RALPH BENATZKY (1884-1957)
Als ich 1985 mit Schülern und Lehrern der Schule, wo ich arbeitete, mit viel Vergnügen 'Mirandolina' (unter dem Titel 'Die Wirtin' bekannt!) von Carlo Goldoni (1707-1793) aufführte, wusste ich nicht, dass diese Komödie aus dem Jahre 1753 für den 177 Jahre späteren Welterfolg 'IM WEISSEN RÖSSL' von Ralph Benatzky (und Erik Charell) indirekt die Basis lieferte.
Erst nach notwendiger Reifung wurde es mir bekannt, dass Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg Goldonis (und also ein bisschen 'meine') 'Wirtin' für ihr Lustspiel 'Im weissen Rössl' (1898) gebrauchten. Und dass einige Jahrzehnte danach in Berlin am 8. November 1930 die Premiere des 'Singspiels-mit-demselben-Namen' stattfand, dessen Plot - bis aufs Einbauen des Kaisers Franz Joseph - völlig mit dem des Blumenthal/Kadelburg-Lustspiels zusammenfiel.
Die Initiative zum 'Weissen Rössl' nimmt der gefeierte Revueregisseur Erik Charell (1894-1974). Er bekommt die Idee für eine grossangelegte, moderne Revue-Operette mit - wenn irgendwie möglich - auch nostalgischen Momenten: Ein (allererstes) deutsches Musical, geschrieben von einer reichen Auswahl bekannter und talentierter Komponisten, das versuchen sollte, das amerikanische Broadway-Musical auszustechen!
Ralph Benatzky (der sich damals schon einen Namen als Verfasser von 'Chansons' gemacht hatte) wird Charells wichtigster Komponist und musikalischer Supervisor. Daneben tritt Charell mit dem Auftrag für einige extra Songs an Robert Stolz, Bruno Granichstaedten, Robert Gilbert und Hans Frankowsky heran. Eduard Künneke wird sich - wie verlautet - auch noch eingemischt haben. Charell engagiert populäre Stars wie Camilla Spira, Max Hansen und - in der Kaiserrolle - Paul Hörbiger, lässt Robert Gilbert die Songtexte auf sich nehmen und Hans Müller die Blumenthal/Kadelberg-Dialoge neu verfassen.
Die Regie des Spektakels macht Charell natürlich selbst.
Erst nach notwendiger Reifung wurde es mir bekannt, dass Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg Goldonis (und also ein bisschen 'meine') 'Wirtin' für ihr Lustspiel 'Im weissen Rössl' (1898) gebrauchten. Und dass einige Jahrzehnte danach in Berlin am 8. November 1930 die Premiere des 'Singspiels-mit-demselben-Namen' stattfand, dessen Plot - bis aufs Einbauen des Kaisers Franz Joseph - völlig mit dem des Blumenthal/Kadelburg-Lustspiels zusammenfiel.
Die Initiative zum 'Weissen Rössl' nimmt der gefeierte Revueregisseur Erik Charell (1894-1974). Er bekommt die Idee für eine grossangelegte, moderne Revue-Operette mit - wenn irgendwie möglich - auch nostalgischen Momenten: Ein (allererstes) deutsches Musical, geschrieben von einer reichen Auswahl bekannter und talentierter Komponisten, das versuchen sollte, das amerikanische Broadway-Musical auszustechen!
Ralph Benatzky (der sich damals schon einen Namen als Verfasser von 'Chansons' gemacht hatte) wird Charells wichtigster Komponist und musikalischer Supervisor. Daneben tritt Charell mit dem Auftrag für einige extra Songs an Robert Stolz, Bruno Granichstaedten, Robert Gilbert und Hans Frankowsky heran. Eduard Künneke wird sich - wie verlautet - auch noch eingemischt haben. Charell engagiert populäre Stars wie Camilla Spira, Max Hansen und - in der Kaiserrolle - Paul Hörbiger, lässt Robert Gilbert die Songtexte auf sich nehmen und Hans Müller die Blumenthal/Kadelberg-Dialoge neu verfassen.
Die Regie des Spektakels macht Charell natürlich selbst.
rechts:
Erik Charell
Es ist kein Wunder, dass Benatzky, wie er in einem seiner Tagebücher schreibt, sich ganz und gar "Benutzky" fühlt, Opfer der "dichterisch-kompositorischer Grossindustrie"(1925). Er stellt fest, er sei mal wieder 'benutzt' worden. Überdies ist er nicht glücklich mit dieser Operette, trotz der Tatsache, dass der Erfolg riesengross ist (von 416 Vorstellungen in Berlin via 651 Vorstellungen in London bis 223 Reprisen in New York).
