijdelijke moedervlek bewijst, dat Helene de dochter van haar burgerlijke kamerdienaar is en Anna de nicht van de adelijke Bogumil. Niets staat nu de twee huwelijken meer in de weg en de 'Himmel hängt voller Geigen!'.

Het lijkt een slagroomtaart, maar tekst en muziek van de operette zetten de ongelijkwaardigheid van mensen, de manipuleerdrift van hen, die - zoals dat heet - 'boven anderen gesteld zijn', egoïsme, opportunisme en benepenheid in de omgang met de maatschappelijke zeden en gewoonten in een kaal daglicht. Karikaturale uitvergroting van menselijke zwakheden en brutaal als 'nieuw!' gelanceerde clichés doen dienst als kleurige cadeauverpakking van een satirische inhoud.

Waar is de 'rebel' uit de gelijknamige operette van 1905 gebleven?
Een goed antwoord zou kunnen zijn: de rebel van 1905 staat vanaf 1912 niet meer op, maar achter de Bühne en hij heet Leo Fall. Maar een ander antwoord is ook mogelijk, want gedraagt de 'beste Augustin Hofer' zich wel zo bescheiden en keurig? 'Lass dir Zeit, alles mit Gemütlichkeit (Gun jezelf de tijd, alles in gemoedelijkheid)' is Augustin's eerste regel in de operette. Hij stelt zich aan het publiek voor als een onder alle omstandigheden beheerste, sociale jongeman. In de volgende regel licht hij dat nader toe: 'Als het lot je bij de oren pakt, draag dit dan met humor', maar in het meeslepende walsrefreintje erna geeft hij plotseling toch blijk van enkele als egoïsme en opportunisme uit te leggen trekjes:

'Was es Schönes gibt, DAS NIMM DIR!!
Sei nicht gleich betrübt, geht's schlimm dir;
Schau, es hat dir ja das Leben, so viel Herrliches zu geben.
Es greift ein jeder zu
WARUM DENN AUCH NICHT DU!!'

(Wat er aan mooie dingen is, PAK DAT!!
Klaag niet direct, als het slecht met je gaat;
Kijk, het leven heeft jou immers zo veel heerlijke zaken te bieden.
Iedereen slaat zijn slag,
WAAROM DAN OOK NIET JIJ!!'

Als de volwassen Augustin de erg jonge Helene ontmoet, laat hij Anna direct vallen. Vanaf dat moment raakt hij de piano amper nog aan en brengt hij niet alleen zichzelf, maar ook zijn 'kameraad' Helene in de problemen. Hij brengt haar het adellijke hoofdje op hol met fantasieën over een gezellige, intieme herberg, die ze samen gaan opzetten, en een hemel, die dan vol zal zijn van de klank van romantische violen. De (rebelse?)Augustin heeft dan ook alle geluk van de wereld, als Helene tenslotte in zijn armen mag vallen.

De opnamen uit 'Der liebe Augustin'
zijn - op een 45-toerenplaatje - wat uitgebreider. Maar het blijft behelpen. De luisteraar krijgt geen inzicht in de handeling van de operette, omdat de 7 fragmenten bijna allemaal zo zijn geamputeerd, dat zelfs niet meer gesproken kan worden van een korte 'Querschnitt'. Het is een ongeveer 10 minuten durende potpourri van melodietjes uit de operette, die weliswaar prima gezongen worden, maar in deze vorm vrijwel niet kunnen aanhaken bij het niveau van Fall's operette als geheel. Twee momenten springen eruit. Allereerst een verrukkelijk duetje van Nicola en Anna, dat 'maar liefst' twee coupletten duurt. Natuurlijk valt het daarom direct op, mede omdat Walter Muggelberg en Liselotte Ebnet 'Es gehört zum guten Ton, eine kleine Liaison' zo liefdevol zingen. De vraag is echter wel, of Muggelberg zich verdiept heeft in het onaangename karakter van Nicola, want hij klinkt misschien wel té liefdevol. Ten tweede duurt het stukje, dat Rudolf Schock van Augustin's openingslied zingt, lang genoeg om vast te stellen, dat Schock met de rol van Augustin op het operettetoneel wel raad geweten zou hebben. Hij zingt een deels ander walsrefrein dan hierboven wordt geciteerd. Is Leo Fall's rebelse angel er bewust uit getrokken of zingt Schock meteen het tweede couplet, waarvan misschien het refrein een beetje anders is? Tenslotte: de stemmen van Margit Schramm en Rudolf Schock kleuren in 'Sei mein Kamerad' en 'Wenn die Sonne schlafen geht' mooi bij elkaar.