Aus seinen Tagebüchern stellt sich auch heraus, dass er sich über das, was die Leute wohl von ihm denken müssen, Sorgen macht: Durch all diese mitverfassenden Komponistenkollegen müsse wohl der Eindruck erweckt sein, dass er "faul gewesen" sei oder nicht kreativ genug.
Er nennt das Werk "nicht organisch" entwickelt, ungenügend durchdacht, ohne eigene Prägung. Es fehlt dem 'Weissen Rössl' an "künstlerischen Werten".
Gewiss könnte man im nachhinein sagen, das 'Weisse Pferd-mit-den-vielen-Reitern' passe nicht ganz zu Benatzkys kompositorischen Qualitäten. Aber es passte ganz gut zu seinem "....universellen Geist...." (Bernhard Grun in seiner 'Kulturgeschichte der Operette' aus dem Jahre 1961), der am laufenden Band neben feinsinnigen Chansons und Volksliedern (u. a. 'Ich weiss auf der Wieden ein kleines Hotel') auch Operetten, musikalische Komödien, Romane, Possen, Ballette, eine Oper, Filmmusik und 2000(!) Kabarettnummer produzierte. Meistens verfasste er nicht nur die Musik, sondern auch die Texte, was für einen Doktor der Sprach- und Literaturwissenschaft, der er auch war, nicht unlogisch ist. In den Songs, worin manchmal ein gesellschaftskritischer Ton durchklingt, gerät er in die Nähe von Bert Brecht, aber zugleich ist es auch so, dass er im Anlauf zum 'Weissen Rössl' bestimmt wohl vom weit und breit anwesenden Charell profitiert hat. Dieser lässt ihn regelmässig für das Revuetheater schreiben. So entsteht u.a. die Operette 'Casanova', die Benatzky aus Musik von Johann Strauss Jr. zusammenstellt. Fred Bredschneyder zeigt in seinem Operetten- und Musicalführer (1962) noch darauf hin, dass der daraus berühmte 'Nonnenchor' im Zweiten Weltkrieg - besonders in den Niederlanden - als 'Gebet für den Frieden' erlebt wurde.
Noch im 'Rössl'-Jahr 1930 stürzt Benatzky sich aufs Verfassen intimer, 'kleiner Operetten', geschmackvoller, musikalischer Komödien, wofür er auch das Libretto verfasst.
Bemerkenswert ist, dass gleichzeitig auch Charell mit dem spektakulären Showgeschäft im Theater bricht und sich auf die Filmregie richtet. Im Kino liefert er aufs neue den untrüglichen Beweis für sein grosses fachmännisches Können (u.a. im 'Der Kongress tanzt').
1932 wird auch das Jahr, worin Benatzky mit seiner (jüdischen) Gattin Mela Hoffmann ins Exil gehen muss. Zuerst nach Österreich, dann in die Schweiz (Zürich) und schliesslich 1940 in die USA.
Genauso wie Paul Abraham gelingt es auch Benatzky nicht in Amerika eine künstlerische Existenz aufzubauen. 1941 sieht er ein, dass alles vergeblich ist. In den Tagebüchern steht: "Ich passe nicht herein in dieses Milieu von Theatergängstern....". Die Folge ist "trostlose Inaktivität". Nazi-Deutschland macht ihm bis 1941 wohl Angebote. Er lehnt sie ab, wenn er auch 1937 für UFA-Star Zarah Leander noch einige Welterfolge verfasst (u.a. 'Yes, Sir!' und 'Ich steh' im Regen').
Im Jahre 1946 kehrt Benatzky nach Zürich zurück, aber wird in Europa kaum noch eingeladen. Eine wichtige Grosstat ist letzten Endes die Textbearbeitung von Gershwins Oper 'Porgy and Bess', deren deutschsprachige Erstaufführung kurz nach dem Krieg in seinem Wohnort Zürich stattfindet.
Winter 1953 schreibt er ins Tagebuch, dass er "nichts Neues" mehr tut und nur noch Kreuzworträtsel löst.
Ralph Benatsky
Er nennt das Werk "nicht organisch" entwickelt, ungenügend durchdacht, ohne eigene Prägung. Es fehlt dem 'Weissen Rössl' an "künstlerischen Werten".