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Die Rose von Stambul (Wenen 1916)

Dec. 1950: fragmenten uit complete radio-opn. Membran-Documents (CD 223985-311 + complete 'Paganini' van F. Lehár met Peter Anders) met Ursula Kerp als Kondja Gül, dochter van Kamek Pacha, Rudolf Schock als ministerszoon Achmed Bey, Kölner Rundfunkchor en dir. FRANZ MARSZALEK.
Dec. 1950: Lied van Achmed Bey 'O Rose von Stambul', fragment uit de zelfde complete radio-opn. Da-music (CD 77888) - Rudolf Schock/dir. Franz Marszalek.
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Juni 1952: Lied van Achmed Bey 'O Rose von Stambul', studio-opn. EMI-Classics (o.a. CD 7243 5 85285 2 7: 'Mit Rudolf Schock in der Welt der Operette (Vol. 1) - Rudolf Schock/dir. Wilhelm Schüchter.
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Okt. 1962: fragmenten uit studio-opn. Sony/Eurodisc (CD 88697 18798 2 + fragm. uit 'Die Dubarry' van Millöcker/Mackeben met Erika Köth/Horst Wilhelm) met Erika Köth als Kondja Gül, Rudolf Schock als Achmed Bey, Günther Arndt-Chor en dir. FRANK FOX.
Okt. 1962: lange versie van lied van Achmed Bey 'Zwei Augen, die wollen mir nicht aus dem Sinn', studio-opn. Ariola-Eurodisc (LP, o.a. op 88 957 OE) - Rudolf Schock/dir. Frank Fox.
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Febr. 1963: duet Achmed/Kondja 'Ein Walzer muss es sein!', live-opname uit München (in privé-archieven) met Rudolf Schock, Ingeborg Hallstein en dir. Werner Schmidt-Boelcke.

De première van 2 december 1916 vindt midden in de Eerste Wereldoorlog (1914-1918) plaats. De eerste twee bedrijven spelen zich af in Istanbul, het derde in een Zwitsers hotel, op neutrale grond. De keuze van Leo Fall en zijn librettisten Julius Brammer en Alfred Grünwald voor het Turkse milieu getuigt hoogstwaarschijnlijk van dankbare sympathie voor de Turken, die zich eind 1914 in de oorlog mengen en de kant van Duitsland/Oostenrijk-Hongarije kiezen. Modern en actueel doet aan, dat in dit (toegegeven: nogal Weense) Istanbul jongeren naar modernisering van de islamitische staat verlangen: de dochter van de machtige Pascha, Kondja Gül, leest in het geheim Westers georiënteerde romans en leert daaruit, dat zij liever vandaag dan morgen zou willen emanciperen. Achmed Bey, de veelbelovende ministerszoon, beklaagt het lot van de zwijgende haremvrouwen. Bovendien toont hij zich bereid slechts één vrouw te trouwen en in die ene álle vrouwen lief te hebben.

Over de handeling van ´Die Rose von Stambul´ en een aantal muzikale hoogtepunten uit de operette
1e akte: Kondja Gül en Achmed Bey zijn voor elkaar bestemd, maar wel op basis van een afspraak van hun wederzijdse ouders. Achmed is zeker verliefd op Kondja, maar Kondja dweept met André Lery, de schrijver van haar lievelingsboeken. Ze stuurt hem zelfs liefdesbrieven. André antwoordt en noemt haar 'Rose von Stambul'. Wat de toeschouwer al gauw weet, maar Kondja niet, is, dat Achmed Bey en André Lery de zelfde persoon zijn. Achmed zingt 'O Rose von Stambul, nur du allein!', waarin hij uitlegt, waarom hij er geen harem op na zal houden en hoe hij - ook literair -vorm wil geven aan een 1001-huwelijk met de door hem aanbeden Kondja.

2e akte: met name deze akte is vol muzikale parels: Achmed zingt het betoverende loflied: 'Ihr stillen, süssen Frau'n - Euch, ihr Frauen, gilt meine Serenade'. Hij voelt zich vergeleken met hen, die zich moeten verhullen, als een "bedelaar, die voor hen knielt". Maar later in de serenade verlangt hij vurig 'naar de dag, die hen ontsluiert en bevrijdt'. Hij zal er op die dag weer bij zijn, maar dán als 'overwinnaar, die voor hen knielt!'. Even later volgt de huwelijksceremonie met een ongeduldige Achmed en een terughoudende Kondja ('Sie kommt, schon naht mit Bangen'). Achmed's/André's walsmelodie 'O Rose von Stambul' is in dit ensemble 'Leitmotiv'. In het slaapvertrek valt de sluier en wordt het paar het eens over een 'geluk volgens de (westelijke) mode, mét een proeftijd van vier weken'. In die maand moet blijken, dat ze werkelijk van elkaar houden. Bijna geeft Kondja, die voor het eerst in haar leven alcohol drinkt, zich dan toch nog gewonnen en dat gebeurt in Leo Fall's extatische dansduet 'Ein Walzer muss es sein!'

Die wals is een uitstekend voorbeeld van wat ik aan het begin van deze tekst bedoelde: het ritme van deze dans - nu eens versnellend, dan weer remmend - en allerlei klankkleuren passen muzikaal en inhoudelijk naadloos op de handeling. De diepere bedoelingen van het liefdespaar worden weerspiegeld ín en onderstreept dóór dit jubelende lofgezang in driekwartsmaat. Kondja stribbelt een tikje spottend nog tegen: 'ALSO NUR ein Walzer??', maar Achmed blijft in zijn huwelijksnacht maar doorhameren op de 'onvoorwaardelijke' overgave aan deze onverbloemd erotische dans, die het meisje al zo vaak in haar dromen had gedanst, maar nog nooit in werkelijkheid had ervaren: 'Willst du keinen Himmel brauchen?/Willst du einmal untertauchen/in ein Meer von Lust?/Willst du einmal Nektar schlürfen?/Willst du einmal wissen dürfen/was du nie gewusst! (Wil je eens geen hemel nodig hebben?/Wil je eens onderduiken/in een zee van lust?/Wil je eens met genot nectar drinken?/Wil je eens mogen weten/wat je nooit geweten hebt!)'. Kondja slaagt er toch nog in aan Achmed te ontsnappen en verlaat Turkije.

3e akte: Achmed zit een paar dagen later in zijn hoedanigheid van prominent schrijver op zijn luxe kamer in een Zwitsers hotel en probeert te aanvaarden, dat Kondja van een droombeeld houdt en niet van hem. Maar dat kost hem moeite, 'weil er so aufgelegt ist (omdat hij zoveel zin in haar heeft)!'. En dan klinkt er weer zo'n uniek Leo Fall-melodietje ("een gracieuze anticlimax" - Volker Klotz), een bekoorlijk walsje, dat Achmed gespeeld nonchalant voor zich uit zingt: 'Zwei Augen, die wollen mir nicht aus dem Sinn/Heut' wär' ich so in der gewissen, der zärtlichen Stimmung - Schade... (Twee ogen, die krijg ik maar niet uit mijn gedachten/Vandaag zou ik in de juiste, de tedere stemming zijn geweest - Helaas, helaas...)'.

Kondja, die met 'André' in een Zwitsers hotel heeft durven afspreken, krijgt de verpletterende mededeling, dat de heer Lery een suite heeft gereserveerd voor hemzelf én voor zijn vrouw. Gelukkig voor Kondja geniet Achmed niet te lang van zijn 'grap' en ontsluiert hij nu ook zichzelf. De door Kondja bedongen proeftijd van vier weken is het laatste obstakel op weg naar Achmed's suite, maar Kondja neemt die hindernis met flair: ze scheurt in grote opwinding 28 kalenderblaadjes af en zet daarmee de tijd van haar en Achmed naar haar kleine, geëmancipeerde hand.