Gewiss könnte man im nachhinein sagen, das 'Weisse Pferd-mit-den-vielen-Reitern' passe nicht ganz zu Benatzkys kompositorischen Qualitäten. Aber es passte ganz gut zu seinem "....universellen Geist...." (Bernhard Grun in seiner 'Kulturgeschichte der Operette' aus dem Jahre 1961), der am laufenden Band neben feinsinnigen Chansons und Volksliedern (u. a. 'Ich weiss auf der Wieden ein kleines Hotel') auch Operetten, musikalische Komödien, Romane, Possen, Ballette, eine Oper, Filmmusik und 2000(!) Kabarettnummer produzierte. Meistens verfasste er nicht nur die Musik, sondern auch die Texte, was für einen Doktor der Sprach- und Literaturwissenschaft, der er auch war, nicht unlogisch ist. In den Songs, worin manchmal ein gesellschaftskritischer Ton durchklingt, gerät er in die Nähe von Bert Brecht, aber zugleich ist es auch so, dass er im Anlauf zum 'Weissen Rössl' bestimmt wohl vom weit und breit anwesenden Charell profitiert hat. Dieser lässt ihn regelmässig für das Revuetheater schreiben. So entsteht u.a. die Operette 'Casanova', die Benatzky aus Musik von Johann Strauss Jr. zusammenstellt. Fred Bredschneyder zeigt in seinem Operetten- und Musicalführer (1962) noch darauf hin, dass der daraus berühmte 'Nonnenchor' im Zweiten Weltkrieg - besonders in den Niederlanden - als 'Gebet für den Frieden' erlebt wurde.
Noch im 'Rössl'-Jahr 1930 stürzt Benatzky sich aufs Verfassen intimer, 'kleiner Operetten', geschmackvoller, musikalischer Komödien, wofür er auch das Libretto verfasst.
Bemerkenswert ist, dass gleichzeitig auch Charell mit dem spektakulären Showgeschäft im Theater bricht und sich auf die Filmregie richtet. Im Kino liefert er aufs neue den untrüglichen Beweis für sein grosses fachmännisches Können (u.a. im 'Der Kongress tanzt').
1932 wird auch das Jahr, worin Benatzky mit seiner (jüdischen) Gattin Mela Hoffmann ins Exil gehen muss. Zuerst nach Österreich, dann in die Schweiz (Zürich) und schliesslich 1940 in die USA.
Genauso wie Paul Abraham gelingt es auch Benatzky nicht in Amerika eine künstlerische Existenz aufzubauen. 1941 sieht er ein, dass alles vergeblich ist. In den Tagebüchern steht: "Ich passe nicht herein in dieses Milieu von Theatergängstern....". Die Folge ist "trostlose Inaktivität". Nazi-Deutschland macht ihm bis 1941 wohl Angebote. Er lehnt sie ab, wenn er auch 1937 für UFA-Star Zarah Leander noch einige Welterfolge verfasst (u.a. 'Yes, Sir!' und 'Ich steh' im Regen').
Im Jahre 1946 kehrt Benatzky nach Zürich zurück, aber wird in Europa kaum noch eingeladen. Eine wichtige Grosstat ist letzten Endes die Textbearbeitung von Gershwins Oper 'Porgy and Bess', deren deutschsprachige Erstaufführung kurz nach dem Krieg in seinem Wohnort Zürich stattfindet.
Winter 1953 schreibt er ins Tagebuch, dass er "nichts Neues" mehr tut und nur noch Kreuzworträtsel löst.
Ralph Benatsky
IM WEISSEN RÖSSL
ist eine Operette, deren Qualtäten umstritten sind.
Der schon genannte Bernhard Grun findet das 'Weisse Rössl' das "glückhafteste Erzeugnis des gesamten Operettengenres". Er äussert sich voll Bewunderung für die Phantasie des Werkes, für "Farbenpracht, Humor, Eleganz und Klangschönheit" die während der ersten Aufführung über das Publikum ausgeschüttet wurden. Er nennt diese Operette den "bestimmende(n) Faktor in der Entwicklung des musicals". Auch von Fred Bredschneyder hören wir kein böses Wort über die Operette und mancher Kritiker hebt den satirischen Charakter hervor.
Volker Klotz lobt die hohe Qualität von Benatzkys "kleinen, leichten Operetten", aber er ist äusserst negativ über 'Im weissen Rössl' ('Operette: Porträt und Handbuch einer unerhörten Kunst' 1991).