De opnamen uit 'Die Rose von Stambul'

worden - voor wat beide 'Querschnitte' betreft - gedirigeerd door de Duitse dirigent Franz Marszalek (1900-1975 - foto) en de Oostenrijkse dirigent/arrangeur Frank Fox (1909-1965). Franz Marszalek steelt de show, maar Frank Fox is eveneens een voortreffelijk dirigent. Franz Marszalek, die vanaf 1949 het orkest van de WDR-Köln leidde, gold en geldt nog altijd als de meest gerenommeerde operettedirigent.

De bekende Duitse sopraan Anny Schlemm (geb. 1929), die behalve oratorium en opera in haar jonge jaren ook veel operette onder Marszalek zong, noemde hem ooit in een bewaakt moment (want we weten dit nu) eerbiedig de "Karajan van de operette" en dat wordt begrijpelijk, als je naar zijn opnamen luistert. Franz Marszalek was actief voor het theater, de film, de radio (o.a. als 'Herr Sanders', die 'zijn grammofoonplatenkast opent') en op de televisie. Hij dirigeerde in de vijftiger jaren alleen al voor de radio 60 complete operettes en later was hij ook de centrale dirigent van de tv-operettes, die de hierboven genoemde Kurt Wilhelm produceerde en regisseerde. Veel van de door Franz Marszalek gedirigeerde operettes behoort niet tot het standaardrepertoire, maar is nu - mede dank zij hem - vastgelegd en intussen op CD gezet. Franz Marszalek zette zich in voor het werk van ten onrechte onderschatte, muzikaal juist zeer belangwekkende componisten als Leo Fall en Eduard Künneke (1885-1953), van wie de laatste een goede vriend van Marszalek werd. Marszalek wist voor die opnamen allerlei aanstormende operette- én operatalenten te engageren, onder wie de 3 grote Duitse tenoren van de 2e helft van de vorige eeuw: Peter Anders, Rudolf Schock en Fritz Wunderlich. Met Schock nam Marszalek voor de radio vier complete operettes op: van Johann Strauss Jr: 'Eine Nacht in Venedig', van Eduard Künneke 'Die grosse Sünderin', van Bruno Granichstaedten ('Der Orlow') en van Leo Fall ('Die Rose von Stambul').

Franz Marszalek leidt de enkele, maar essentiële fragmenten uit 'Die Rose von Stambul' met strakke dynamiek. Het kapitale walsduet uit het 2e bedrijf beleef ik naar de climax toe als een grandioos geregisseerd spektakel van door elkaar spelende muziekinstrumenten, waarin de uitzinnige klanken van een viooltje en een pianootje boven komen drijven en de stemmen van de solisten "in een zee van lust onderduiken".

Kondja wordt gezongen door Ursula Kerp, een speels klinkende, soubrette-achtige sopraan, van wie ik jammer genoeg weinig te weten kan komen. Haar sprankelend stemgeluid is te horen in veel radio-operettes uit de jaren vijftig. Maar zij was in de Scala van Milaan ook één van de bloemenmeisjes in Richard Wagner's opera 'Parsifal' (1960). Ze trad daar op, samen met zangers als Sándor Kónya (Parsifal), Gustav Neidlinger, Boris Christoff en de Belgische alt Rita Gorr. André Cluytens, nóg een beroemde Belg, dirigeerde. In een LP-opname (ook op CD?) van Humperdinck's 'Hänsel und Gretel' zingt Ursula Kerp het 'Sandmännchen'. Otto Matzerath leidt de opera en de rollen van Hans en Grietje worden gezongen door Elisabeth Grümmer en Erika Köth.

Rudolf Schock is Achmed Bey

De Marszalek-opname uit 1950 (komt op een feestelijke dag de volledige opname toch nog eens tevoorschijn?) heeft als Achmed Rudolf Schock in één van zijn meest overrompelende operette-rollen. De radio-microfoon registreert in de jonge, onbevangen zingende stem de glans van fluweel en de fonkeling van staal. Op EMI in 1952 blijft het titellied onder Schüchter daar dicht bij in de buurt. In de geluidstechnisch betere stereo-opnamen van 1962 op Eurodisc zijn fluweel en flonkering nog in ruim voldoende mate aanwezig en bewijst Schock met expressieve zang opnieuw zijn affiniteit met de rol van Achmed en de muziek van Fall.


Dirigent Frank Fox laat de Berliner Symphoniker meeslepend musiceren en Schock's partner is een lieftallig en met overleg zingende Erika Köth. Het lukt deze Kondja in de heftige walsscene op geloofwaardige wijze zo lang mogelijk (enige) afstand tot de onstuimig opdringende Achmed te bewaren: haar 'ALSO NUR ein Walzer?' klinkt dan ook heerlijk ironisch. De samenstelling van de studio-opname valt grotendeels samen met de door 'Membran' uitgegraven radio-fragmenten uit 1950. Membran heeft echter niet uit het 2e bedrijf het inleidende ensemble op de huwelijksvoltrekking ('Sie kommt, schon naht mit Bangen'), maar wel de beginscene met duet in het slaapvertrek ('Das ist das Glück nach der Mode'). Eurodisc heeft helaas Achmed's 'Zwei Augen, die wollen mir nicht aus dem Sinn' uit de 3e akte gehalveerd ('Schade!'). Het lied is in 1962 echter wél compleet opgenomen, want het verscheen vroeger apart op een Schock-LP met operette-liederen.

In de live-opname van 1963 uit München staat Schock's Achmed onverminderd in vuur en vlam en dit keer voor Ingeborg Hallstein (geb. 1933), die Kondja stijlvol zingt.

'Madame Pompadour' (Berlijn 1922)

Dec. 1960: studio-opn. EMI-Classics ( CD 7243 8 26393 2 9 + 'Die Dubarry' en 3 andere operette-selecties) met Melitta Muszely als Marquise de Pompadour, Rudolf Schock als René d'Estrades, Karl-Ernst Mercker als de dichter Joseph Calicot, Günther Arndt-Chor en dir. WERNER SCHMIDT-BOELCKE

Operette-experts Volker Klotz en Bernard Grun (zie het begin van deze tekst) zijn het helemaal eens: Klotz: "Op het libretto van Rudolph Schanzer en Ernst Welisch en de muziek van Leo Fall valt niets aan te merken, het werk is rijk aan muzikale vondsten!"; Grun: "Tekstueel, muzikaal, stilistisch en tijdkritisch: die Meisteroperette par excellence". Al ben ik geen expert, ik sluit mij graag bij de deskundigen aan: de hierboven genoemde EMI-selectie, die maar een klein kwartier duurt, is een juweeltje, waar je gelukkig van wordt.

'Marquise de Pompadour' (portret van François Boucher (1703-1770)

Interpretatie (met dank aan Volker Klotz!) en samenvatting van 'Madame Pompadour'

Parijs rond 1750: Marquise de Pompadour, 'staatsmaitresse' van koning Louis XV, onderhoudt een geheime relatie met de getrouwde graaf René d'Estrades. De operette opent met een carnavalsviering. De adellijke René heeft in elke arm een licht meisje, als hij 'volks' uitgedost, met masker en in opperbeste stemming een bad neemt in de menigte ('Laridi, laridon, 's Karneval!). In het gewoel loopt hij 'toevallig' de al even 'volks' gemaskerde Marquise tegen het lijf. Met een groot talent voor eenvoud noemt zij zich 'Jeanne'. Een heerlijke nacht kan beginnen! Maurepas, minister van politie en staatsveiligheid, ziet echter de Marquise als een politieke rivaal. Hij laat haar bespioneren met de bedoeling haar - vanwege de strafbare contacten met de gehuwde René - bij de koning in ongenade te doen vallen. De Marquise doorziet het plan van de minister en verzint een list: ze laat een aantal 'staatsgevaarlijke elementen' arresteren, onder wie de dichter Joseph Calicot, die spotliederen maakt op haar en (dus) de koning, EN graaf René, die de dichter juist daarom bewondert. Zij maakt van Joseph Calicot haar particuliere huispoëet en bombardeert de intussen hevig verliefde René tot 'lid van haar lijfregiment'. De buitenwacht o.l.v. Maurepas kan er geen touw aan vast knopen: De Marquise doet alsof zij - als reïncarnatie van Potiphar's vrouw - de in verwarring gebrachte Joseph wil verleiden: 'Joseph, ach Joseph, was bist du so keusch?!/ das Küssen macht so gut wie kein Geräusch'. Wat bij dit spotzieke duet wel geluid maakt is het orkest, dat bombastisch het noodlotsmotief uit Bizet's 'Carmen' citeert (Zoals Don José Carmen niet kon krijgen, kan jij, domme Joseph Calicot, natuurlijk mij, de Marquise, niet krijgen!). Haar tweede, erotische spel speelt de Marquise met René in de intimiteit van haar eigen exercitie-terrein, "dat zich van de voorkamer tot in het slaapvertrek uitstrekt"-Klotz). Zij gaat op haar strepen als commandant staan en beveelt hem streng haar exercitie-bevelen op te volgen. Hij doet alsof hij als trouwe onderdaan zich aan haar bevelen onderwerpt, maar de tekst, die hij op de maat van een militaire mars, die steeds obsessiever wordt, improviseert, gaat over iets totaal anders: ''Vannacht zal ik bij je komen, al zou ik ervoor moeten boeten" ('Stillgestanden! Kerzengrade! - Ich bin dein Untertan, dein Treuer!!').