Die Musik hält er für simpel. Sie wird nirgendwo dramatisch: wird nie spannend. Die Ensembles fügen nichts Besonderes hinzu. Die Operette ist nicht mehr als das Hintereinander von Revuenummern: ein "frontales Drauflos". Er prangert die Art und Weise an, wie die Operette 1930 produziert worden ist und schreibt ihr ein gleiches Niveau wie die eines Fliessband-Broadway-Musicals zu. Er macht neckische Bemerkungen über Deus ex machina Kaiser Franz Joseph, der die (sogenannte) Unveränderlichkeit der Dinge des Lebens besingt, und der aus den kleinbürgerlichen 'Besserungsstücken' seit 1815 gepflückt worden ist, um den nostalgischen Nerv des breiten Publikums zu reizen. Parodie und Satire entdeckt Klotz überhaupt nirgendwo.
Wo ich stehe? 's Ist einmal in meinem Leben so....., dass das Werk mich nie besonders angezogen hat. Aber die Sensation von Berlin 1930 und später die von u.a. London und New York müssen natürlich wohl auf irgend etwas beruhen. Die Vorstellungen müssen ohne Zweifel eine Augenweide und ein Ohrenschmaus gewesen sein und auch heute wird das Werk in (deutschsprachigen) Theatern noch oft gespielt. Charell wusste, was für ein Leckerbissen er den Leuten zubereitet hatte, und einige extra Nostalgie-Tropfen wirken immer wieder Wunder.
Auch scheint es mir nicht unwichtig, dass die weltweite Wirtschaftskrise des Jahres 1929 beim damaligen Publikum ein recht grosses Verlangen nach einem professionell gemachten und gespielten, wirksamen und überschwenglichen Spektakel hervorgerufen hat, einem sonnigen Fluchtweg in die ländliche Schlichtheit mit Dank am menschenfreundlichen Tourismus und einem vom Leben gezeichneten, weisen, alten Monarchen zu jener Zeit, als das 'Glück noch eine ganz normale Sache war'.
Eine Tatsache is jedoch, dass die Meinungen von Klotz und Benatzky, dem Meister selber, sich kaum voneinander unterscheiden.
RUDOLF SCHOCK SINGT RALPH BENATZKY (und - zweimal - ROBERT STOLZ)
Die 2007 zum ersten Mal auf CD herausgebrachte, als "Gesamtaufnahme" mit Schock bezeichnete Studio-Produktion von 'Im weissen Rössl'(1970) ist leider KEINE Gesamtaufnahme.
Die musikalische Einlagen der Gastkomponisten gibt es zum Glück alle:
Volker Klotz lobt die hohe Qualität von Benatzkys "kleinen, leichten Operetten", aber er ist äusserst negativ über 'Im weissen Rössl' ('Operette: Porträt und Handbuch einer unerhörten Kunst' 1991).
Die Musik hält er für simpel. Sie wird nirgendwo dramatisch: wird nie spannend. Die Ensembles fügen nichts Besonderes hinzu. Die Operette ist nicht mehr als das Hintereinander von Revuenummern: ein "frontales Drauflos". Er prangert die Art und Weise an, wie die Operette 1930 produziert worden ist und schreibt ihr ein gleiches Niveau wie die eines Fliessband-Broadway-Musicals zu. Er macht neckische Bemerkungen über Deus ex machina Kaiser Franz Joseph, der die (sogenannte) Unveränderlichkeit der Dinge des Lebens besingt, und der aus den kleinbürgerlichen 'Besserungsstücken' seit 1815 gepflückt worden ist, um den nostalgischen Nerv des breiten Publikums zu reizen. Parodie und Satire entdeckt Klotz überhaupt nirgendwo.
Wo ich stehe? 's Ist einmal in meinem Leben so....., dass das Werk mich nie besonders angezogen hat. Aber die Sensation von Berlin 1930 und später die von u.a. London und New York müssen natürlich wohl auf irgend etwas beruhen. Die Vorstellungen müssen ohne Zweifel eine Augenweide und ein Ohrenschmaus gewesen sein und auch heute wird das Werk in (deutschsprachigen) Theatern noch oft gespielt. Charell wusste, was für ein Leckerbissen er den Leuten zubereitet hatte, und einige extra Nostalgie-Tropfen wirken immer wieder Wunder.
Auch scheint es mir nicht unwichtig, dass die weltweite Wirtschaftskrise des Jahres 1929 beim damaligen Publikum ein recht grosses Verlangen nach einem professionell gemachten und gespielten, wirksamen und überschwenglichen Spektakel hervorgerufen hat, einem sonnigen Fluchtweg in die ländliche Schlichtheit mit Dank am menschenfreundlichen Tourismus und einem vom Leben gezeichneten, weisen, alten Monarchen zu jener Zeit, als das 'Glück noch eine ganz normale Sache war'.
Eine Tatsache is jedoch, dass die Meinungen von Klotz und Benatzky, dem Meister selber, sich kaum voneinander unterscheiden.
RUDOLF SCHOCK SINGT RALPH BENATZKY (und - zweimal - ROBERT STOLZ)
Die 2007 zum ersten Mal auf CD herausgebrachte, als "Gesamtaufnahme" mit Schock bezeichnete Studio-Produktion von 'Im weissen Rössl'(1970) ist leider KEINE Gesamtaufnahme.
Die musikalische Einlagen der Gastkomponisten gibt es zum Glück alle:
B. Granichstaedten
(1879-1944)
R. Gilbert
(1899-1978)
H. Frankowsky
(1888-1945)
Und von Robert Stolz den Slowfox 'Die ganze Welt ist himmelblau' und den Walzer 'Mein Liebeslied muss ein Walzer sein'.
R. Stolz
(1880-1975)
Auf der Internetsite eines Münchener Knabenchors steht übrigens stolz erwähnt, dass der Chor an dieser 'Weissen Rössl'-Aufnahme mitgearbeitet habe. Vielleicht war der jugendliche Fredi Dürmeier, der neben dem damaligen kleinen Filmstar Archibald Eser die Rolle des Piccolos sang, Chormitglied.
Ein anderes Beispiel: Benatzkys herzerfreuende 'Schnürlregen-Szene' erlebt nach einigen Takten ein Fadeout, und diese wenigen Takte werden von Peter Alexander noch überstimmt (In einer von EMI produzierten Melodienfolge, die nur 10 bis 11 Minuten dauert, nahm man gerade diese Szene wohl auf!).
Die Texte sind von Kurt Feltz grossenteils bearbeitet oder besser: weggearbeitet worden. Dadurch gilt noch stärker das Bedenken von Klotz, die Operette bestehe nur aus einem Hintereinander von Revuenummern. Noch schlimmer ist, dass die Handlung der drei Liebespaare so fragmentarisch geraten ist, dass der Zuhörer kaum noch mitempfinden kann. Die Musik aus dem Jahre 1930 hat u.a. Heinz Gietz dem Musikgeschmack der 60er und 70er Jahre angepasst. Wahrscheinlich deshalb findet Fred Bredschneyder in seinem Operettenbuch die Musik dieser Aufnahme "hier und da unnötig modernisiert". Ich vermute, dass die Produzenten einiges aus einer 1960-Verfilmung der Operette von Regisseur Werner Jacobs übernommen haben. Daran waren derselbe Dirigent (Johannes Fehring), dieselben Bearbeiter (Feltz und Gietz) und derselbe Leopold: Peter Alexander beschäftigt.
1970: Studio-Aufnahme 'IM WEISSEN RÖSSL' vom 18. September (Eurodisc SONY/BMG nr. 88697 18807 2) mit Ingeborg Hallstein (Josepha, Wirtin zum 'Weissen Rössl'), Peter Alexander (Leopold, Zahlkellner), Peter René Körner (Giesecke, Fabrikant aus Berlin), Erika Köth (Ottilie, seine Tochter), Rudolf Schock (Dr. Siedler, Rechtsanwalt aus Berlin), Wilhelm Pilgram (Prof.Dr. Hinzelmann), Uschi Glas (Klärchen, seine Tochter), Gunther Philipp (Sigismund Sülzheimer), Paul Hörbiger (gids), Wilhelm Hufnagel (Kaiser Franz Joseph), Archibald Eser und Fredi Dürmeier (Piccolo), Hilde Ott (Käthi, Briefträgerin) und JOHANNES FEHRING (Dir.)
Ein anderes Beispiel: Benatzkys herzerfreuende 'Schnürlregen-Szene' erlebt nach einigen Takten ein Fadeout, und diese wenigen Takte werden von Peter Alexander noch überstimmt (In einer von EMI produzierten Melodienfolge, die nur 10 bis 11 Minuten dauert, nahm man gerade diese Szene wohl auf!).