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Volker Klotz benadrukt in zijn briljante analyse van de operette, dat dit exercitie-duet "de beslissende, muziekdramaturgische spil" is, waar 'Madame Pompadour' om draait. Deze operette gaat namelijk niet over het happyend van de finale (Madeleine, René's vrouw blijkt de zus van de Marquise te zijn. Deze kan dus geen relatie meer met haar zwager onderhouden. Louis XV heeft dus geen reden meer om achterdochtig te zijn en René keert dus - zoals het hoort - terug bij Madeleine). Nee, deze operette en ook veel van Fall's andere operettes gaan over de drang van mensen te ontsnappen aan de dagelijkse sleur, aan het maatschappelijke keurslijf. Klotz: "Hoe groter de beperkingen, des te sterker is de innerlijke drang...men breekt uit en probeert een grotere speelruimte voor zichzelf te scheppen". Jana en Karel zijn pas in staat met elkaar te dansen, als zij gekostumeerd op de dansvloer staan. Prinses Helene keert de gouden kooi de rug toe en begint met Augustin in alle eenvoud een herberg en de eenvoudige Anna wordt prinses. Kondja werpt haar sluier af en Achmed verdwijnt regelmatig in André Lery. De Marquise is gelukkig, als ze gemaskerd onder het volk is, als ze de vrouw van Potiphar speelt en als ze lijfwacht René commando's kan geven. Maar René negeert de bevelen en brengt zijn militaire meerdere een hartstochtelijke serenade ('Madame Pompadour, Kronjuwel der Natur'), waarvan de melodie overgenomen wordt door de andere leden van het lijfregiment, waardoor je in zekere zin van collectieve insubordinatie kunt spreken.

De opnamen uit 'Madame Pompadour'
worden door Werner Schmidt-Boelcke (1903-1985) op EMI met verve gedirigeerd. Het is een wonder, dat zo'n kleine selectie zo'n grote indruk achter laat: Rudolf Schock zingt niet alleen met een mooie stem, maar zijn René heeft ook alles, wat je je bij de figuur voorstelt: charme, humor en een dwingende hartstocht, waarvoor ik niet anders kan doen, dan gedwee capituleren.

De karakterbuffo Karl Ernst-Mercker (geb. 1933 - zie ook 'RS zingt Adam') zong aan de Berlijnse opera veel operarollen, maar was in de jaren zestig ook regelmatig te horen in operette-opnamen: op het moment van de Leo Fall-opname is hij nog erg jong, maar dat merk je niet aan het imponerende gemak, waarmee hij zijn rol in het 'Joseph, ach Joseph'-duet zingt en vooral speelt. Om de geloofwaardigheid van het operette-optreden van een historische gestalte als de Marquise de Pompadour een niet al te groot geweld aan te doen, was de keuze van de lyrisch-dramatische sopraan Melitta Muszely een ideale.