Die Texte sind von Kurt Feltz grossenteils bearbeitet oder besser: weggearbeitet worden. Dadurch gilt noch stärker das Bedenken von Klotz, die Operette bestehe nur aus einem Hintereinander von Revuenummern. Noch schlimmer ist, dass die Handlung der drei Liebespaare so fragmentarisch geraten ist, dass der Zuhörer kaum noch mitempfinden kann. Die Musik aus dem Jahre 1930 hat u.a. Heinz Gietz dem Musikgeschmack der 60er und 70er Jahre angepasst. Wahrscheinlich deshalb findet Fred Bredschneyder in seinem Operettenbuch die Musik dieser Aufnahme "hier und da unnötig modernisiert". Ich vermute, dass die Produzenten einiges aus einer 1960-Verfilmung der Operette von Regisseur Werner Jacobs übernommen haben. Daran waren derselbe Dirigent (Johannes Fehring), dieselben Bearbeiter (Feltz und Gietz) und derselbe Leopold: Peter Alexander beschäftigt.
1970: Studio-Aufnahme 'IM WEISSEN RÖSSL' vom 18. September (Eurodisc SONY/BMG nr. 88697 18807 2) mit Ingeborg Hallstein (Josepha, Wirtin zum 'Weissen Rössl'), Peter Alexander (Leopold, Zahlkellner), Peter René Körner (Giesecke, Fabrikant aus Berlin), Erika Köth (Ottilie, seine Tochter), Rudolf Schock (Dr. Siedler, Rechtsanwalt aus Berlin), Wilhelm Pilgram (Prof.Dr. Hinzelmann), Uschi Glas (Klärchen, seine Tochter), Gunther Philipp (Sigismund Sülzheimer), Paul Hörbiger (gids), Wilhelm Hufnagel (Kaiser Franz Joseph), Archibald Eser und Fredi Dürmeier (Piccolo), Hilde Ott (Käthi, Briefträgerin) und JOHANNES FEHRING (Dir.)
LP-Hülle 1970 wird CD-Cover Eurodisc Sony/Bmg 88697/ 18807 2
Ein anderes Problem dieser Aufnahme ist, dass ich den starken Eindruck habe, die Stars sind nicht für 'Im weissen Rössl' da. Die Operette ist nur für die Stars da, insbesondere für Peter Alexander.
Im Grunde genommen, haben wir mit der Luxus-Aufnahme einer der zahllosen Peter Alexanders-Shows zu tun, die in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts im Fernsehen liefen.
In solch einer Show empfing Alexander bekannte Kollegen aus dem Musik- Theater- und Filmgeschäft, aber selbstverständlich befand sich der Sänger selber im Mittelpunkt.
Und das ist hier auch der Fall.
Ein anderes Problem dieser Aufnahme ist, dass ich den starken Eindruck habe, die Stars sind nicht für 'Im weissen Rössl' da. Die Operette ist nur für die Stars da, insbesondere für Peter Alexander.
Im Grunde genommen, haben wir mit der Luxus-Aufnahme einer der zahllosen Peter Alexanders-Shows zu tun, die in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts im Fernsehen liefen.
In solch einer Show empfing Alexander bekannte Kollegen aus dem Musik- Theater- und Filmgeschäft, aber selbstverständlich befand sich der Sänger selber im Mittelpunkt.
Und das ist hier auch der Fall.
'Peter Alexander präsentiert' Hallstein, Köth und Schock aus der Operetten- und Opernwelt, Hörbiger, Philipp, Körner, Glas, Pilgram und Hufnagel aus der Welt des gesprochenen Theaters und Tonfilms. Dazu noch zwei Kinder und eine Sängerin, die eindrucksvoll jodeln kann. Alexanders Stimme bei der Aufnahme scheint dem Mikrophon am nächsten gewesen zu sein. Ein wenig Nachklang macht sie überdies grösser. Das beabsichtigte Resultat müsste sein, dass wir einem kapitalen Leopold zuhören. Aber leider wird dieses Resultat nicht erreicht.