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Melitta Muszely (geb. 1927)



is van Hongaarse afkomst, maar wordt geboren in Wenen. Ze debuteert in 1950 in Regensburg (Duitsland) en wordt in 1953 door de internationaal gerespecteerde regisseur Günther Rennert (1911-1978) voor de Hamburgse staatsopera geëngageerd. Haar eerste rol is die van 'Madame Butterfly' (Puccini). Hamburg wordt de springplank naar de meest uiteenlopende rollen in Parijs, Lissabon, Florence, Edinburgh, Venetië en - vooral - Berlijn. In Berlijn zingt zij in 1958 de vier vrouwenrollen in 'Les Contes d'Hoffmann' (Offenbach) onder leiding van een tweede regisseursgrootheid: Walter Felsenstein (1901-1975), wiens vernieuwend 'magisch-realistisch theater' een unicum in de muziekwereld was en is. Felsenstein maakte principieel geen verschil tussen opera en operette (!) en schaafde langdurig en gedetailleerd aan zijn met zorg gekozen "Sänger-Darsteller (zanger-vertolkers)", die van hem niet alleen expressief moesten kunnen zingen, maar ook expressief moesten kunnen acteren. Van Felsenstein's 'Hoffmann' werd een film gemaakt (nu op DVD, zie afbeelding), evenals van zijn 'La Traviata' (Verdi). Melitta Muszely 'zong en vertolkte' ("indrukwekkend") de vrouwelijke hoofdrol, die ook live op tv te zien was (Rudolf Schock werkte in 1950 ook onder Felsenstein en wel in Smetana's 'Verkaufte Braut'. Anny Schlemm stond in die voorstellingen als Marie op de Bühne). In 1958 zingt zij ook de rol van Micaëla (zie foto) in 'Carmen' onder een derde topregisseur: Wieland Wagner (zie 'RS zingt Bizet'), wat bij haar het verlangen oproept Wagner te gaan zingen.

EMI contracteert de "prachtige, direct herkenbare sopraanstem met het enigszins Slavisch gekleurde, enigszins melancholieke timbre van een hobo" ('Opernwelt') voor een serie opera- en operetteopnamen (met veelal Rudolf Schock als partner). Zij is een graag geziene gast in de media. In de vroege jaren zestig is zij samen met Köth en Schock betrokken bij een Robert Stolz-rivival en wordt zij door dirigent en artistiek leider Herbert von Karajan uitgenodigd aan de Weense staatsopera te komen zingen. Daarmee gaat een vurige wens in vervulling: eindelijk te mogen zingen in haar geboortestad. Melitta Muszely krijgt de garantie, dat zij o.a. in drie grote opera-premières zal optreden: van Claude Debussy 'Pelléas et Mélisande' (Mélisande), van Georges Bizet 'Carmen' (Micaëla) en van Richard Strauss 'Arabella' (de titelrol).

Dan volgen de grote tegenslagen: Von Karajan vertrekt met ruzie. Zijn opvolger (Egon Hilbert) zet Muszely tussen 1964 en 1967 alleen in voor het bestaande repertoire (o.a. Mozart, Smetana en van Richard Strauss de rol van Sophie in 'Der Rosenkavalier'). Muziekmagazine 'Opernwelt' publiceert in 2007 t.g.v. de 80ste verjaardag van de zangeres een uitvoerig artikel, waarin Melitta Muszely zich bitter de slechte omstandigheden, waaronder zij in Wenen moest werken, herinnert: "....ik was zo verwend door de collegiale sfeer in Hamburg. En hier trof ik een.... neerbuigende en slecht gespeelde vriendelijkheid aan. Het enige menselijke wezen in die complete hel was (Muszely's sopraancollega) Gundala Janowitz. En dan die woestijn, als het op toneelspelen aan kwam: de Weense Bühne was akoestisch verraderlijk en zij, die ingewijd waren, kenden de goede plekjes. Daar bleven zij dan staan, als aan de toneelvloer genageld. Vandaar dat er niet geacteerd werd....".

Rond 1970 trekt Melitta Muszely, 42 jaar oud (!), zich van het operatoneel terug. Het publiek kan haar daarna alleen nog, maar wel decennialang, live als liederenzangeres horen. Naast de onaangename ervaringen in Wenen moeten daarbij hoogstwaarschijnlijk ook de ernstige en langdurige ziekte van haar man en de lichamelijke aftakeling van Muszely's lievelingsregisseur Walter Felsenstein een rol hebben gespeeld. Tot een door hem met Muszely als Elisabeth op de valreep nog geplande produktie van Verdi's 'Don Carlos' is het helaas niet meer gekomen.