Natürlich ist Peter Alexander (1926-2011) ein grossartiger Künstler. Er hat Personality, eine warme, flexibele Stimme und ist charmant. Aber in dieser Hauptrolle in einer Operette wird er (fast) nie Leopold. Er ist und bleibt Peter Alexander, der nicht imstande ist, in seinem darzustellenden Charakter aufzugehen. Er übertreibt und wirkt allzu gewandt und selbsteingenommen. Mitten im 2. Akt (Tracks 11, 12, 13) gerate ich sogar gelangweilt, wenn er 12 Minuten nahezu allein der Solist ist, und dann überhört man fast, dass er das Chanson 'Zuschau'n kann i net' wirklich sehr schön singt. Aber das ist in seiner Wüste dann wohl die Oase. Durch diese Oase verstehen wir noch vor Toresschluss, dass er in den Fünfzigern auf der Schallplatte und im Rundfunk als Buffo-Bariton in kleineren Rollen gekonnt Operette sang. Und auch soll memoriert werden, dass Eurodisc zweieinhalb Jahre vor 'Im weissen Rössl' eine (sehr) komplette Ausführung von Offenbachs 'La Vie Parisienne' unter Dirigent Franz Allers produzierte, worin Ferry Gruber UND Peter Alexander als Pariser Bonvivants in ihrem Element waren. Sie und die anderen grandiosen Mitwirkenden, die vorwiegend Opernstars waren, standen damals im Dienste Offenbachs und nicht umgekehrt.
Ingeborg Hallstein (1936) macht als die Wirtin zum 'Weissen Rössl' einen einigermassen 'entwurzelten' Eindruck. Vielleicht hätte Eurodisc Renate Holm als Josepha casten müssen, weil sie auch schön singt und die bessere Schauspielerin ist.
Natürlich ist Peter Alexander (1926-2011) ein grossartiger Künstler. Er hat Personality, eine warme, flexibele Stimme und ist charmant. Aber in dieser Hauptrolle in einer Operette wird er (fast) nie Leopold. Er ist und bleibt Peter Alexander, der nicht imstande ist, in seinem darzustellenden Charakter aufzugehen. Er übertreibt und wirkt allzu gewandt und selbsteingenommen. Mitten im 2. Akt (Tracks 11, 12, 13) gerate ich sogar gelangweilt, wenn er 12 Minuten nahezu allein der Solist ist, und dann überhört man fast, dass er das Chanson 'Zuschau'n kann i net' wirklich sehr schön singt. Aber das ist in seiner Wüste dann wohl die Oase. Durch diese Oase verstehen wir noch vor Toresschluss, dass er in den Fünfzigern auf der Schallplatte und im Rundfunk als Buffo-Bariton in kleineren Rollen gekonnt Operette sang. Und auch soll memoriert werden, dass Eurodisc zweieinhalb Jahre vor 'Im weissen Rössl' eine (sehr) komplette Ausführung von Offenbachs 'La Vie Parisienne' unter Dirigent Franz Allers produzierte, worin Ferry Gruber UND Peter Alexander als Pariser Bonvivants in ihrem Element waren. Sie und die anderen grandiosen Mitwirkenden, die vorwiegend Opernstars waren, standen damals im Dienste Offenbachs und nicht umgekehrt.
Ingeborg Hallstein (1936) macht als die Wirtin zum 'Weissen Rössl' einen einigermassen 'entwurzelten' Eindruck. Vielleicht hätte Eurodisc Renate Holm als Josepha casten müssen, weil sie auch schön singt und die bessere Schauspielerin ist.
I. Hallstein
P. R. Körner (r)
Rudolf Schock, obschon in dem Jahr nach seiner Herzoperation vokal nicht ganz geschmeidig, behält als eleganter Rechtsanwalt und Tourist Otto Siedler trotz aller Textkürzungen seine Glaubwürdigkeit. In der Titelmelodie ('Im weissen Rössl am Wolfgangsee'- Track 6) demonstriert er mühelos, wie ein Sänger seiner Qualität kurz nacheinander innerhalb ein paar einfacher, kleiner Sätze eine Atmosphäre vom 'Glück, das vor der Tür steht' und vom 'Abschied, der (nach herrlichem Urlaub) weh tut' heraufbeschwört.
Die Stolz-Duette singen Erika Köth (1925-1989) und Rudolf Schock mit hörbarem Spass. Erika Köth, Schocks grosse Partnerin in vielen Opern- und Operettenauftritten, ist die Ottilie, Tochter des Geschäftsmannes Giesecke.
Die Stolz-Duette singen Erika Köth (1925-1989) und Rudolf Schock mit hörbarem Spass. Erika Köth, Schocks grosse Partnerin in vielen Opern- und Operettenauftritten, ist die Ottilie, Tochter des Geschäftsmannes Giesecke.
R. Schock
G. Philipp (r)
Peter René Körner (1921-1989) ist eine Luxusbesetzung für die Rolle von Giesecke. Schon früher sang/sprach er mit rauher Stimme Benatzkys Texte. Er verdiente sich die Sporen im Fernsehen (und wurde TV-Star für Kinder!), im Kino, Theater und Hörspielstudio. Ebenso wie die anderen Schauspieler in der Aufnahme (Wilhelm Pilgram, Wilhelm Hufnagel) liefert Körner ausgezeichnete fachmännische Arbeit.
U. Glas
P. Hörbiger (r)
Das liefert Gunther Philipp (1918-2003) genauso. Zusammen mit der damals noch 26-jährigen Uschi Glas singt/sagt er einige köstliche Duette. Er spielte übrigens den Sigismund auch in der schon genannten Werner Jacobs-Verfilmung der Operette aus dem Jahre 1960.
A. Eser
H. Ott (r)
Extra Attraktionen sind Hilde Ott, die 'nicht lesen und schreiben', aber wohl Briefe tragen und jodeln kann, UND der renommierte Schauspiel- und Filmdarsteller Paul Hörbiger (1894-1981) als 'Reiseführer'. Über ihn steht diese Aufnahme doch noch in direkter Verbindung mit der Weltpremiere, worin ein junger Hörbiger 1930 einen alten Kaiser spielte.
Dirigent Johannes Fehring (1926-2004) und Textbearbeiter Kurt Feltz arbeiteten oft mit Peter Alexander zusammen.
Fehrings vielfarbiger Hintergrund ist der des Jazz, der Big Bands, der Filmmusik und des Musicals.
Fehrings vielfarbiger Hintergrund ist der des Jazz, der Big Bands, der Filmmusik und des Musicals.
ZUSAMMENFASSEND: Man kann an dieser Aufnahme von Benatzkys berühmtem Singspiel fundierte Kritik üben. Aber es gibt Pluspunkte. Ja, es ist sogar möglich, sie als wertvolles, historisches Dokument zu betrachten. Sie dokumentiert ja den Charakter der grossen TV-Shows aus den sechziger und siebziger Jahren, und legt vielseitige, oft überraschende Leistungen geliebter Sänger und Schauspieler aus dem vorigen Jahrhundert für die Nachkommenschaft fest. Sie erinnert zugleich an eine Zeit, worin sich breite Schichten der europäischen Bevölkerung ihr kulturelles Amüsement, gebannt vor dem Fernsehapparat, erwarben.
RUDOLF SCHOCK SINGT: 'Ich weiss auf der Wieden ein kleines Hotel' (Text u. Musik: Ralph Benatzky)
1969: Studio-Aufnahme vom 20. Februar (Ariola/Eurodisc LP 79237 IE), Rudolf Schock wird vom Berliner Symphoniker begleitet. Dirigent ist ROBERT STOLZ.
AriolaLP
79237 IE
Einige Monate vor dem ersten Herzinfarkt (Sommer 1969) nimmt Rudolf Schock in Berlin mit Robert Stolz und dem Günther Arndt-Chor zwölf berühmte (teils Operetten-) Lieder auf, worin die Stadt Wien zentral steht. Die Kompositionen sind von Arnold, Benatzky, Eysler, Kreuder, Stolz, Johann Strauss Jr., Strecker und Ziehrer, und das Ganze will ein 'Gruss an Wien' sein. Leider ist bis auf heute wenig oder nichts davon auf CD veröffentlicht worden. Das ist schade, denn die Lieder sind schön, die Aufnahmen gelungen und Schock ist vortrefflich bei Stimme.
Das elegante Chanson von Benatzky aus dem Jahre 1915 erreichte einen volksliedhaften Status und ist eine subtile, musikalische Schilderung eines Vorfalls auf einer sonnenhelle Terrasse, auf der die Ich-Person einen jungen Mann beobachtet, der ein paar Zeilen an ein hübsches Mädchen schreibt, das einige Tische weiter Eis löffelt. Der Wind bekommt den Zettel in den Griff und die Folgen lösen die allerschönsten Gefühle bei der Ich-Person aus. Rudolf Schock singt die kleine Liebesgeschichte plastisch und leidenschaftlich. Die Ausführung von Benatzkys Lied zeigt eins von Schocks Talenten: den einfachen und natürlichen Vortrag, womit er seinen Zuhörern Kunstlieder, Volkslieder und 'Chansons' übermittelt (Bitte, sieh LINK ganz oben!)
Krijn de Lege, September 2008/Dezember 2018