Samenwerking Melitta Muszely - Rudolf Schock

Melitta Muszely's samenwerking met Rudolf Schock begint in januari 1958 met operette-opnamen van gedeelten uit 'Ein Walzertraum' van Oscar Straus (dirigent: Wilhelm Schüchter), op de voet gevolgd door grote opera- selecties uit Verdi's 'La Traviata' en 'Il Trovatore' en een complete 'I Pagliacci' van Ruggiero Leoncavallo onder Horst Stein. Melitta Muszely, Rudolf Schock en Josef Metternich zijn in het seizoen 1958/59 de 'Trias Musica' van de Duitstalige opera. In 1960 nemen Muszely en Schock in Berlijn o.a. de hierboven besproken opname van Leo Fall's 'Madame Pompadour' op.

Rob van Brink's 'Tribute to Rudolf Schock' 'http://www.rudolfschock.nl/' presenteert onder het kopje 'Inventarisatie/Diverse aspecten' een door Ludwig Stumpff gedetailleerd samengesteld overzicht van opnamen en concerten met Melitta Muszely en Rudolf Schock.

Eén gemeenschappelijk optreden van Muszely en Schock zou aan dit overzicht kunnen worden toegevoegd: Op 29 september 1962 vindt in het Kurhaus te Scheveningen het 'GRAND GALA DU DISQUE POPULAIRE 1962' plaats, dat integraal door de Nederlandse televisie wordt uitgezonden. De presentatie is in handen van de Bekende Nederlanders Conny Stuart en Willem Duys.


De scheidslijn tussen dit gala en het soortgelijke 'GRAND GALA DU DISQUE CLASSIQUE' (in 1962 met o.a. operaster Renate Tebaldi) werd en wordt in Nederland vele malen scherper getrokken dan die tussen kerk en staat. Tijdens het populaire gala van 1962 treden o.a. Conny Froboess ('Zwei kleine Italiener'), Nana Moskouri, Vera Lynn, de 'Maastrichter Staar', de 'Dutch Swing College Band' en de fenomenale jazz-zangeres (en meer dan dat!) Cleo Laine op. Omkaderd door de Engelse Cleo Laine en de Franse zanggroep 'Les Compagnons de la Chanson' zingen de Duitse Rudolf Schock en de Oostenrijkse Melitta Muszely drie operette-fragmenten: uit Lehár's 'Giuditta' 'Freunde, das Leben ist lebenswert' & 'Meine Lippen küssen so heiss' en uit Kálmán's 'Gräfin Mariza' 'Sag' ja, mein Lieb', sag' ja'. Ze worden begeleid door AVRO's Cosmopolitain Orkest o.l.v. Jos Cleber.

Ik herinner mij, dat dit optreden merkwaardig afstak tegen de rest van het programma. Maar operette hoort in Nederland nu eenmaal thuis in het populaire en opera in het klassieke ho(e)kje. Melitta Muszely en Rudolf Schock zongen op de verkeerde avond en bevestigden daarmee ongewild een hardnekkig, Nederlands vooroordeel. En dan te bedenken, dat beide zangers een roemrucht opera-verleden met zich meedroegen. Nog maar enkele weken daarvoor zong bv. Rudolf Schock in Alban Berg's 'Lulu', in Leoncavallo's 'I Pagliacci', in Mozart's 'Cosi fan tutte' en 'Zauberflöte' en in Puccini's 'Manon Lescaut'....
Krijn de Lege, 20 februari 2011

NB
Tussen de grotere artikelen door neem ik voortaan in korte teksten zo nu en dan ook componisten op, van wie Rudolf Schock slechts een enkel(e) aria of lied op plaat of band heeft vastgelegd. Want bv. Carl Bohm's 'Still wie die Nacht', Rudolf Dellinger's 'Komm herab, o Madonna Theresa', Tommasso Giordini's 'Caro mio ben' en Michael Glinka's 'Dort gen Mitternacht' uit 'Ruslan und Ludmilla' mag ik toch niet overslaan?

Een volgend keer dus: Rudolf SCHOCK zingt Milij Alexejewitsch BALAKIREW